Vor Ort: Merz textile Dienstleistungen, Wurmberg bei Pforzheim Neubau in Rekordzeit

Seit vergangenem Jahr arbeitet die Wäscherei Merz in ihrem Neubau bei Wurmberg, wenige Kilometer vom alten Standort entfernt. Mit dem Umzug erfolgte auch eine komplette technische Umorientierung auf kompromisslose Energie- und Ressourceneinsparung. Vorrangiges Ziel war es dabei, den Formteile-Finish möglichst rationell und effizient zu gestalten.Neubau in Rekordzeit Die Wäscherei Merz feiert im kommenden Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Im Jahr 1950 wurde sie handelsgerichtlich als gewerbliche Unternehmung in Niefern-Öschelbronn eingetragen. Niefern-Öschelbronn ist eine Gemeinde etwa zehn Kilometer östlich von Pforzheim, im hügeligen nördlichen Umland der Landeshauptstadt Stuttgart gelegen. Die Geschichte der Wäscherei begann allerdings bereits 1945, als die Inhaberin eines Gemischtwarenladens, Anna Merz, als Nebentätigkeit damit begann, für ihre Kunden aus der Nachbarschaft zu waschen. Ihre Tochter Hannelore und deren Ehemann Helmut Burkhard machten aus dem Dienstleistungs-Anhängsel eine eigenständige Unternehmung und vollzogen fünf Jahre nach Kriegsende die offizielle Gründung der Wäscherei. Das Nachkriegsunternehmen hieß weiterhin Wäscherei Merz, es florierte und sein Name stand für Zuverlässigkeit und erstklassige Qualitätsarbeit. Daran änderte sich auch nichts, als Sohn Volker Burkhard 1986 die Verantwortung im Wäschereibetrieb übernahm. Mittlerweile wurde auch der Kundenkreis entscheidend aus dem privaten Bereich auf die gewerbliche Wäsche umgestellt. Merz wusch und wäscht viel für Alten- und Pflegeheime. Eine ganze Reihe von Hotels zählen zu den Kunden ebenso wie Krankenhäuser des Umlandes. Insgesamt kommen so etwa acht Tonnen Wäsche pro Tag zusammen. Noch etwa eine Tonne kommt hinzu, die es „in sich“ hat: die in Großbetrieben der Wäscherei nicht übermäßig geschätzte Bewohnerwäsche aus Senioreneinrichtungen. Volker Burkhard, der gelernte Textilreinigermeister, führte ein Unternehmen, das mit der Zeit und dem beginnenden neuen Jahrhundert an die Grenzen seiner Entwicklungsmöglichkeiten gekommen war. Die Betriebsstätte in Niefern lag mitten in einem Wohngebiet, notwendige und zukunftssichernde Erweiterungen waren dort vollkommen ausgeschlossen. Weitermachen wie bisher, ohne Perspektiven für eine Weiterentwicklung, kam für den agilen Wäschereichef nicht in Frage. Im benachbarten Wurmberg suchte und fand er in einem neu erschlossenen Gewerbegebiet das passende Grundstück. Am 24. Januar vergangenen Jahres wurde mit dem Bau einer großzügigen Halle begonnen. Bereits am 9. Juni, nach der kurzen Zeit von etwas mehr als vier Monaten, wurde der Betrieb in Wurmberg aufgenommen. Mit eingerechnet in diese Rekordfrist waren der Umzug der Maschinen, die Anlieferung der neuen Technik sowie Installationsarbeiten. „Freitag war Schluss in Niefern und Montag haben wir mit der Produktion in der neuen Halle angefangen, da hat alles optimal gepasst“, erzählt Volker Burkhard. Vor allem in Bezug auf ihre Energiewirtschaft verkörpert die in Wurmberg „auf der grünen Wiese“ entstandene Wäscherei ein geradezu revolutionäres Konzept. „Merz textile Dienstleistungen“, wie das Unternehmen zeitgemäß heißt, wurde strikt mit dem Blick auf Energieeinsparungen konzipiert und realisiert. Gas spielt als Energielieferant für die Maschinen die Hauptrolle, Dampf, das klassische Beheizungsmedium, muss sich mit einer Komparsenrolle abfinden. Die hochleistungsfähige Wäschereitechnik bei Merz in Wurmberg kommt mit einem Schnelldampferzeuger der Leistungsstufe 300 Kilogramm pro Stunde voll und ganz aus. Vorrangiges Ziel Burkhards war es, den Formteile-Finish möglichst rationell und effizient zu gestalten. Was in dieser Abteilung zur Bearbeitung ansteht, ist ein breites Spektrum unterschiedlicher Teile, die sich einer standardisierten Behandlung voll und ganz entziehen. Die hier einzusetzende Maschine musste universellen Charakter haben, dabei aber eine hohe Finish-Qualität liefern können. Prinzipiell kam also nur eine sehr große Presse in Frage im alten Betrieb erledigte diese vielschichtige Arbeit beispielsweise eine Karussellpresse. Und so sollte eine Presse auch im neuen Betrieb die zentrale Maschine werden, beschloss Burkhard. Um in einem Pressvorgang auch mehrere Teile gleichzeitig bearbeiten zu können, sollte diesmal allerdings kein Karussell, sondern eine leistungsfähige Universalpresse mit geräumiger Pressfläche eingesetzt werden. Zur Maschine seiner Wahl wurde die „Mabi 53“ des italienischen Herstellers Malavasi, Vigevano, dessen Produkte von der Pallas Finish-Systeme in Deutschland vertrieben werden. „Mabi 53“ zeichnet sich durch die üppigen Maße ihrer Pressfläche aus sie bietet laut Hersteller eine voll nutzbare Fläche von 1.700 u 500 mm. Auf dieser Maschine werden bei Merz beispielsweise T-Shirts, Hosen und Vorhänge geglättet. Sowie eine riesige Menge an Schürzen, die die Wäscherei jeden Tag erreicht. Bei Bügelpressen dieser Dimension ergibt sich immer das Problem des gleichmäßigen Pressdrucks. Würde die Druckverteilung ungenau und unterschiedlich ausfallen, wäre eine drastische Minderung der Finish-Qualität die Folge. Bei der neuen Presse der Wäscherei Merz wird der Druck, den die Hydraulik auf das Pressenoberteil ausübt, jedoch mechanisch auf mehrere gleichberechtigte Druckpunkte verteilt. Somit ergibt sich über die gesamte Fläche ein völlig gleichmäßiger Pressdruck. Vervollständigt wird die maschinelle Ausstattung der Formteilefinish-Abteilung der Merz-Wäscherei durch den Hemden-Spezialfinisher „Trevistar“ von Trevil, einem Produzenten, der durch Pallas in Deutschland vertreten wird. Der neue Finisher bewältigt den in den letzten Jahren stark angewachsenen Hemdenanteil, den Merz textile Dienstleistungen zu verzeichnen hat. Und schließlich dient ein Saug-/Blasbügeltisch mit Unterdampf dem manuellen Finish.Klaus Peter Lang