Serialisierte GTIN im Textilservice Branchenstandard soll Digitalisierung voranbringen

Zugehörige Themenseiten:
RFID-Technologie

Ein Branchenstandard soll die Digitalisierung in der Textilpflegebranche vorantreiben. Dieses Ziel hat sich der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) gemeinsam mit Hohenstein und der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e.V. gesetzt. Als Standard für die Textilpflegebranche wird in Zukunft die serialisierte GTIN, oder auch SGTIN (Serial Global Trade Item Number) genannt, empfohlen.

Empfehlung für Branchenstandard ausgesprochen
Der Branchenstandard GTIN, oder auch SGTIN genannt, soll die Digitalisierung der Textilpflegebranche vorantreiben. - © auremar – stock.adobe.com

Seit knapp zwei Jahren arbeiten die Standardisierungsexperten des Kompetenzzentrums eStandards mit mit dem Arbeitskreis Digitalisierung des Deutschen Textilreinigungs-Verbands zusammen. Das Ziel: Die Digitalisierung der Prozesse im Textilservice zu unterstützen. Eine Kernerkenntnis der Zusammenarbeit: Die RFID-Technologie (Radio-Frequency Identification) biete sich zur Abbildung der Textilkreisläufe zwar an, jedoch setzen viele Unternehmen nur die eigene Idee für eine RFID-Kennzeichnung um. Dies sei der Beginn eines Prozesses gewesen, an dessen Ende nun die Empfehlung eines Branchenstandards für die Identifikation und Kennzeichnung in der Textilpflegebranche steht.

Insellösungen einzelner Unternehmen nicht kompatibel

Fe hlende Interoperabilität der einzelnen Branchenteilnehmer gestoßen ist laut Arbeitskreis ein Problem für die Branche. Die meisten Textilserviceunternehmen verfügen über Insellösungen, die wenig bis keinerlei digitalen Austausch zulassen. Das wiederum stünde einer schnelleren, nachhaltigeren Digitalisierung der Branche im Weg. Denn insbesondere im Textilservice mit wiederkehrenden Textilteilen in einem Service-Kreislauf, sorge der Mangel an Standards für erhebliche Effizienzverluste, z.B. bei der regelmäßigen Aufbereitung von Berufsbekleidung für Handwerk und Industrie sowie Wäsche aus Hotels, Krankenhäusern oder Altenheimen.

Deshalb hat der DTV-Arbeitskreis Digitalisierung nach eigenen Angaben beschlossen, eine einheitliche Identifikation, Kennzeichnung und Definition der Stammdaten für textile Artikel zu erarbeiten. Wichtig für die Akzeptanz in der Branche sei: alle Branchenteilnehmer – von Textilherstellern und Konfektionären über Software-Dienstleister und Forschungseinrichtungen bis hin zu Textilpflegeunternehmen – hätten an der Ausarbeitung des Branchenstandards teilgenommen.

DTV-Workshop Digitalisierung
In Workshops wurden die ersten Weichen für den neuen Branchenstandard gelegt. Hinweis: Dieses Foto entstand bereits 2019. - © Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards

Laut dem Kompetenzzentrum eStandards fungieren Standards zur Identifikation und Kennzeichnung grundsätzlich als eine Art Basisvokabular zwischen unterschiedlichen Systemen. Sie würden helfen, komplexe Prozesse durch eine elektronische Verarbeitung schneller sowie effizienter zu gestalten und damit für eine höhere Effizienz der Wertschöpfungskette sorgen.

Im Mittelpunkt der Entwicklung eines Branchenstandards für die Textilpflegebranche sei deshalb die Frage gestanden, wie die einzelnen Wäschestücke eindeutig und überschneidungsfrei identifiziert werden könnten. Außerdem sollte es ein Standard sein, der auch international genutzt werde, da viele Textilhersteller ihre Produktionsstätten außerhalb Europas betrieben. Dazu sind mehrere Workshops mit dem Technikausschuss des DTV durchgeführt worden, Themen seien die Identifikation und Kennzeichnung von Wäschestücken und die Anwendung sowie Rückverfolgbarkeit in Basisprozessen zwischen Herstellern, Kunden und Dienstleistern gewesen. Außerdem habe sich die Frage gestellt, welche Stammdatenattribute, wie z.B. Größe und Farbe, ein Wäschestück eindeutig beschrieben.

Standard für Digitalisierung empfohlen

Das Ergebnis: Als Standard für die Textilpflegebranche wird in Zukunft die serialisierte GTIN, oder auch SGTIN (Serial Global Trade Item Number) genannt, empfohlen. So könnten Einzelstücke eindeutig identifiziert werden. Als Datenträger könnten sowohl RFID als auch standardisierte Barcodes genutzt werden. "Mit dieser Verbandsempfehlung ist eine Basis für die weiterführende Digitalisierung in der Branche geschaffen worden. Wenn die Branche eine Sprache spricht, kann das ein Wegbereiter für weitere Möglichkeiten der Digitalisierung bedeuten", so Niklas Kuhnert, Standardisierungsexperte des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards.

Auch bei den nächsten Schritten des Standardisierungsprozesses will das Kompetenzzentrum den DTV-Arbeitskreis Digitalisierung begleiten, wie z.B. bei der Definition der Stammdaten und Prozesse. Außerdem seien begleitende Online-Seminare für die Textilpflegebranche geplant. Dort könnten sich interessierte Unternehmen über den Standard und dessen Anwendungsmöglichkeiten informieren, Fragen stellen und sich mit anderen Unternehmen austauschen.

Auch wenn der Branchenstandard erst eine Empfehlung des DTV ist, würde damit die Voraussetzung für eine schnellere und nachhaltige Digitalisierung in der Textilpflegebranche geschaffen. Auf dieser Basis seien in Zukunft weiterreichende digitale Technologien, wie zum Beispiel der Einsatz von Internet of Things (IoT), Blockchain oder Künstliche Intelligenz denkbar.