Mitgliederversammlung des HTV und der Textilreiniger-Innung Hessen Nicht an guter Laune sparen

Vom 2. bis 4. November trafen sich die hessischen Textilreiniger in Heppenheim. Wie jedes Jahr wurde den Teilnehmern eine Mischung aus Geselligkeit, Meinungsaustausch und Fachinformationen geboten. Schwerpunkt der Vorträge waren Einsparungen bei Energie und Wasser.

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    1Der Vorstand von Innung und Verband:Reiner Hofferberth, Günther Leitzbach, Ursula Hau-Gebhardt, Karlheinz Maul, Martina Diener, Erik Puth, Gerhard Hanisch und Ehrenvorsitzender Gustav Jöckel (v.l.n.r.).2Dieter Ginsky sprach über Dampf und Kondensatorsysteme.3Über Wasser- und Energieeinsparungen referierte Thomas Hörig.Fotos lin
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    Dieter Ginsky sprach über Dampf und Kondensatorsysteme.
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    Wasser- und Energieeinsparungen waren das Thema von Thomas Hörig.
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    Walli Noczinski (links)gratulierte Reiner und Renate Christ zum 75-jährigen Bestehen ihres Betriebes.Fotos lin
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    Die Handwerkskammer Wiesbaden ehrte die Erich (2.v.l.), Erik (3.v.l.) und Anja Puth (rechts) anlässlich des 100-jährigen Jubiläums ihres Betriebes.

Nicht an guter Laune sparen

Die Preise für Wasser haben sich in den letzten fünf Jahren um 40 Prozent erhöht. Ein Barrel Öl kostet heute knapp unter 100Euro. Grund genug, die Textilreiniger darüber zu informieren, wie sie in ihren Betrieben Ressourcen sparen können. Dieter Ginsky von der Gestra Akademie befasste sich mit Energiesparmöglichkeiten im Dampf-/Kondensatsystem in Wäschereien, Thomas Hörig allgemein mit Wasser- und Energieeinsparungen.

Dampf- und Kondensatsysteme sind die Schwerpunkte der Firma Gestra, die seit 2002 zu Flowserve Flow Control gehört. Bei der Dampferzeugung müsse die Leistung des Dampfkessels optimal auf den tatsächlichen Verbrauch ausgelegt werden, sagte der Referent. Für Dampfkesselanlagen, die nur eingeschränkt oder unter gar keiner Aufsicht stehen, empfahl er eine automatische Abschlammung und Absalzung. Auch für Schnelldampferzeuger mit Dampftrockner ist eine automatische Abschlammung und Absalzung möglich. Dazu wird der Ventilkegel schlagartig für rund zwei Sekunden geöffnet, um den Kesselschlamm zu entfernen. Für eine optimale Dampfverteilung sind die Rohrleitungswege ausschlaggebend. Das Problem:Sattdampf, Entspannungsdampf, Kondensat und Wasser strömen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Daran müssen die Durchmesser der Rohrleitungen angepasst werden. Um die Qualität des Dampfes zu verbessern, kann dieser z.B. durch einen Dampftrockner geleitet werden, der Wassertröpfchen und Kondensat aus den Dampfleitungen ausschleust. Ein solcher kann z.B. hinter dem Dampfkessel oder vor dem Wärmetauscher installiert sein. Die beste Dampfqualität für einen optimalen Wärmedurchgang liefert der trockene Sattdampf.

„Die Trockenheit des Dampfes kann nicht gemessen werden“, gibt Ginsky zu bedenken. Dennoch merkt der Wäscher, wenn sein Dampf nass ist, da sich dann die Verdampfungswärme reduziert und er seine Dampfmenge erhöhen muss. Die Sattdampftafel zeigt: Je geringer der Druck, desto besser die Heizung und desto geringer der Entspannungsdampf.

Dampfdruck und Verdampfungswärme regelt ein Druckregler mechanisch ohne weitere Energie zu benötigen. In einer Gegenüberstellung der Dampfverbräuche und Kosten eines Wärmetauschers bei unterschiedlichen Dampfdrücken zeigte der Referent, dass ein Erwärmungsprozess statt mit 10 bar auch mit 4 bar betrieben werden kann. Dann ist jedoch eine größere Heizfläche und dadurch ein größerer Wärmetauscher notwendig. Die Luft im Dampf beträgt beim Anfahren der Maschine bis 80 Prozent. Zum Aufheizen sollte ihr Anteil z.B. mit einem zusätzlichen Entlüfter an der Mangel jedoch reduziert werden. Um das Kondensat abzuleiten, können Ableiter ohne Frischdampfverlust und mit guter Entlüftung eingebaut werden. Um Dampfverluste zu vermeiden, sollten diese mit Ableiterüberwachungen ausgestattet sein. Überwacht werden die Ableiter mit einem so genannten Vaposkop, das auf Dampfdurchschlag und Kondensatrückstau aufmerksam macht. Die vollautomatische Lösung bietet „7 NRA – die permanente Ableiterüberwachung“. Das Gerät überprüft bis zu 16 Ableiter gleichzeitig auf Dampfverlust und Kondensatstau. Zur richtigen Dimensionierung der Dampf- und Kondensatleitungen hat der Hersteller eine Kondensatfibel herausgegeben.

Durch einen thermischen Kondensatableiter kann der Entspannungsdampf reduziert werden, im Beispiel des Referenten sogar auf 63 Prozent. In einer anderen Rechnung zeigte er, dass die Rückgewinnung von 100 kg Entspannungsdampf in 6.000 Betriebsstunden bei einer Reduzierung von 13 auf 3 bar 24.000 Euro im Jahr (bei einem Dampfpreis von 40 Euro/t) spart. Ginskys Fazit:Größtes Einsparpotenzial bieten Kondensat und Entspannungsdampf.

Einsparungen waren auch das Thema von Thomas Hörig. So kann mit einer Abwasserrückgewinnungsanlage dem Abwasser die Wärme entzogen und dem kalten Frischwasser zugeführt werden. Die Firma Christeyns – deren Hauptgeschäftsfeld die Waschchemie ist – bietet dazu zwei Produkte an. Beim Heat XEnergo wird das Abwasser durch die inneren Röhren gepumpt und Frischwasser dem Abwasser im Gegenstromprinzip entgegengespült. Ein eingebautes Umschaltventil sorgt für die Rückspülung. Beim Heat XRotor wird Frischwasser durch rotierende Scheiben gepumpt und das Abwasser läuft – ebenfalls im Gegenstromprinzip – im Becken dem Frischwasser entgegen. Das Ergebnis beider Geräte:Die Maschinen benötigen weniger Energie, durch das warme Spülen entsteht weniger Restfeuchte und der Spüleffekt verbessert sich. Die Volltrockenzeiten verkürzen sich und die Mangelgeschwindigkeit erhöht sich. Insgesamt können laut Referent 12–20 Prozent Energie eingepart werden. Das so genannte Regain-System ist eine prozessintegrierte Wasserfiltration, deren Kern ein Edelstahlfilter ist. Dabei läuft das Prozesswasser durch den im Zylinder rotierenden Spaltfilter. Verunreinigungen werden aus dem unteren Teil des Zylinders herausgespült. Das gefilterte Wasser läuft oberhalb des Filters aus dem Zylinder. Durch die Filtration kann das Prozesswasser wieder verwendet werden. Da das gefilterte Wasser seine Temperatur beibehält, geht keine Energie verloren. In Abhängigkeit von Betriebszeit und Druckdifferenz der Wasserströme sei das System nahezu selbstreinigend, sagte Hörig. Ein Metallschaber entfernt die Rückstände von der Filteroberfläche. Der Frischwasserbedarf reduziert sich bei einem Standardwaschverfahren laut Referent um 2 bis 3 l/kg Wäsche, bei Waschschleuderautomaten könnten sogar 30 bis 60 Prozent eingespart werden. Zudem seien Energieeinparungen von 15 bis 40 Prozent möglich.

Weniger sparsam gingen die Teilnehmer am Gesellschaftsabend mit ihrer guten Laune um. „Zum festlichen Waschen und Reinigen“ gehörten die Ehrungen zweier Kollegenbetriebe sowie der Auftritt des Bauchredners Marwisch mit seinem „schrägen Vogel“ Julius. Traditionell war auch die Tanzgruppe der 1. Steinheim Karnevalsgesellschaft an diesem Abend zu Gastmit ihrem Programm „We will rock you“. lin