Nach den Ferien Post-Holiday-Syndrom: Rituale erhalten Urlaubsgefühl

Die Sommerurlaubszeit ist vorbei, die Arbeit ruft. Doch manchem will die Rückkehr in den Alltag nicht so recht gelingen. „Post-Holiday-Syndrom“ wird es genannt, wenn man nach dem Urlaub weniger leistungsfähig ist. Was man dagegen machen kann, erfahren Sie im Folgenden.

Bettina Schorlemer
Bettina von Schorlemer vom Frankfurter Therapiezentrum. - © Bettina Schorlemer

Rituale erhalten Urlaubsgefühl

Es waren zwei herrliche Wochen mit Sonne, Strand und Meer. Doch jetzt warten die Berge - und zwar von Arbeit. Die meisten kennen wohl das ungute Gefühl, nach dem Urlaub wieder in den Alltag zurückzukehren. Die ersten Tage im Betrieb empfinden einige fast schon als Qual. Man ist unmotiviert, antriebslos und unkonzentriert. Im schlimmsten Fall kommen Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Herzflattern dazu. Psychologen bezeichnen das als „Post-Holiday-Syndrom“.

RWTextilservice hat mit Bettina von Schorlemer vom Frankfurter Therapiezentrum gesprochen. Sie beschreibt das Post-Holiday-Syndrom so: „Unmittelbar nach dem Urlaub hat man ein Leistungstief am Arbeitsplatz.“ Zu den Symptomen gehört z.B. Motivationsverlust, der sich extrem äußert: „Man denkt abends immer schon mit Grauen an den nächsten Morgen - und kann seine Freizeit so nicht richtig genießen“, erläutert von Schorlemer. Durch Konzentrationsstörungen braucht man für ansonsten leicht von der Hand gehende Arbeiten sehr lange. Je nach Typ können Kopfschmerzen, Probleme im Magen-Darm-Bereich und Verspannungen hinzukommen.

Gefährlich wird das Syndrom vor allem nach einem längeren Zeitraum - ab etwa drei Wochen. Hier besteht die Gefahr, in eine langanhaltende Depression zu fallen. Deshalb sollte man bei Symptomen möglichst zügig einen Arzt aufsuchen, rät von Schorlemer: „Lassen Sie sich durchchecken, ob eventuell etwas im Körper nicht stimmt. Die Symptome könnten auch an einem banalen Infekt liegen, den man sich im Urlaub geholt hat.“ Wenn der Arzt nichts findet und die Symptome anhalten, sollte man überlegen, sich einen Gesprächspartner zu suchen für ein Coaching oder eine Therapie.

Lieber verfrüht zurückkehren

Am besten ist, wenn es gar nicht so weit kommt. Was kann man also für ein möglichst langanhaltendes, erholtes Urlaubsgefühl und einen erfolgreichen Start in die Arbeit danach tun? „Auf jeden Fall nicht Sonntag nachts mit dem Flieger zurückkommen und Montag morgens um 7 Uhr im Betrieb stehen“, sagt die Therapeutin und Diplom-Pädagogin. Sie empfiehlt, lieber ein bisschen verfrüht zurückzukehren, damit man ein paar Tage Zuhause ankommen kann, bevor die Arbeit wieder losgeht. Ratsam ist beispielsweise, das Urlaubsende auf einen Mittwoch zu legen oder freitags zurückzukommen. So hat man noch ein entspanntes Wochenende daheim und fängt montags wieder im Betrieb an, so die Tipps der Expertin.

Meist sind nach dem Urlaub ja auch Berge von Wäsche zu waschen - und zwar nicht nur die von Kunden, sondern auch die eigenen. Man muss die Post vom Nachbarn abholen, den Kühlschrank wieder auffüllen usw. Wer das alles vor Arbeitsantritt erledigt, hat in den folgenden Tagen weniger Stress. „So schaffen Körper und Geist den Wechsel von Erholung und Stress besser“, erläutert von Schorlemer.

Urlaubsinseln schaffen

Ein weiterer Expertentipp: „Konzentrieren Sie sich nicht nur auf einen Urlaub.“ Wer einmal im Jahr drei Wochen oder länger wegfährt, muss ein ganzes Jahr warten, bis wieder Urlaubsvorfreude aufkommt. Natürlich sammelt sich auch die Arbeit in anderem Maße an, als wenn man mehrere kürzere Urlaube nimmt. Also: Statt eines großen Jahresurlaubs lieber „Urlaubsinseln“ schaffen. „Planen Sie verteilt über das Jahr immer wieder etwas Schönes“, rät von Schorlemer, „gönnen Sie sich Dinge im Alltag, die Sie sich auch im Urlaub gönnen.“ Egal ob morgens eine Stunde Zeitung zu lesen oder nachmittags zwei Stunden im Café zu sitzen und zu quatschen - was im Urlaub gut tut, kann man auch danach z.B. als wöchentliches Ritual aufnehmen. „Oder einfach schön frühstücken statt mit dem Kaffee to go zur U-Bahn zu hetzen“, schlägt die Expertin vor. Man könnte sich auch kulinarisch etwas aus dem Urlaub behalten: Ein Stück Melone, ein mediterraner Salat oder eine Kokosnuss schmecken nach „Meer“.

Noch ein Tipp für Chefs: Wenn ein Vorgesetzter bemerkt, dass ein Mitarbeiter nach seinem Urlaub Symptome des Post-Holiday-Syndroms aufweist, sollte er ihn darauf ansprechen. „So merkt der Mitarbeiter, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt, dass auch andere registrieren, wie es ihm geht“, sagt von Schorlemer. Bevor z.B. die Unkonzentriertheit zu Unfällen führt, sollte man dem Mitarbeiter die Möglichkeit einräumen, noch ein oder zwei Tage freizunehmen. „Hauptsache, der Mitarbeiter kommt wieder im Alltag an, fühlt sich wohl und ist dann auch wieder leistungsfähig“, so von Schorlemer.