Automatisierung und Kundenbindung RFID als Schlüssel zur Industrie 4.0 in Wäschereien

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RFID-Technologie

Zu teuer, zu unzuverlässig, beim Kunden unerwünscht – noch hat es die RFID-Technologie in deutschen Textilservicebetrieben schwer. Dabei bietet sie Potenzial auf vielen Ebenen, von Automatisierung bis Kundenbindung. Ein Plädoyer für eine Technologie, die die Branche zukunftsfähig machen kann.

Tendenz steigend: In der Bekleidungsbranche ist RFID-Technologie bereits „in großem Stil“ in Verwendung.  - © Ideeah Studio - Fotolia.com

Das Tracking mit RFID in Ultrahochfrequenz (UHF) gehört zu den großen Themen der Gegenwart und der Zukunft der Wäschereibranche. Die Anbieter sprechen begeistert von den vielen Möglichkeiten, die das Tracking bietet. Die potenziellen Nutzer dagegen sehen zwar die Vorteile, die meisten haben sich aber noch nicht von der Begeisterung für die Technologie anstecken lassen. Die einen schrecken vor den Investitionskosten zurück, andere argumentieren, dass ihre Kunden das nicht wollten, während wieder andere Bedenken an der Zuverlässigkeit der Lesegeräte und Transponder äußern.

Inspiriert sind dagegen die Wäschereien, die den Schritt gewagt haben und bereits die Vorteile eines funktionierenden UHF-Systems genießen. Sie haben erkannt, dass RFID mehr bietet als die reine Nachverfolgung der Wäsche. Es ist gleichzeitig die Basis anderer zukunftsweisender Entwicklungen wie der Industrie 4.0. Wer sich inspirieren lassen will, muss eine RFID-Lösung im größeren Zusammenhang betrachten. So erkennt er, welche großen Chancen die Technologie tatsächlich eröffnet.

Automatisierung macht konkurrenzfähig

Die RFID-Technologie hat eine enge Verbindung zu einem zweiten großen Zukunftsthema der Branche, der Automatisierung. Der Trend, Vorgänge in Wäschereien zu automatisieren und zu robotisieren, ist in Deutschland nicht zuletzt wegen hoher Lohnkosten relevant. Automatisierte Abläufe senken die Kosten der Wäscherei und machen sie damit konkurrenzfähiger. Die Voraussetzung für eine intelligente und automatisierte Wäscherei ist der Informationsaustausch zwischen allen beteiligten Komponenten: Maschinen, Wäschestücken und IT-Systemen. Da die Kommunikation über Internetprotokolle stattfindet, spricht man in diesem Zusammenhang oft vom Internet der Dinge oder „IoT“.

Damit Wäschestücke kommunizieren können, sind sie mit RFID-Transpondern markiert. Führen Wäschereien RFID-Tracking ein, machen sie gleichzeitig einen großen Schritt Richtung Automatisierung. Die Transponder machen es möglich, dass jede Maschine genaue Informationen über jedes Wäschestück bekommt: Um welche Art von Wäsche handelt es sich? Wie muss es gewaschen werden? An welchen Kunden geht es?

Diese Daten sind jedoch nicht im Transponder selbst gespeichert, sondern in einer Datenbank. Die Informationen sind mithilfe einer eindeutigen Nummer einem Transponder zugeordnet. Da der Wäschereibetrieb enorme Datenmengen produziert, ist es sinnvoll, diese Daten in einer separaten Applikation aufzubereiten, die über eine Schnittstelle mit dem Warenwirtschaftssystem oder einer bestimmten Maschine die jeweils notwendigen Daten austauscht. So wird z.B. die Kapazität des ERP-Systems nicht unnötig von der Datensammlung beansprucht, sondern kann sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren.

Doch so sehr RFID-Tracking und Automatisierung zusammenhängen und sich ergänzen, so handelt es sich doch um zwei unterschiedliche Ansätze. Eine Automatisierung erfordert im Gegensatz zum Tracking, dass jedes einzelne Wäschestück mit einem Transponder versehen ist. Dabei handelt es sich um eine große Investition und auch um einen großen Aufwand, da Wäsche, die sich bereits im Umlauf befindet, nachträglich ausgestattet werden muss.

Viele Wäschereien meiden diesen teuren und aufwendigen Schritt. Als Kompromiss werden häufig 100 Prozent der Wäsche eines einzelnen Kunden mit Transpondern ausgestattet. Was zunächst nach einem sinnvollen, sanften Einstieg ins Tracking klingt, bringt in der Realität nur geringe Vorteile: Zwar weiß die Wäscherei für einen Kunden genau, wo sich dessen Wäsche befindet, sie hat aber nach wie vor keinen Überblick über ihre Abläufe. So kann sie nicht von den Einsparungen und weiteren Vorteilen profitieren, die RFID-Tracking verspricht.

Jedes Wäschestück mit Transponder versehen

Die in Deutschland bisher noch wenig verbreitete, dabei erfolgversprechendere Variante ist es, jeweils die neu eingekaufte Wäsche mit Transpondern zu versehen. Man beginnt also quer über den Kundenstamm hinweg mit einem geringen Prozentsatz und steigert den Anteil mit jedem Neukauf bis nach zwei bis fünf Jahren automatisch 100 Prozent erreicht sind. Die Applikation, die autark vom ERP-System läuft, macht diesen Ansatz möglich. Die Software ist einzig und alleine für das Tracking zuständig und deswegen in der Lage, auch bei einer unvollständigen Aufrüstung zuverlässige Statistiken und damit alle Vorteile eines Trackings zu liefern.

So könne Wäschereien direkt nach der Einführung des Trackings das Gespräch mit all ihren Kunden suchen. Die RFID-Technologie bietet nämlich das Potenzial, das Verhältnis der Wäschereien zu ihren Kunden grundsätzlich neu zu gestalten. UHF-RFID ermöglicht ein nie dagewesenes Wissen über den Verbleib und die Geschichte jedes Wäschestücks. Damit die Kunden dies als Gewinn statt als Bedrohung erkennen, müssen auch sie Zugang zu den Daten über ihre Wäschestücke bekommen. Dies ist mittels einer Cloud-Applikation möglich.

Transparenz für Wäscherei und Kunden

Die Applikation bietet den Wäschereien zu jeder Zeit den Überblick über sämtliche Daten zu all ihren Wäschestücken. Sie wissen, wann jedes Stück zuletzt gewaschen wurde, welchem Kunden es momentan zugeteilt ist und wo es sich gerade befindet. Die Cloud schafft Transparenz. Diese Transparenz kann eine Wäscherei auch ihren Kunden geben. Sie haben einen eigenen Zugang zur Applikation und sehen so beispielsweise, wie oft die Wäsche benutzt wird, bevor sie verschleißt, wie viel Wäsche sich wo auf Lager befindet und ob die Hygienevorschriften eingehalten werden. Die Kunden der Wäscherei profitieren also selbst maßgeblich vom Tracking.

Durch mobile Lesegeräte können beim Kunden weitere Daten erhoben werden, die z.B. Krankenhäuser oder Hotels bei der Verwaltung ihrer Wäsche unterstützen. Dank der neuen Transparenz führen Wäschereien und ihre Kunden besser informierte und vertrauensvollere Gespräche. Gemeinsam können sie an bestmöglichem Service und optimaler Qualität feilen und damit ihre Beziehung stärken, was zu höherer Kundenbindung führt.

Die RFID-Technologie eröffnet Wäschereien den Weg hin zur Industrie 4.0, den Weg in die Zukunft. Wäsche, die sich autonom durch die Wäscherei bewegt, und Maschinen, die selbst wissen, was sie tun müssen – das klang vor einigen Jahren noch wie Science-Fiction. Heute ist diese Zukunft in greifbar Nähe. Damit sie vollends Realität werden kann, müssen Wäschereien über einzelne Maschinen oder Transponder hinausdenken. Sie müssen sich von den Möglichkeiten der Technologie inspirieren lassen, ein Ziel vor Augen haben und damit zielstrebig auf die Veränderung zugehen – vielleicht auch einen Schritt über die Komfortzone hinaus.

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RFID ist nicht nur im Textilservice, sondern auch in der Textil- und Bekleidungsindustrie ein großes Thema. RWTextilservice hat recherchiert, wo die Sender-Empfänger-Systeme zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren von Objekten schon im „textilen“ Einsatz sind und wie die Textilpflegebranche davon profitieren könnte. Den Artikel dazu lesen Sie hier .

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