Ziwatex Zittauer Wäschereiservice Textilpflege GmbH Riskante Tragegewohnheiten

Eignet sich Berufsbekleidung und PSA eher zur Miete oder besser als Auftragswäsche? Bevor der Dienstleister ein Angebot kalkuliert, sollte er sich gut über das branchenspezifische Umfeld des Kunden informieren und Risiken und Rentabilität gegeneinander abwägen.

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    Die Pflege extravaganter Berufsbekleidung ist nur im Rahmen der Auftragswäsche rentabel.
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    Jeder Handgriff sitzt bei der Vorbereitung der Mietflachwäsche für die Auslieferung.Fotos: Wylegalla

Riskante Tragegewohnheiten

In einem Pflegeheim wird täglich der aktuelle Bedarf an Flachwäsche, anderen pflegerelevanten Textilien sowie Berufsbekleidung ermittelt. Auf jeder Station füllt die verantwortliche Schwester einen Bestellzettel aus. Dieser wird über einen Wirelessstick direkt an die Wäscherei in Zittau übertragen. Wenn dort Dipl.-Ing. Egbert Feiereis die Mailbox öffnet, bekommt er sofort einen Überblick über Art und Menge der zu liefernden Teile.

„Wir haben das Heim komplett mit Leasingwäsche ausgestattet“, berichtet Egbert Feiereis, Geschäftsführer der Ziwatex Zittauer Wäschereiservice Textilpflege GmbH. „Die elektronische Kommunikation schließt Irrtümer aus und ermöglicht sowohl eine bedarfsgerechte als auch zeitnahe Belieferung“, so Feiereis. Aus Erfahrung weiß er, dass anders als das Leasing von Flachwäsche die Vermietung von Berufsbekleidung nicht immer ohne Risiken ist. Im Rahmen einer Mischkalkulation können diese aber auf ein Minimum reduziert werden.

Der Auftraggeber beschäftigt fast nur Vollzeitmitarbeiter. Deshalb kann eine entsprechend lange Tragedauer der geleasten Kittel, Hosen und Kasacks vorausgesetzt werden. „Im Gesundheitswesen haben die Teile eine Lebensdauer von etwa 120 Waschzyklen. Es gibt aber auch Bekleidungsstücke, die erst nach 500 Umläufen verschlissen sind“, weiß Feiereis. Es komme immer auf die berufsspezifische Belastung des Textils an. Der Einsatz an Reibeflächen, zum Beispiel im Labor oder in der Küche, und persönliche Gewohnheiten des Trägers könnten die Haltbarkeit eines Bekleidungsstücks erheblich beeinflussen. „Deshalb ist es notwendig, sich vor einem Angebot eingehend über das Umfeld zu informieren, in dem die Bekleidung getragen werden soll“, so der Tipp des Geschäftsführers. In der Praxis habe sich ein Mittelwert von 300 bis 400 Zyklen als Richtlinie bewährt.

Diese Werte legen nahe, Berufsbekleidung für befristet Beschäftigte eher als Auftragswäsche anzubieten. Egbert Feiereis: „Es ist kein lohnendes Geschäft, Zivis einzukleiden. Vielleicht braucht er sogar verschiedene Bekleidungsvarianten. Nach Ablauf des Dienstes darf die Bekleidung aber nicht weiterverwendet werden.“ Unter diesem Aspekt sei sogar eine Mischkalkulation in Kombination etwa mit Flachwäsche defizitär.

Das ist Grund genug, bestehende Verträge immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls im Einvernehmen mit dem Kunden auf Auftragswäsche umzusteigen. Zum Beispiel, wenn in einem Krankenhaus die Fluktuation besonders hoch ist. Ein weiteres Risiko birgt das Verbot nach VGB 7 des Robert Koch-Instituts, Gesundheitswäsche vor dem Produktionsprozess zu berühren und auf Fremdkörper zu kontrollieren: „Die Detektoren reagieren weder auf in den Taschen vergessene Edelstahlteile noch auf Plastikkugelschreiber und ähnliche Gegenstände“, weiß Feiereis. Daraus resultierende Schäden können den Dienstleister teuer zu stehen kommen.

Der Unternehmer sollte die Arbeitsplätze, an denen die gewünschte Berufsbekleidung getragen werden soll, zuerst gründlich untersuchen, bevor er ein Angebot kalkuliert. Egbert Feiereis: „Als Anbieter muss ich den Verschleiß einschätzen können und die gesetzlichen Anforderungen kennen.“

In der Planungsphase müssten auch möglichst robuste Materialien sowie Modetrends und Farben berücksichtigt werden. „Dennoch müssen die Forderungen des Gesetzgebers sowie die berufsspezifischen Normen erfüllt werden“, unterstreicht Feiereis. Um stets auf der sicheren Seite zu sein, unterhält er einen guten Draht zu den Berufsgenossenschaften: „Im Zweifelsfall frage ich Experten. Auch vertiefe ich regelmäßig mein Wissen auf Seminaren.“ Ein sensibles Segment ist Mietwäsche aus der Gastronomie und Hotellerie. „Schon das Leasing von Flachwäsche für diese Branche kann ein Glückstreffer sein, aber ebenso ein Verlustgeschäft“, weiß Feiereis.

Oft werde der Berufsbekleidung einiges zugemutet: „Manche Köche haben die Angewohnheit, die Ärmel ihrer Jacken aufzuschlitzen und diese dann hochzukrempeln“, so der Unternehmer. Sei zum dritten Mal eine Reparatur fällig, empfehle er als Alternative kurzärmelige Kochjacken. Ähnliches geschehe in Fleischereien. Feiereis: „In einem Fall haben wir uns mit dem Kunden darauf verständigt, dass die Berufsbekleidung zum Restwert in seinen Besitz übergeht und als Auftragswäsche bearbeitet wird.“

Für Restaurantfachleute werde hingegen eher selten ein Leasingangebot gewünscht. „Wir bieten aber selbstverständlich im Rahmen unserer Leistungspalette die Textilreinigung von Hosen, Röcken und Westen an“, berichtet Feiereis. Ein weiteres Standbein sei das Leasing von Waschraumhygiene in Hotels und Gaststätten. „Grundsätzlich sollte man im Gastgewerbe das Leasing von Berufsbekleidung nicht außen vor lassen“, resümiert Feiereis. Würden jedoch allzu viele Extravaganzen wie zum Beispiel Kugelknöpfe an den Kochjacken gewünscht, sei die Auftragswäsche für den Dienstleister die interessantere Variante.

Eine gute Kenntnis der Einsatzbereiche erfordert insbesondere das Leasing von persönlichen Schutzausrüstungen (PSA): „Sie müssen sowohl zum Metier des Auftraggebers passen als auch zu den Arbeiten“, bringt es der Unternehmer auf den Punkt. Beim Einkauf sei auf die Erfüllung der branchenspezifischen Normen und Sicherheitsvorschriften zu achten. Werde Imagebekleidung von einem ganz bestimmten Hersteller gewünscht, müsse ein möglicher höherer Preis an den Kunden weitergegeben werden.

Der Dienstleister sollte sich nie allein auf die in der Bestellung enthaltenen Angaben verlassen, sondern stets selbst hinterfragen, ob gegebenenfalls Spezialausrüstungen wie antistatische Gewebe oder Besätze zur Erfüllung der gesetzlichen Norm notwendig sind. „Der Blick von außen ist für beide Partner nützlich und besseres Wissen wird durch den Kunden honoriert“, so die Erfahrung des Unternehmers.

Auf Anfragen, wie viel eine Einkleidung für das Team des Kunden kostet, könne er ebenso wenig ohne genaue Kenntnis der Gegebenheiten eingehen wie auf Aufträge, die nur die Konfektionsgrößen der Träger enthalten: „Es müssen ebenso trägerbezogene Eigenschaften wie die spezifischen Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden“, unterstreicht Feiereis. Weitere Auswahlkriterien seien die Qualität der Gewebe, deren Pflegeeigenschaften und eine optimale Integration in den Produktionsprozess der Wäscherei.

In der Regel vermietet und wäscht Egbert Feiereis Hosen, Overalls, T- und Sweatshirts sowie Kopfbedeckungen. Für die Mitarbeiter einiger Unternehmen, in denen besonders schmutzige Arbeiten verrichtet werden, liefert und wäscht er auch Socken. „Handschuhe pflege ich lieber im Rahmen der Auftragswäsche. Schuhe, Schutzhelme und andere nicht waschbare Accessoires vermiete ich grundsätzlich nicht“, schränkt er ein.

Je nach Beanspruchung kauft der Unternehmer pro Person mindestens drei, manchmal auch mehr Ausstattungen ein. „Wenn ein Mitarbeiter 14 Tage auf Montage ist, hat er einen höheren Bedarf“, erläutert er ein Beispiel. Ist der Träger einer Ausstattung längere Zeit krank oder leistet er nach der Ausbildung den Wehrdienst ab, wird dessen Ausstattung eingeschweißt und aufbewahrt. „In diesem Zeitraum stelle ich dem Kunden nur den Investitionspreis, nicht aber den Waschpreis in Rechnung“, so Feiereis.

Mit der Vermietung von Berufsbekleidung und PSA können frühestens im dritten Vertragsjahr Gewinne erwirtschaftet werden. Nicht zu unterschätzen sei das Risiko der Zahlungsunfähigkeit. Theoretisch hat der insolvente Kunde zwar die Bekleidung zum Restwert zu übernehmen. Aber eben nur theoretisch: „In der Regel bleibt der Dienstleister auf der Ware sitzen.“

Dennoch erzielt Feiereis 17 Prozent des Jahresumsatzes durch das Leasing von Berufsbekleidung und PSA. Für die Koordinierung der Prozesse sind vier spezialisierte Mitarbeiterinnen verantwortlich. Um eine reibungslose Betriebslogistik zu gewährleisten, werden die Teile am Rückenkoller mit Barcodes versehen. „Chips sind gegenwärtig noch zu preisintensiv. Sie können in manchen Fällen den Tragekomfort beeinträchtigen“, weiß Feiereis. „Durch das Leasing von Berufsbekleidung kann man zuverlässig Kunden binden. Dennoch kann der Unternehmer nie voraussehen, ob tatsächlich eine kontinuierliche Bezahlung gewährleistet ist“, so Egbert Feiereis. Gerade wegen der niemals ganz auszuschließenden Risiken sollte ein angehender Dienstleister nicht blauäugig investieren und „auf Pump“ in das Leasinggeschäft einsteigen. Womit klar ist, dass der Aufbau eines neuen Standbeins nur sinnvoll ist, wenn die bereits vorhandene Auftragsdecke, der Maschinenpark und das Personal noch genug Freiraum dafür lassen.

Reinhard Wylegalla