Kleiderreinigung Steiner, Gmünd (Österreich) Role Model ihrer Zunft: G'lernt is g'lernt

Gabriela Steiner ist Inhaberin der Kleiderreinigung Steiner im österreichischen Gmünd und eine ideale Besetzung als Role Model ihrer Zunft. Dass sie für alle Frauen in der Wirtschaft ein echtes Vorbild sein kann, bestätigt auch die Wirtschaftskammer Niederösterreich im Rahmen ihrer Kampagne "G'lernt is g'lernt".

Gabriela Steiner (hier mit Tochter Marie-Christine): "Mir ist es wichtig, wirtschaftliches Denken in den Köpfen von Mädchen und Frauen zu fördern."
Gabriela Steiner (hier mit Tochter Marie-Christine): "Mir ist es wichtig, wirtschaftliches Denken in den Köpfen von Mädchen und Frauen zu fördern." - © Steiner

Mit der Kampagne "G'lernt is g'lernt" rückt die Niederösterreichische Wirtschaftskammer die Leistungen und die Vielfalt von Unternehmerinnen in den Fokus der Öffentlichkeit. Die zum Vorbild ernannten Unternehmerinnen sollen junge Menschen und insbesondere Frauen animieren, sich mit Bildungswegen zu beschäftigen, die perspektivisch in die Selbstständigkeit führen können. Ein Schwerpunkt ist dabei die duale Ausbildung. Sinn und Zweck sind es außerdem, das Bewusstsein für weibliches Unternehmertum zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Genau das unterstützt Gabriela Steiner. "Mir ist es wichtig, wirtschaftliches Denken in den Köpfen von Mädchen und Frauen zu fördern", erklärt sie im Gespräch mit R+WTextilservice.
Als Bezirksvorsitzende der "Jungen Wirtschaft" in Gmünd hat sie den direkten Kontakt zu der Bezirksstelle der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Dass sie nun selbst zur Vorbild-Unternehmerin im Rahmen der Kampagne "G'lernt is g'lernt" wurde, freut sie sehr.

Die Gründe seien naheliegend. "Ich bin vieles in einer Person: zuallererst Mama, aber auch Textilreiniger-Meisterin und Unternehmerin. Außerdem unterrichte ich an der Landesberufsschule Schrems, wo ich für viele junge Menschen eine Ansprechpartnerin bin." Sie verkörpere die Kampagnenbotschaft: "Dass Frauen nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden. Es ist möglich, beides miteinander zu vereinbaren." Sie weiß, wovon sie spricht.

Selbstbewusst nach Lösungen suchen

"Mein Selbstbewusstsein wurde von klein auf durch Gabriela Allram geprägt. Und schon meine Großmutter Maria Allram hat uns vorgemacht, wie man Familie und Unternehmen unter einen Hut bringt."

Aktuell seien es Frauen wie Andrea Kuttner, die sie bestärken und inspirieren. "Sie ist eine erfolgreiche Unternehmerin und mittlerweile Landesinnungsmeisterin der Textilreiniger in Niederösterreich und Bundesinnungsmeisterin des Berufszweiges Textilreinigung in Österreich. Ich habe sie als Prüferin bei meiner Meisterprüfung kennengelernt, ihr Werdegang hat begeistert. Auch sie war Mutter und führt ihren eigenen Betrieb mit etlichen Filialen. Außerdem bewundere ich ihr Engagement in der Innungsarbeit."

Lösungen suchen

Zukunftsorientiert zu denken und zu handeln, habe sie sich von den Frauen in der Familie abgeschaut. Abgesehen davon entspreche es ihrem Naturell, nach Lösungen zu suchen, statt sich auf den Mangel zu konzentrieren, bei Themen wie dem Fachkräftemangel beispielsweise.

"Dieses Problem können wir als Betriebe lösen, indem wir wieder vermehrt ausbilden", sagt sie. "Natürlich gibt es einen generellen Arbeitskräftemangel, von dem nicht nur unsere Branche betroffen ist. Das heißt, wir müssen initiativ werden, Öffentlichkeitsarbeit betreiben und unsere Betriebe für den Arbeitsmarkt attraktiv machen. Wir müssen zeigen, wer wir sind und was wir können.“"

Gabriela Steiner tut das unter anderem in den Sozialen Medien. Auf Facebook hat sie beachtliche 1.196 Follower. Sie präsentiert sich auch als Gesicht der Kampagne - selbstständig und selbstbewusst. „Ich weiß, dass ich hier die Zielgruppe 60plus nur bedingt erreiche; aber die ist mit der Textilreinigung ohnehin vertraut. Jetzt müssen wir junge Menschen erreichen, mit einem frischen und sauberen Image. Unsere Branche befindet sich in einem Generationenwechsel, den wir gemeinsam gestalten müssen.“

Von der Anwaltskanzlei in die Textilreinigung

So lautet die Überschrift ihrer Erfolgsstory. Entschlossen und überzeugt von ihrem Vorhaben gibt Gabriela Steiner im Jahr 2013 ihren Job in einer renommierten Anwaltskanzlei in Wien auf. Sie erlernt das Textilreiniger-Handwerk von der Pike auf und gründete ihren eigenen Betrieb in Gmünd. Ihr ist von Anfang an bewusst: Eine Selbstständigkeit ist mehr als ein Job. Sie muss alles geben, um erfolgreich zu sein. Auch das hat sie bei der Mutter und Großmutter stets hautnah mitbekommen. Dennoch hat sie den Schritt nie bereut. "Nach wie vor gehe ich mit Freude in meinen Betrieb und empfinde meine Arbeit als Vergnügen – die meiste Zeit. Darum werde ich oft beneidet!"

Gesicht einer Kampagne der Wirtschaftskammer Niederösterreich: Gabriela Steiner, Inhaberin der Kleiderreinigung Steiner in Gmünd, Österreich. - © Wirtschaftskammer Niederösterreich

Wenn Gabriela Steiner das sagt, besteht kein Zweifel. Sie strahlt Zufriedenheit aus, nicht nur auf dem Kampagnenmotiv. Gleichwohl will sie die Situation von Frauen in der Selbstständigkeit nicht beschönigen. Es bleibe eine Herausforderung, das Tagesgeschäft mit der Familienarbeit zu vereinbaren, für sich selbst und das eigene Business einzustehen. "Anfangs war es mühsam, immer wieder unter Beweis stellen zu müssen, dass ich als Frau genauso viel Fachwissen habe wie meine männlichen Kollegen. Aber irgendwann hatten selbst meine Techniker verstanden, dass man mir nicht das Blaue vom Himmel erzählen kann", sagt die humorvolle Österreicherin, die ihren Betrieb erfolgreich durch die Corona-Krise geführt hat.

"Gemeinsam" ist das Schlüsselwort

Die Pandemie habe das Wachstum der Kleiderreinigung Steiner – mit vier Annahmestellen im Umkreis von 40 Kilometern – gebremst. Dennoch konnte die Chefin des dreiköpfigen Teams einen Zuwachs an gewerblichen Kunden erreichen: Betriebe in der Gastronomie und Hotellerie, die mit Miet- und Lohnwäsche versorgt werden.

"Uns war einfach wichtig, dass wir die Coronazeit gesundheitlich und finanziell gemeinsam gut überstehen." Dabei habe ihr der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen geholfen. Die Krise habe deutlich gemacht, wie wichtig dieser sei. Ein wesentliches Netzwerk wurde für sie der Kreis der EFIT Business Women und Initiatorin Maria Bianca Bischoff als vorbildliche Netzwerkerin.

"Dank des Online-Formats hatten wir auch während der Pandemie die Chance zum länderübergreifenden Austausch mit Unternehmerinnen und Führungsfrauen in der Branche. Ich schätze die Gemeinschaft der Frauen, die sich mit unserem Business auskennen und sich rasch weiterhelfen können."

Was wir können, hat sich gewaschen!

Gabriela Steiner

Auf der EXPOdetergo 2022 in Mailand hatten die europäischen Business Women nun erstmals die Chance, live miteinander in Gespräch zu kommen, an die Online-Kontakte anknüpfen und Gedanken weiterzuführen. Sie sind sich in vielen Punkten einig, insbesondere darin, wie notwendig es ist, das vergraute Berufsbild der Textilreinigerin oder des Textilreinigers aufzupolieren, um der Welt zu zeigen: "Was wir können, hat sich gewaschen!"

Selbstständigkeit – durchaus ein Genderthema

Das Thema Marketing sei selbstver­ständlich ein generelles Thema, keine Genderfrage. Und das Thema Selbst­ständigkeit im Grundsatz auch nicht. "Man hat das 'Gen' oder man hat es nicht", sagt die Textilreiniger-Meisterin. "Für diese Art des Lebens müssen wir uns mit jeder Faser entscheiden." ­Dennoch findet sie es richtig, zwischen weiblichem und männlichem Unternehmertum zu unterscheiden. Frauen müssten seit Generationen mehr leisten. "Es wird erwartet, dass wir eine per­fekte ­Unternehmerin, gleichzeitig eine tolle Ehefrau, Mutter und Tochter und beste Freundin sind. Im Idealfall sehen wir noch groß­artig aus, während wir Kar­riere machen."

Auch die nächste Generation schon im vorbildlichen Einsatz: Tochter Marie-Christine. - © Steiner

Abgesehen von gesellschaftlichen Vorstellungen und der eigenen Haltung dazu gebe es organisatorische Hürden wie die Kinderbetreuung. Hier gebe es akuten Handlungsbedarf. Zum Glück wundere es niemanden mehr, wenn sie ihre Tochter zu den meisten Terminen mitnimmt. Es müsse allerdings möglich sein, die Kinder gut betreut zu wissen, damit Frauen selbstbewusst und zielstrebig ihren Weg gehen könnten. Das wünscht sich Gabriela Steiner für die Zukunft und für die Generation ihrer Tochter, der sie ein gutes Vorbild sein möchte.

Für zahlreiche Frauen in Niederösterreich ist Gabriela Steiner es: ein Role Model zum Anfassen, wie sie es nennt. Diesen Erfolg verdankt sie auch ihrer Aktivität auf Facebook, wo sie sich selbst als Marke positioniert. "Parallel nutze ich Tools und Plattformen wie 'Frau in der Wirtschaft' oder der 'Jungen Wirtschaft' in Niederösterreich. Auf unterschiedliche Kommunikationswege und Medien zu setzen, ist für mich die wirksamste Strategie." Das gelingt ihr vorbildlich. Und dürfte daran liegen, dass Gabriela Steiner durch und durch authentisch ist: eine Frau, die ihren Weg entschieden geht, im Business wie im Leben.