Onlinedienst Chark.me Saubere Wäsche direkt in den Kofferraum

Die Idee zu Chark.me ist bei Daimler entstanden: Bei dem Pilotprojekt können Dienstleister auf Bestellung ­Pakete, Lebensmittel oder Wäsche im Kofferraum des Kunden deponieren. Geparkte Autos werden zum Servicedrehkreuz. R+WTextilservice hat bei Daimler nachgefragt, welche Vorteile das Konzept für Textilreiniger bietet.

  • Bild 1 von 2
    © Daimler
    Per App können Servicefahrer den Kofferraum des Autos öffnen, um beispielsweise saubere Wäsche dort an den Kunden zu liefern. Foto: Daimler
  • Bild 2 von 2
    © R+WTextilservice
    „Nutze die Zeit deines parkenden Autos sinnvoll!“ heißt es auf der Website von Chark.me. Screenshot: R+WTextilservice

Geparkte Autos sind zu nichts nutze. Automobilhersteller wollen das ändern. Der Kofferraum soll zur persönlichen Paketstation werden, zu der Lieferdienste aller Art Zugang haben.

Chark.me, ein Pilotprojekt der Daimler AG, möchte geparkte Autos zum Drehkreuz für neuartige Services machen. Chark.me steht für „change the way you park“, also „ändere die Art des Parkens“. Dazu geben Nutzer den digitalen Fahrzeugzugriff zeitlich begrenzt an Dienstleister weiter. Nötig ist dazu ein Mercedes-Benz-Fahrzeug, das „Mercedes-me-connect“-fähig ist – laut Unternehmen in der Regel alle Mercedes-Benz-Fahrzeuge ab Baujahr 2015.

Wie funktioniert Chark.me?

Funktionieren soll das Ganze folgendermaßen: Über die „Chark.me User App“ (für die Betriebssysteme iOS und Android erhältlich) können Mercedes-Fahrer einen Service buchen. Vom Serviceanbieter erhält der Kunde eine Zugriffsanfrage für den bei der Buchung angegebenen Leistungszeitraum. Wird diese Anfrage bestätigt, kann der Dienstleister in diesem Zeitraum an einem festgelegten Standort einmalig das Fahrzeug öffnen und schließen. Der Lieferant nutzt dazu die „Chark.me Operator App“. Der Kunde gibt in der App den ungefähren Standort seines geparkten Fahrzeugs an. Erreicht der Dienstleister das Auto in einem Umkreis von 500 m, wird ihm anhand der dann vom Fahrzeug gesendeten GPS-Daten die genaue Position übermittelt. Der Lieferfahrer gibt schließlich die letzten drei Ziffern des Kfz-Kennzeichens in die Operator-App ein und verifiziert so, dass er vor dem Fahrzeug steht. Passt alles, kann er den Kofferraum öffnen und seine Lieferung dort ablegen.

Von der Idee zum Geschäftsmodell

Die Idee zu Chark.me hatten Mitarbeiter der Daimler AG. Wie andere innovative Projekte wurde sie mit Hilfe der Innovationsschmiede Lab1886 und deren Inkubator zu einem marktfähigen Service­angebot und einem Geschäftsmodell weiterentwickelt. Einer der Ideen­geber zu Chark.me ist Ralf Wegener. R+WTextilservice hat mit dem Co-Founder und Leiter des Projekts bei Daimler gesprochen. „Ziel des Projekts ist weniger Alltagsstress und mehr ,Quality-Time‘, vor allem nach Feierabend“, erzählt Wegener. „08/15-Erledigungen“ wie den Weg zur Reinigung will er sich sparen – und dafür das „bisher viel zu viel einfach rumstehende“ Fahrzeug nutzen.

Aktuell befindet sich Chark.me im Alphatest mit Daimler-Mitarbeitern in Stuttgart. Folgende regionale und überregionale Firmen sind dabei als Dienstleister beteiligt: Textilreinigung Trieb, Liefery, MyCleaner, Edeka Gebauer’s fresh und Lieferladen.de. Zu den derzeit angebotenen Services zählen die Lieferung von Lebensmitteln, Getränken oder Paketen in den Kofferraum sowie eine Autowäsche direkt am Parkplatz. Die Textilreinigung holt Schmutzwäsche ab und deponiert die frisch gewaschenen Bekleidungsstücke später wieder im Fahrzeug. „Da Chark.me als offene Plattform angelegt ist, können in kürzester Zeit weitere Dienstleistungen integriert werden“, sagt Wegener.

Er testet Chark.me aktuell selbst mit, lässt sich Amazon-Pakete ebenso wie saubere Hemden in sein Auto liefern. „Ich bin begeistert, dass ich dadurch z.B. samstags nicht mehr in die volle Innenstadt zum Einkaufen oder in die Reinigung muss“, berichtet Wegener. Von der Textilreinigung Trieb hat er einen Wäschebeutel bekommen, in den er seine Schmutzwäsche packt und so in seinem Kofferraum liegen lässt.

Ablauf für den Textilreiniger

Für den Textilreiniger läuft Chark.me so ab: Über die „Operator App“ wird er benachrichtigt, wenn er Zugang zu einem Auto, also einen Auftrag, bekommt. Der Servicefahrer sieht in der App auf einen Blick, wann er wo sein muss. Sobald der vereinbarte Lieferzeitraum begonnen hat und das Lieferantenfahrzeug in der Nähe des Zielfahrzeugs ist, erhält der Servicefahrer via App den GPS-Standort des Kundenautos und kann den Kofferraum nach Eingabe der letzten drei Ziffern des Kfz-Kennzeichens in der App öffnen. Hat der Fahrer die Lieferung im Auto deponiert, kann er ein Foto machen und dem Kunden schicken – z.B. verbunden mit einem „sauberen Gruß von Textilreinigung XY“. Der Fahrer kann über die App auch Kontakt zum Kunden aufnehmen, wenn z.B. das Fahrzeug nicht auffindbar und/oder der Zugang zum Parkplatz nicht möglich ist etc.

Chark.me ist für Kunden kostenlos, die gebuchte Dienstleistung bezahlen sie direkt beim jeweiligen Anbieter. Geeignet ist Chark.me laut Wegener vor allem für Reinigungen, die bereits einen Lieferservice installiert haben. Der Kunde kann dann aussuchen, ob er die Wäsche nach Hause, ins Büro oder ins Auto geliefert haben möchte. Chark.me lasse sich in diesem Fall einfach in den eigenen Shop integrieren, verspricht Wegener.

Textilpflegepartner gesucht

Es gebe durch Chark.me einige Vorteile für Serviceanbieter: Lieferprozesse könnten optimiert und die Erstzustellquote kann erhöht werden. Gerade im Hemdenservice sieht Wegener eine entsprechende Synergie: Die Zielgruppe hierfür hält sich meist gebündelt an einem Ort auf, in einer Firma bzw. in einem Gebiet. Sie parken dort oft auch zentral – ideal also für Chark.me. Auch neue Kunden könne man durch die Chark.me-Plattform gewinnen. „Textilreinigungen erreichen so Kunden, die außerhalb ihres Liefergebiets wohnen, sich aber regelmäßig im Liefergebiet aufhalten“, sagt Wegener und ergänzt: „Wir suchen innovative Textilpflegepartner in Stuttgart und auch darüber hinaus, die Lust haben, Chark.me auszuprobieren!“ Weitere Informationen und Kontaktdaten gibt es auf der Chark.me-Website .

Bis Oktober 2018 läuft der Alphatest mit den Daimler-Mitarbeitern noch, danach gibt es eine Betaphase, damit anschließend eine ausgereifte Lösung für externe Kunden an den breiten Markt gehen kann – voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres.