Im Gespräch mit Textilreinigermeisterin Gabriela Steiner, Kleiderreinigung Steiner in Gmünd (Österreich) So sauber putzt die Meisterin

Es war eine ungeplante Karriere zur Textilreinigermeisterin für Gabriela Steiner. Doch damit hat sie letztendlich ihre Berufung gefunden. Die Inhaberin der Kleiderreinigung Steiner im österreichischen Gmünd verrät im Gespräch mit R+WTextilservice, warum sie sich mehr starke Frauen im Textilreinigerhandwerk wünscht.

Gabriela Steiner ist Textilreiniger­meisterin mit Leib und Seele. Foto: Steiner - © Steiner

Was würden Hugo Boss & Co. ohne unsere Fachfrauen und Fachmänner machen? Den Einweganzug erfinden? Textilreinigermeisterin Gabriela Steiner stellt diese Frage eher rhetorisch. Was sie sich wünscht, ist Wertschätzung für ihren Berufsstand. In ihrer Jugend fand sie die Branche selbst noch uncool. Das änderte sich nach dem Tod der Großmutter, die nun zum Vorbild für eine ungeplante Karriere wurde.

Kleiderreinigung Steiner … so sauber putzt keiner!“ Der Slogan klingt ein wenig retro und gefällt gerade deshalb auch jungen Kunden. In Österreich ist der Begriff des „Chemischputzers“ noch sehr geläufig, ein Synonym für ein sauberes Handwerk. Die Inhaberin stammt aus einer Chemischputzerdynastie und hatte ganz und gar nicht vor, in die familiären Fußstapfen zu treten. Und dann fügte es sich doch: Als die Großmutter im Jahr 2008 verstirbt, beschäftigt sie sich intensiv mit dem Nachlass der Großeltern. Sie spürt ihre Verbundenheit und ihre Wurzeln in der Welt der Textilpflege, in der sie groß geworden ist. „Wir hatten eine sehr tiefe Bindung“, verrät sie. „Mein Opa war mein Vaterersatz und die Oma meine beste Freundin.“

Gabriela Steiner trifft eine Entscheidung. Sie gibt ihre Stelle als Mitarbeiterin einer renommierten Anwaltskanzlei in Wien auf, erlernt das Handwerk und gründet schließlich ihre eigene Reinigung in Gmünd, mit inzwischen vier Annahmestellen im Umkreis von 40 km. Knapp 18 km vom Betrieb der Mutter entfernt, pflegt nun auch sie Textilpflegetradition vom Feinsten. Im dreiköpfigen Team bedient sie Privat- und Geschäftskunden, u.a. mit Miet- und Lohnwäsche für Gastronomie und Hotellerie.

Die Familie und die Berufung

Großmutter Marie hätte sich über diese Entwicklung gefreut. War sie es doch, die ihrer Enkelin die Liebe zur Branche maßgeblich vererbte. Sie war die treibende Kraft, als sie und ihr Ehemann Adolf Allram 1959 ihren Betrieb gründeten. Drei ihrer Kinder wurden „Chemischputzer“. „Meine beiden Onkel und meine Mutter. Zwei meiner Cousins besitzen heute ebenfalls eine Textilreinigung und ich habe offenbar einen meiner Brüder inspiriert. Er lernt gerade im dritten Lehrjahr in einer Wiener Putzerei“, erzählt Gabriela Steiner, die es nach dem Tod der Großmutter zurück in die Heimat zieht. Hier lernt sie ihren Mann kennen und im Jahr 2013 wird ihre Tochter Marie-Christine geboren. Die junge Mutter startet eine Ausbildung an der Landesberufsschule Schrems. Sie ist stolz, dass ihr auch mit dem Baby der erfolgreiche Abschluss gelang. „Denn natürlich wusste ich, wie man wäscht und reinigt. Ich wusste aber auch, dass das nicht ausreicht, um einen Textilpflegebetrieb erfolgreich zu führen.“ Wie die meisten Kinder der Branche war Gabriela Steiner im Familienbetrieb groß geworden. Nach der Schule oder in den Ferien durfte sie im Betrieb der Mutter oder im Hauptbetrieb der Großeltern helfen. Dass sie das einmal beruflich machen würde, stand nie zur Debatte. So besucht Steiner zunächst die Bundeshandelsschule in Waidhofen an der Thaya und geht nach Wien, um ein verlockendes Angebot in einer Anwaltskanzlei anzunehmen. „Ich liebe Büroarbeit, bereue es allerdings keinen Moment, dass ich die Stellung aufgegeben habe“, erklärt sie. Sie habe ihre eigentliche Berufung gefunden.

Die 27 Jahre junge Meisterin

Als Steiner sich entscheidet, die Branche zu wechseln, tut sie dies mit aller Konsequenz und der Bereitschaft, sich tief in die Materie einzuarbeiten. Das Ziel, Meisterin zu werden, hat sie deutlich vor Augen. Ihre Ambitionen werden gefördert, insbesondere von der Direktorin der Landesberufsschule Schrems. Oberstudienrätin Gertrude Marek unterstützt die „außerordentliche“ Schülerin, die ihre Ausbildung ohne Lehrbetrieb absolviert, da sie zu diesem Zeitpunkt noch in der Elternzeit ist. Auch andere Fachlehrer, die ihre Zielstrebigkeit erkennen und ihr Engagement schätzen, unterstützen sie. Ihr Theorielehrer Andreas Anibas sowie ihr Praxislehrer Franz Lang sensibilisieren sie für die Feinheiten der Faserkunde und wecken ihr Interesse für die Herstellung von Textilien. „Mein Praxislehrer war Textilreiniger mit Leib und Seele, der mir Raum gab, mich zu entwickeln. Ich merkte, je intensiver ich mich mit der Reinigung von Textilien beschäftigte und je mehr ich über meinen Beruf lerne, umso besser gefällt er mir.“ Hoch motiviert lernt sie den Stoff aus drei Jahren in einem Jahr und drei Monaten. Bereits Anfang 2016 ist sie Textilreinigermeisterin mit der Qualifikation auszubilden. In diesem Sommer will sie ihren ersten Lehrling einstellen. Weil auch in Österreich Branchennachwuchs dringend gebraucht wird, vor allem aber, weil sie ihren Berufsstand stärken und Nachwuchs fördern möchte.

R+WTextilservice: Frau Steiner, ist Ihr Meisterbrief ein Bekenntnis zur Branche?

Gabriela Steiner: Ja, der Meisterbrief ist für mich auch ein Statement als Unternehmerin. Im Jahr 2015 waren gut zwei Drittel aller Meisterprüflinge in Österreich männlich. Darüber hatte auch R+WTextilservice berichtet und ich habe mich dazu geäußert (Ausgabe 7/2016). Mir geht es nicht allein darum, als Meisterin für meinen Betrieb die bestmögliche Qualifikation zu haben. Ich möchte gleichzeitig Vorbild für andere Frauen in der Branche sein. Die Geschichte unserer Großmütter und Mütter zeigt ja, dass wir durchaus fähig sind, Wäschereien zu gründen und erfolgreich zu führen. Früher wurde es gerade Frauen zugestanden, eine Wäscherei zu betreiben. Heutzutage gilt es eher als selbstverständlich, dass ein Mann den Betrieb führt. Erst kürzlich auf einer Fachtagung, auf die mein Mann mich begleitete, wurde er von Kolleginnen und Kollegen, die uns nicht kannten, gefragt, wie es denn bei ihm laufe und ob ich in seinem Betrieb mitarbeite. Ich wünsche mir, dass sich das ändert. Unabhängig von Beruf oder Branche sollten Frauen das tun, was sie gerne machen und was sie können. Und selbstverständlich können sie auch als Mutter eine Führungsposition übernehmen. Eine Frau muss sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden. Mit der notwendigen Organisation und der Unterstützung durch den Partner ist das möglich. Meine Großeltern haben es vorgemacht.

War Ihre Großmutter Ihr Vorbild?

Ja, meine Großmutter war eine der ersten Meisterinnen ihres Handwerks. Gemeinsam mit meinem Großvater gründete sie im Jahr 1959 die „Wäscherei & Putzerei Allram“ im niederösterreichischen Waldviertel. Meine Oma hatte das Potenzial in dieser Branche erkannt. Sie war die Wäscherin und mein Großvater der Mann, wenn es um Fleckentfernung und die Textilreinigungsmaschine ging. Meine Großeltern waren ein starkes Team und für mich stets ein Fels in der Brandung. Ich durfte meinem Großvater schon als Kind bei der Vordetachur helfen oder die Reinigungsmaschine ein- und ausräumen. Ich bin sozusagen zwischen Bügeltisch und Per-Maschine aufgewachsen.

Als Jugendliche fand ich den Beruf nicht so „cool“ und wollte etwas anderes lernen. Aber ich habe es geliebt, immer strahlend weiße Wäsche zu haben. In den Sommerferien habe ich gerne in der Firma mitgearbeitet. Ich fand es toll, mit den Kunden in Kontakt zu sein und vielen Leuten helfen zu können. Der Umgang mit schönen Textilien und der Duft frisch gewaschener Wäsche haben mich seit jeher fasziniert.

Was lieben Sie heute an Ihrem Beruf?

Ich reinige leidenschaftlich gern. Dazu gehört das Entfernen kniffliger Flecken. Wenn dann eine Kundin noch einmal in den Laden kommt, allein um sich dafür zu bedanken, dass wir die Flecken aus ihrem Lieblingskleid entfernt haben … das ist ein fantastisches Gefühl und ein Erfolg für das gesamte Team. Ich möchte auch unsere Auszubildenden dafür begeistern. Unser Beruf ist so vielseitig: Ob man sich für Chemie interessiert oder für Mode – es ist für jeden das passende Stückchen dabei. Für mich ist es jedes Mal ein besonderer Moment, wenn wir ein kostbares Brautkleid oder Abendkleid wieder wunderschön herausgeputzt haben. Das ist übrigens eine unserer Spezialitäten. Kunden aus der gesamten Region schicken uns Brautmode, die wir frisch gereinigt zurücksenden. Dieser Service kommt sehr gut an. Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Kunden mit unserer Liebe für saubere Textilien anstecken können. Wenn wir unsere Arbeit wertschätzen, tun sie es ebenfalls. „Die Welt ist das Echo dessen, was du in sie hineindenkst.“ Das ist meine Devise.

www.kleiderreinigung-steiner.at