LG Styler von LG Electronics Statt zur Reinigung ab in den Schrank?

Vor ein paar Tagen hatte der Konsumgüterkonzern LG Electronics in Hamburg zur Pressekonferenz geladen. Auf dem Programm stand die Vorstellung einer repräsentativen Studie über die Gewohnheiten deutscher Konsumenten beim Kauf und der Pflege ihrer Kleidung. Präsentiert wurde im Zuge dessen auch ein Dämpf- und Trockenschrank mit integrierter Hosenpresse für den Privatverbraucher. RWT-Autorin Sabine Anton-Katzenbach war vor Ort und hat ihre persönlichen Eindrücke aufgeschrieben.

Der LG Styler soll Privatkleidung wieder in Form und alte Frische bringen. - © LG Electronics

Die Einladung von LG Electronics kam kurzfristig. Da ich an dem Abend Zeit hatte, entschied ich mich, hinzugehen.. Eine langjährige Freundin, die gerade im Hamburg zu Besuch war und deren Name nichts zur Sache tut, nahm ich kurzerhand mit. Das war eine weise Entscheidung, wie sich im Laufe der Pressekonferenz herausstellen sollte. Als wahre Spezialistin der Wäscherei, Fachfrau für Chemisch Reinigung und Textilingenieurin fütterte sie mich den ganzen Abend mit nützlichen Zusatzinformationen.

Denn wie sich zeigte, war die Studie nur der Vorbote für die Enthüllung einer spektakulären Neuentwicklung – dem LG Styler. Die Ergänzung für das Clothing Care System von LG Electronics ist ein Dämpf- und Trockenschrank mit integrierter Hosenpresse für den Privatverbraucher. Bereits bei dieser Enthüllung raunte mir meine Freundin zu, dass es so etwas bereits in den 1970er Jahren in jeder Chemisch Reinigung gegeben habe. Mit ihrem Kommentar hätte sie einen Moment länger warten sollen. Dann hätte sie erfahren, dass dieser 54 x 65 x 185 cm große Schrank dafür gedacht ist, die Arbeit eines Profis zu übernehmen. Fortan soll er damit den Gang zur Reinigung überflüssig machen.

Der Styler sei, so hieß es auf der Pressekonferenz, ein effektiver Helfer gegen Knitter und Gerüche. Außerdem soll er sogar desinfizieren. Kleidung, Schuhe oder Hüte müssen dazu nur lang genug – nämlich zwei Stunden - im Dampf verbleiben, dann wären 99 Prozent aller Bakterien beseitigt. Auch diese Information pariert meine Freundin mit dem Wissen einer erfahrenen Desinfektorin: Man spräche hier von einer Desodorierung, aber in keinem Fall von einer Desinfektion. Außerdem sei die Wirkung fragwürdig, wenn die beiden im Styler befindlichen Tanks für Frischwasser und Kondensat eine Zeit lang unbeachtet blieben. Bakterien und anderen Mikroorganismen würden sich dort gerne wieder ansiedeln, wenn ihnen genug Zeit bleibe.

"Ein-Schränkung" für Jeansträger

Der als perfektes Lifestyle-Produkt inszenierte Styler geriet in meiner Gedankenwelt allmählich ins Wanken. Immerhin tröstete mich der Gedanke, dass meine getragenen Kostüme und Blusen, Blaser und Hosen nach 20 Minuten Dämpfen wieder frisch wären. Das könnte einige Wäschen einsparen. Im Schlafzimmerschrank würde er sich gewiss gut unterbringen lassen …

„Und was ist mit dem Schimmel, der sich durch die Feuchtigkeit im Raum bildet?“ ätzte meine Freundin. „So ein Gerät gehört in einen Raum mit einem guten Abzug.“ Das ließe sich machen, dachte ich mir, und genoss im Stillen die Aussicht, fortan die hohen Reinigungskosten meiner Business-Kleidung auf ein Minimum verringern zu können.

Doch dann meldete sich die Ingenieurin in mir. Ich rechnete nach. Der geschätzte Verkaufspreis im Fachhandel wurde von den LG-Leuten auf etwa 2.500 Euro beziffert. Das Füllvolumen des Stylers liegt bei drei hängenden Teilen und einer Hose, dicht an dicht. Mehr als einen Blaser und eine Hose würde man aber gewiss nie hineinhängen, zumal ich selbst ein Refreshing-Programm üblicherweise direkt nach dem Tragen laufen ließe. Macht also maximal zwei Teile.

Der Anschlusswert des Schranks war leider nicht herauszubekommen. Die Anwesenden erhielten immerhin die Information, dass eine zwanzigminütige Laufzeit (für das Refreshing) mit etwa 0,50 Euro zu Buche schlägt. Für die Reinigung, die in der Regel dem Entfernen von Flecken gilt und keineswegs durch den Styler ersetzt wird, zahle ich etwa 7,90 Euro pro Teil. Damit sich die Anschaffungskosten des Dämpfschranks amortisieren, müsste ich 316 Teile nicht in die Reinigung bringen. Meine jährliche Besuchsfrequenz eines Fachbetriebs liegt bei neun, die abgegebene Stückzahl bei zwei bis drei Teilen. Für jemanden wie mich, die vorzugsweise maschinenwaschbare Kleidung trägt, wäre die Anschaffung des Stylers also nach 11 bis 17 Jahren ausgeglichen. In dieser Rechnung sind aber die Kosten für den Betrieb – sie lägen nach heutigen Stand bei knapp 80 Euro - und die Reparaturen des Dämpfschranks noch gar nicht einbezogen.

Damit hat sich für mich die Frage erübrigt, ob sich die Investition in das für Lifestyler konzeptionierte Produkt lohnt. Ich bleibe stattdessen meiner kleinen, aber feinen Reinigung treu.

PS: Übrigens: Wer sich den LG Styler ansehen möchte, kann ihn bei Anson’s, Deutschlands größtem Spezialisten für Herrenbekleidung, erleben. LG Electronics und der Modehändler kooperieren im Rahmen der aktuellen Produkteinführung.

Noch mehr zum LG Styler und auch zur vorgestellten Studie von LG lesen Sie in der Dezember-Ausgabe von RWTextilservice.