Fachkräftemangel Logistik Stellenbesetzung wird schwieriger

Um ihre Kunden pünktlich und zuverlässig beliefern zu können, benötigen Textildienstleister qualifizierte Berufskraftfahrer. Doch auch in diesem Berufszweig herrscht deutschlandweit ein Fachkräftemangel. RWTextilservice hat Textilpflegeunternehmen befragt, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen.

Das Fahrpersonal in Textilleasingbetrieben hat direkten Kundenkontakt. Deshalb legen die Betriebe v.a. Wert auf Sprachkenntnisse und höfliche Umgangsformen. Außerdem tragen dei meisten Fahrer CI-konforme Berufsbekleidung. Foto: MEV

Stellenbesetzung wird schwieriger

Ob Blaumänner, Businesshemden oder Schmutzfangmatten - das Angebot der Textilleasingunternehmen ist vielseitig. Entscheidend ist in jedem Fall, dass die Produkte immer pünktlich beim Kunden abgeholt und nach dem Waschen rechtzeitig wieder sauber dort abgeliefert werden. Für einen reibungslosen Ablauf sind deshalb nicht nur die Mitarbeiter im Wäschereibetrieb, sondern v.a. auch die Fahrer der Lastkraftwagen verantwortlich. Da sie den direkten Kundenkontakt haben, müssen sie meist besondere Anforderungen mitbringen: Höflichkeit, gepflegtes Äußeres und insbesondere gute Sprachkenntnisse. Doch geeignetes Fahrpersonal zu finden, wird für viele Unternehmen immer schwieriger.

Innerhalb der nächsten 14 Jahre werden in Deutschland vermutlich etwa 315.000 Berufskraftfahrer aus dem Berufsleben ausscheiden, sagt das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) voraus. Das Problem daran: Der entsprechende Nachwuchs in diesem Beruf fehlt. Denn jedes Jahr lassen sich nur wenige junge Menschen zu Lkw-Fahrern ausbilden. In den vergangenen Jahren hat sich das Durchschnittsalter der Berufskraftfahrer laut BAG deutlich erhöht: Mehr als 39 Prozent seien demnach 50 Jahre oder älter.

Diese Entwicklung betrifft v.a. Logistikbetriebe. Doch auch im Textilpflegebereich ist der Fahrermangel zu spüren. Das Unternehmen Greif Textile Mietsysteme benötigt z.B. 75 Stammfahrer und zusätzlich etwa 25 Aushilfsfahrer, die die Stammkräfte bei Urlaub, Krankheit oder Saisonarbeit unterstützen. Momentan sind zwar alle Stellen im Transportbereich besetzt. Aber das Textilleasingunternehmen gibt an: „Wir haben bei jeder Stellenbesetzung Schwierigkeiten, die Stelle passend zu besetzen.“ Und das, obwohl die Arbeitszeiten im Logistikbereich des Betriebs für Lkw-Fahrer eigentlich ansprechend sind.

Gute Arbeitsbedingungen im Textilpflegebereich

Denn zu den Gründen für die sinkende Zahl der Berufskraftfahrer zählen die Arbeitszeiten in diesem Beruf. Laut BAG ist das Arbeitsumfeld generell von einem hohen Zeit- und Termindruck gekennzeichnet: Arbeitgeber und Kunden erwarten eine pünktliche Lieferung - diese ist allerdings stark von der Verkehrssituation abhängig. Zusätzlich erschweren gesetzlich vorgegebene Pausenregelungen die Einhaltung der Zeitvorgaben. Und im Fernverkehr kommen auch noch lange Abwesenheitszeiten vom Wohnort und der Familie hinzu. Solche Probleme haben aber Berufskraftfahrer von Greif Textile Mietsysteme kaum. Denn sie arbeiten in Tagestouren: Die weiteste Strecke umfasst etwa 450 km und dauert von 6 Uhr morgens bis etwa 16 Uhr abends.

Ähnliche Touren fahren auch die Mitarbeiter beim Textildienstleister Larosé. Hier haben die Berufskraftfahrer eine 40-Stunden-Woche und fahren maximal zehn Stunden am Tag. Doch auch dieses Unternehmen bestätigt, dass es nicht einfach ist, geeignete Berufskraftfahrer zu finden. Den Grund für die Schwierigkeiten sieht Larosé in den neuen Führerscheinregelungen. Denn seit dem Jahr 2009 gelten die Vorgaben des Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetzes (BKrFQG). Sie besagen, dass der Führerschein als alleiniger Qualifikationsnachweis für Fahrer im gewerblichen Güterkraftverkehr nicht mehr ausreicht. Fahrer, die sich seit 2009 für diesen Beruf entschlossen haben, müssen deshalb eine sogenannte Grundqualifikation vorweisen. Doch diese kann teuer sein und eventuell abschreckend wirken.

Die Qualifikation können die angehenden Berufskraftfahrer entweder durch eine Prüfung bei der IHK erwerben, wenn sie bereits den entsprechenden Führerschein (CE) besitzen. Oder sie können eine Schulung mit Abschlussprüfung absolvieren, bevor sie den Führerschein machen. Eine dritte Möglichkeit ist die drei Jahre dauernde Ausbildung.

Die Suche muss ausgeweitet werden

Um trotzdem ausreichend Fahrpersonal zu finden, stellen die Unternehmen z.T. Fahrer aus dem Ausland ein. So auch Larosé: 160 Fahrerstellen hat das Textilleasingunternehmen und momentan sind alle besetzt. Dem Betrieb ist v.a. wichtig, dass die Fahrer - egal ob Deutsche oder Personal aus dem Ausland - die deutsche Sprache und höfliche Umgangsformen beherrschen. Schließlich soll es im Kundenkontakt nicht zu Schwierigkeiten kommen. Greif hingegen beschäftigt keine ausländischen Fahrer.

Beiden gemein ist wiederum, dass sie ihre Bemühungen bei der Suche nach geeigneten Berufskraftfahrern ausgeweitet haben. „Wir arbeiten stets parallel mit verschiedenen Medien zusammen: Zeitung, Internet, Arbeitsagentur und hausinterne Mitteilungen“, berichtet Greif Textile Mietsysteme.

Selber ausbilden als Lösung

In Zukunft wird laut BAG das Ausbildungsengagement der Betriebe immer entscheidender werden. Denn schon jetzt stellt das Bundesamt in Erhebungen fest, dass sich die Personalsituation in Unternehmen, die selbst auch Berufskraftfahrer ausbilden, besser darstellt. Allerdings ist diese Vorgehensweise für kleine Betriebe ggf. gar nicht möglich. Dem Textilmanagementunternehmen MEWA hingegen gelingt es, u.a. mithilfe der eigenen Ausbildungstätigkeit europaweit 600 Stellen für Servicefahrer zu besetzen. Auch dort hat man erkannt, dass sich die Suche nach geeignetem Fachpersonal im Logistikbereich gewandelt hat, und versucht, sich auf die neue Situation einzustellen. Mehr
dazu erfahren Sie in einem Interview mit Jürgen Gerdum, dem Geschäftsführer im Bereich Kunden und Organisation bei
MEWA.

Doch finden sich in der Textilpflegebranche ebenso Unternehmen, die keine Schwierigkeiten mit der Besetzung von Logistikstellen haben. Der Anbieter von Waschraumhygienelösungen und Textilserviceleistungen CWS-boco gibt beispielsweise an, nicht vom Fachkräftemangel im Bereich Lkw-Fahrer betroffen zu sein.jm

www.bag.bund.de