Forschung Studie bestätigt: Coronaviren noch bis zu drei Tage auf Textilien infektiös

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Eine neue Studie aus England zur Wirksamkeit von Waschverfahren zeigt: Das Coronavirus bleibt mindestens 72 Stunden lang auf Polyestergewebe und 24 Stunden auf 100 Prozent Baumwolle infektiös. Was die Ergebnisse der Studie für die professionelle Textilpflege bedeuten und welche Empfehlungen der DTV im Umgang mit Corona-Viren und andern Erregern ausspricht.

Coronavirus in der Textilpflege
Coronaviren halten sich einige Zeit auf Textilien, wie eine aktuelle Studie bestätigt. Experten empfehlen die Behandlung durch die professionelle Textilpflege. - © Paulista – stock.adobe.com

Das Ergebnis einer Studie aus England zur Wirksamkeit von Waschverfahren zeigt: Sämtliche professionelle Waschvorgänge haben das Virus inaktiviert. Haushaltswaschmaschinen schneiden in der Studie schlechter ab: In den heimischen Geräten könnten sich Erreger gerade bei niedrigen Temperaturen halten. Die Wissenschaftler aus Leicester nahmen neben Covid-19-Viren auch andere pathogene Keime unter die Lupe. Ihr Fazit: Sind Textilien mit Erregern wie den Bakterien C. difficile, B. cereus oder E. faecium infiziert, müssen sie thermisch desinfiziert werden. 

Studie bestätigt: Kontaminierte Wäsche birgt Risiko – nicht nur bei Corona

Textilpfleger wissen: Der Umgang mit kontaminierter Wäsche birgt Risiken. Das bestätigt nun auch die neue Studie. Die Erkenntnis, dass sich Textilpfleger an infizierter Wäsche anstecken oder die Erreger von einem Teil zum nächsten übertragen werden können (Kreuzkontamination), ist zwar nicht neu, bildet aber die Grundlage der Untersuchung. "Es ist daher wichtig, dass die Arbeitsplätze gut ausgestattet sind", betont ein Sprecher der TRSA. Potenziell infizierte Wäsche sollte daher, getrennt von der restlichen Schmutzwäsche, in einem eigenen Bereich bearbeitet werden. Mit dieser Trennung sinke zudem das Risiko, Erreger über Oberflächen oder Arbeitsbekleidung zu verbreiten.

Temperatur, Waschmittel und Textilarten wurden untersucht

In der ersten Phase der Studie sichteten die Forscher Fachliteratur. Sie stellten fest, dass bisher wenig darüber bekannt war, wie sich das Coronavirus beim Waschen verhält. Im zweiten Schritt legten sie den Umfang der Studie fest. Sie wählten Textilien für die Untersuchung und entschieden, mit welchen Waschparametern die Tests durchgeführt werden. Darunter fiel die Konzentration der Erreger ebenso wie Wasch- und Lösungsmittel, die Temperatur beim Waschen sowie die Drehzahl der Trommel.

Coronaviren halten sich auf Polyester, Baumwolle und Mischgewebe

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Der getestete Coronavirus-Stamm (HCoV-OC43) blieb mindestens 72 Stunden lang auf Polyestergewebe ansteckend ,
  • 24 Stunden hielten sich die Modell-Viren bei Stoffen aus 100 Prozent Baumwolle.

Laut der Studie kann sich das Virus bis zu 72 Stunden lang von einem Polyestergewebe auf andere Oberflächen übertragen. Daraus schließen die Forscher, dass Textilien im Gesundheitswesen oder im häuslichen Umfeld durchaus ein Übertragungsrisiko darstellen können. Vorsicht: Unter Laborbedingungen trocknete das Virus aus. Es könnte sich demnach auf nasser Wäsche in geschlossenen Beuteln über einen längeren Zeitraum halten.

Studie: So verhalten sich Corona-Viren beim Waschen

  • In Wasser mit Temperaturen von bis zu 60 °C blieben die getesteten Coronaviren zehn Minuten infektiös .
  • Nach dem Waschen in einer Waschmaschine bei Raumtemperatur wiesen die Forscher noch Spuren der Viren nach, wenn den Textilien noch andere Substanzen als Speichel anhaftete.
  • Wurden die Textilien beim Waschgang bewegt und mit Waschmittel bei einer Temperatur von 40 °C kombiniert, waren keine Spuren mehr nachweisbar.

Infektions-Risiko: nicht professionell gewaschene Berufsbekleidung

"Am Anfang der Pandemie wusste man wenig darüber, wie lange sich das Virus auf Textilien halten kann”, sagt Dr. Katie Laird, Leiterin der Forschungsgruppe Infektionskrankheiten an der DMU. Die Ergebnisse ihrer Forschungen zeigten nun, dass gerade am häufigsten verwendete Textilien ein großes Risiko bergen, das Virus zu übertragen. Dazu zählt sie z.B. wenn Pflegepersonal oder Angestellte aus dem Gesundheitswesen ihre Berufsbekleidung mit nach Hause nehmen. In diesen Fällen könnte das Virus auf andere Oberflächen gelangen. Laut von der TRSA befragten Experten kommt bei Textildienstleistern überwiegend Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester in Berufsbekleidung und Flachwäsche zum Einsatz.

Waschen in Haushaltsgeräten nicht empfehlenswert

Laut den Forschern werden Coronaviren beim Waschen vernichtet. Wichtig dabei sei aber die richtige Kombination aus Bewegung, Temperatur und Waschmittel. Das heißt, nahezu alle Haushaltsgeräte können bei Waschverfahren von 40 °C mit gängigen Waschmitteln das Virus bekämpfen. Die Gefahr im häuslichen Umfeld geht laut DTV von anderen Stellen aus: dem Sortieren der Wäsche und dem Beladen der Maschinen. Diese Risiken einer Übertragung ließen sich im kontrollierten Umfeld bei der professionellen Textilpflege vermeiden.

"Bekleidung, die möglicherweise noch für drei Tage kontaminiert ist, sollte im besten Falle das häusliche Umfeld gar nicht erst erreichen", sagt DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher. Denn im häuslichen Umfeld werde die getragene Wäsche oft mehrfach vor dem eigentlichen Waschprozess in die Hand genommen und für schmutzige und saubere Teile oft der gleiche Wäschekorb verwendet. Außerdem stehe die Waschmaschine selbst möglicherweise in der Küche neben dem Herd oder der Spülmaschine und berge so das Risiko einer Kreuzkontamination.

"Insbesondere Textilien aus dem Gesundheits- und Pflegewesen sowie Berufsbekleidung im Allgemeinen sollten nicht zuhause gewaschen werden", warnt Schumacher. Nur so lasse sich eine mögliche Übertragung von Krankheitserregern auf Familie und Patienten vermeiden. In handelsüblichen Waschmaschinen für den Privatgebrauch könne sich das Virus zudem – anders als bei Profigeräten – an neuralgischen Punkten wie der Pumpe, der Schublade oder zwischen Gummi und Waschmaschinen festsetzen. Diese Stellen sind beim Waschen nicht der nötigen Temperatur ausgesetzt, um das Virus unschädlich zu machen.

Mehrweglösungen mit deutlichem Hygienevorteil

Insbesondere die Hotellerie sowie die Gastronomie sollten jedoch keine voreiligen Schlüsse aus der Studie ziehen, betont Schumacher und richtet einen Appell an Betriebe: Die mögliche Kontamination über Stoffe sei kein Grund, Tischdecken und Servietten aus Stoff nun durch Papierlösungen zu ersetzen. Im Gegenteil: Professionell aufbereitete Tischwäsche biete bei regelmäßigem Wechseln einen deutlichen Hygienevorteil und schone gleichzeitig die Umwelt.

Diese vier Dinge sollten Sie im Umgang mit infizierter Wäsche beachten

Die aktuelle Studie bestätigt die im März 2020 erstellten Leitlinien der TRSA, die der Verband für Textilpflegebetriebe, textile Dienstleister sowie für Unternehmen aus Gastronomie, Industrie oder dem Gesundheitswesen im Umgang mit infizierter Wäsche aufgestellt hat. In Anlehnung an Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die TRSA Wäschereien und Textilpflegebetrieben nach wie vor:

  1. Potenziell infektiöse Wäsche sollte so verpackt und transportiert werden, dass sich Behälter nicht öffnen und Beutel nicht platzen.
  2. Im Betrieb lagern die Behälter oder Beutel in einem eigenen Bereich und zwar so, dass diese möglichst wenig bewegt werden. Auf diese Weise reduziert sich das Risiko, dass sich das Virus über die Raumluft, Oberflächen oder Mitarbeiter verbreitet.
  3. Personal, das mit kontaminier Wäsche hantiert, muss die geltenden Sicherheitsvorkehrungen kennen und anwenden. Dazu gehört z.B. gründliches Händewaschen nach dem Ablegen der eigenen Schutzausrüstung.
  4. Die Textilien sollten mit Standardverfahren gewaschen und getrocknet werden. Im Heißwasserverfahren sollten die Teile mindestens 25 Minuten lang unter Zugabe von Wasch- oder Desinfektionsmittel bei 70 °C gewaschen werden. Für niedrigere Temperaturen sollten für den jeweiligen Temperaturbereich geeignete Chemikalien in der nötigen Konzentration eingesetzt werden.

TSA und Branchenverbände beauftragten Studie

Die Studie beauftragte federführend die Textile Services Association (TSA) gemeinsam mit anderen Branchenverbänden wie der European Textile Services Association (ETSA) und dem Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV). Derzeit wird sie einer sogenannten Peer Review unterzogen. Das wissenschaftliche Werkzeug dient der Qualitätskontrolle und bedeutet: Die Ergebnisse liegen bereits vor, aber Gutachter aus demselben Fachgebiet überprüfen die in der Studie angewandte Methode.Die Ergebnisse der durchgeführten Studie lassen sich schon jetzt einsehen.