Zusatzgeschäft Textilpfleger eröffnet Corona-Testzentrum

Seit Mitte Mai gibt es im baden-württembergischen Sinsheim ein neues Corona-Schnelltestzentrum. Die Betreiber sind ein Gastronom und der Inhaber des Textilservices Meluo. Wie der Tagesablauf im Testzentrum aussieht, ob sich der Betrieb auch finanziell lohnt und weshalb Textilpfleger Sebastian Meuter auf Wäsche fokussiert bleibt.

Sebastian Meuter und Sascha Thede
Textilpfleger Sebastian Meuter (li.) und Cafébetreiber Sascha Thede haben in Sinsheim ein Corona-Schnelltestzentrum eröffnet. - © Meuter

"Wir wollen Gas geben, damit unsere Kunden aus der Hotellerie und der Gastronomie wieder sicher öffnen können", sagt Sebastian Meuter. Er ist einer der Betreiber des neuen Corona-Schnelltestzentrums gegenüber des Sinsheimer Rathauses. Zusammen mit Sascha Thede hat er das Testzentrum am 10. Mai 2021 an den Start gebracht. Einen medizinischen Hintergrund haben die beiden allerdings nicht. Meuter ist Geschäftsführer eines Textilservices, Thede ist Betriebsleiter eines Cafés. Eines verbindet allerdings beide: Durch die Corona-Pandemie kamen ihre Geschäfte nahezu vollständig zum Erliegen.

Textilservice Meluo und Corona: bis zu 95 Prozent Umsatzausfall

Meuter hat den Textilservice Meluo 2015 zusammen mit seinem Vater gegründet. Die Geschäftsräume in Sinsheim sind vor einigen Wochen zum Testzentrum umfunktioniert worden. Die Kunden des Textilservices stammen zum großen Teil aus dem Gastgewerbe. "Wir hatten einen Umsatzausfall von 90 bis 95 Prozent", sagt der 33-Jährige, "in jedem Lockdown sind wir quasi von 100 auf 0 heruntergefahren." Sein Unternehmen bietet neben der Wäschepflege auch Mietwäsche, Wäscheverkauf und textile Eventausstattung an.

Alle Bereiche seien durch die Pandemie eingebrochen. Nur durch staatliche Unterstützung und Corona-Hilfsprogramme hätte der Betrieb überleben können. "So wie der Staat reagiert hat und wie uns geholfen wurde, können wir uns nicht beschweren", sagt Meuter. "Wir hatten vor der Pandemie ein gut laufendes Geschäft. Uns ist dann der Stecker gezogen worden. Hätten wir keine staatlichen Hilfen bekommen, hätten wir unser Geschäft aufgeben müssen." Die Mitarbeiter des Betriebs seien teilweise in Kurzarbeit gewesen. Meuter ist froh, dass er dadurch niemanden entlassen musste.

Testzentrum betreiben: Idee kam bei einem Kaffee

Corona-Nasenabstrich
Im Testzentrum in Sinsheim werden Abstriche aus dem vorderen Nasenbereich entnommen. - © EstanisBS – stock.adobe.com

Thede und Meuter kennen sich bereits seit Jahren. Der Cafébetreiber ist Kunde von Meuters Textilservice. Die Idee, ein Testzentrum zu eröffnen, entstand laut Meuter spontan bei einem Gespräch über Textilien für eine Hochzeit. In wenigen Tagen haben die beiden Unternehmer eine Homepage erstellt, Werbematerial konzipiert und sich entsprechend ausbilden lassen. In einem einstündigen Onlinekurs der Johanniter haben sie die Qualifikation zur Durchführung von Corona-Antigen-Tests erlangt.

Am 10. Mai ging es in den Räumlichkeiten des Textilservices Meluo los. Die Bürger können online einen Termin vereinbaren und bekommen einen QR-Code auf das Handy geschickt. Vor Ort wird dieser Code gescannt. Die zeitaufwendige Datenaufnahme fällt somit weg. Der Test selbst wird über einen Nasenabstrich durchgeführt. Das Ergebnis bekommen die Bürger dann etwa 15 Minuten später bequem auf das Smartphone geschickt. Wer kein Handy hat, könne das Testzentrum auch ohne Termin aufsuchen.

Laut Meuter würden ältere Mitbürger dieses Angebot dankend annehmen. Das Testzentrum ist sieben Tage in der Woche geöffnet. Mittlerweile gibt es noch zwei weitere Standorte in Sinsheim, eines davon speziell für Besucher des Technik Museums. "Wir haben dort zwei Testzelte aufgebaut und weitere Mitarbeiter akquiriert, sodass wir im Akkord testen können", sagt Meuter. Die Kapazität liege bei etwa 1.000 Tests am Tag.

Sechs Euro pro Testkit, zwölf Euro fürs Testen

Offizieller Auftraggeber für das Testzentrum ist das örtliche Gesundheitsamt. Abgerechnet wird mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Wie Meuter erklärt, können sie für ein Testkit sechs Euro und für einen Testvorgang zwölf Euro abrechnen. Es sei durchaus legitim, durch das Testzentrum auch Geld zu verdienen. Schließlich hätten sie in kürzester Zeit auch einiges investiert. "Klar ist: Unsere Hauptjobs, also der Textilservice und das Café, haben absolute Priorität. Sollte sich die Situation weiter entspannen, werden wir uns auch wieder aus dem Testgeschäft zurückziehen", sagt Meuter.

Den Betreibern ginge es allerdings nicht um den finanziellen Aspekt – ihnen sei wichtig, aktiv zur Bewältigung der Pandemie beitragen zu können. Nur so könne es sichere Öffnungen in der Gastronomie und der Hotellerie geben. "Unsere Kunden sind durch die Pandemie ganz schön gebeutelt. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass es bald wieder vorangeht."

Textilservice bleibt Priorität

In Baden-Württemberg geht es zumindest langsam wieder voran. Unter Auflagen dürfen seit Mitte Mai Hotels, Pensionen und Restaurants wieder öffnen. Laut Meuter läuft dadurch auch der Textilservice wieder etwas an. Er erklärt: "Wir fahren aktuell einen Splitbetrieb. Mein Vater ist derzeit im Textilservice tätig, während ich die meiste Zeit im Testzentrum verbringe." Viele Kunden hätten bereits Wäsche angefordert und natürlich auch erhalten.

Sollte das Testzentrum in den nächsten Wochen nicht mehr benötigt werden, wollen Meuter und Thede in ihre ursprünglichen Berufe zurückkehren. "Die Infrastruktur ist jetzt vorhanden. Sollten die Infektionszahlen in den nächsten Monaten wieder steigen, könnte das Testzentrum jederzeit wieder hochgefahren werden", sagt Meuter.