Ausbildung Textilreinigernachwuchs: Eine Branche auf Lehrlingssuche

Die Ausbildungssituation in der Textilpflegebranche ist alles andere als rosig. Viele angebotene Stellen bleiben unbesetzt. Woran liegt das? Wichtig zu wissen ist, wie die potenziellen Azbuis von heute ticken, was ihre Generation prägt und wie ein Arbeitgeber die "Generation Y" erreichen kann.

Wer weiß, wie die jungen Leute von heute ticken, findet auch eher geeignete Auszubildende. - © contrastwerkstatt, Fotolia.com

Im Bereich Textilreinigung gibt es immer weniger Lehrlinge. Das sagt auch die Ausbildungsstatistik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Während es im Jahr 2004 noch 860 Lehrlinge waren, können zehn Jahre später nur noch 271 Auszubildende gezählt werden – Tendenz weiter sinkend. Auch die Textilpflegeunternehmen klagen, dass es immer schwieriger wird, Lehrlinge zu finden. Daniel Dalkowski vom Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV) beschreibt die Ausbildungssituation der Branche im April diesen Jahres auf dem Verbandstag des Ostdeutschen Textilreinigungs-Verbands (OTV) als dramatisch. Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt dies und stuft allgemein die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen auf Rekordniveau ein. Aber woran liegt das und was kann man dagegen tun?

Die Auszubildenden von heute

Bei denjenigen, die nun in dem Alter sind, eine Ausbildung zu beginnen, haben wir es mit der sogenannten Generation Y zu tun. Hierzu zählen die jungen Menschen, die im Zeitraum von etwa 1980 bis 1999 geboren wurden. Die Generation Y stellt alles in Frage: Daher auch die Bezeichnung, denn der Buchstabe Y wird englisch „Why“ ausgesprochen, was übersetzt „Warum“ heißt. Die Vorstellungen der heutigen Jugend von Arbeit und Leben sind im Vergleich zur vorigen Generation, der sogenannten Generation X, verändert.

Die Generationen Y, die nun auf den Arbeitsmarkt strömt, bringt eine spezielle Erwartungshaltung mit sich. Ihr ist es vor allem wichtig, dass die Arbeit Sinn macht, abwechslungsreich ist und sie sich darin selbstverwirklichen kann. Die Frage ist: Was kann ein Job bieten? In unserem Fall: Was kann die Textilpflegebranche bieten? Wer sich auskennt, antwortet: „Eine ganze Menge.“ So zum Beispiel Gabriele Drechsler von der Rapid Textilpflege aus dem fränkischen Feucht. Die Berufschullehrerin sagt: „Der Beruf des Textilreinigers ist sehr vielseitig und bietet für beide Geschlechter eine abwechslungsreiche Tätigkeit. Oft wird der Beruf allerdings als eine Frauendomäne abgehakt und gedacht, es würde nur dreckige Wäsche gewaschen. Aber auch für Männer ist er sehr interessant, da auch der Umgang mit der Maschinentechnik und chemisch-physikalische Zusammenhänge eine große Rolle spielen."

Trotzdem kann Drechsler das Nachwuchsproblem bestätigen und berichtet, dass nach und nach die Zweige für die Textilreiniger vieler Berufsschulen aufgrund mangelnder Schüler schließen. Der Beruf des Textilreinigers steht auf der Attraktivitätsliste der künftigen Azubis nicht sonderlich weit oben – allerdings auch aus Unwissenheit über die Tätigkeiten und Perspektiven. Woher rührt dieses Unwissen?

"Digital Natives" suchen Ausbildung online

Die Generation Y ist auch die Generation der „Digital Natives“, denn sie ist in der digitalen Welt aufgewachsen. Das Internet, Facebook, Smartphones, Apps, Pokemon go & Co. gehören zu ihrem täglichen Leben. Die Generation ihrer Eltern kannte dagegen auch noch das Leben ohne E-Mail oder WhatsApp. Zu dieser letztgenannten Generation – oder sogar noch zu der davor – gehören auch viele Inhaber alteingesesser Textilpflegebetriebe. Sie konzentrieren sich auf ihr Handwerk, in dem sie unbestritten gut sind – aber viele kümmern sich wenig um die neuen Medien oder die Digitalisierung.

Sucht nun ein Schulabgänger nach einer Ausbildungsstelle, führt ihn sein Weg zunächst meist ins World Wide Web. Was aber, wenn die Branche dort wenig präsent ist und zudem noch die Meinung über die geringe Attraktivität der Textilpflegebranche vorherrscht?

Selbst die Agentur für Arbeit ist hier nicht unbedingt hilfreich, so auch die Erfahrung von Christian Sökeland, Geschäftsführer des Textilreinigermeisterbetriebs Drycleaners in Wuppertal und der HAMA-R – Reinigung in Hamburg: „Leider wissen die Berufsberater dort nicht viel über die Attraktivität des Berufs des Textilreinigers. Und so werden die Jugendlichen, die nicht nur im Web, sondern auch über die Arbeitsagentur eine Lehrstelle suchen, gar nicht richtig über diesen Beruf informiert bzw. darauf aufmerksam gemacht“, so Sökeland. Mögliche Bewerber richten ihre Blicke somit mehr auf Ausbildungen in Berufen, von denen sie eine klarere Vorstellung haben.

Es gibt zahlreiche Herausforderungen, wenn Generationen mit verschiedenen Lebenseinstellungen und Lebensweisen aufeinandertreffen, das macht sich für Unternehmer auch bei der Suche nach Auszubildenden bemerkbar. Diese Aufgabe sollte allerdings nicht negativ bewertet, sondern als Chance begriffen werden. Jugendliche und Betriebe müssen besser zusammengebracht werden und gerade in der Textilpflegebranche sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die zunächst für das Berufsbild werben und dann auch ein effizientes Miteinander ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung ist die vom DTV ins Leben gerufene Website www.textilreiniger-werden.de. Damit will der Verband über die Branche informieren und Vorurteile abbauen. In die Seite ist auch eine digitale Ausbildungsplatzbörse eingebunden.

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Weitere Tipps zur Generation Y und was Christian Sökeland tut, um Nachwuchs für den Textilreinigerberuf zu gewinnen, erfahren Sie in der Septemberausgabe 2016 von RWTextilservice. Abonnenten lesen den Artikel nach dem Login hier komplett kostenfrei .