Vom Christo-Projekt "Floating Piers" zur Recyclingfaser: In Gronau (NRW) verarbeitet ALTEX Textil-Recycling den gelben Stoff des begehbaren Kunstprojektes. Die textilen Rohstoffe werden im Garten-, Landschafts- und Straßenbau sowie bei Dachbegrünungen wiederverwendet - während auf den Textilschnipseln des rutschfesten Untergrundes galoppiert wird.
Nach der Reichstagsverhüllung in Berlin und den "Wrapped Trees" (deutsch: verhüllte Bäume) in Basel in der Schweiz war ein Unternehmen der ALTEX Gruppe zum dritten Mal an einem Christo-Projekt beteiligt. Karsten Stienemann, Geschäftsführer der ALTEX Textil-Recycling GmbH & Co. KG in Gronau (Nordrhein-Westfalen), betont: "Der Zuschlag für den Recyclingauftrag belegt einmal mehr das große Vertrauen von Christo in unsere Arbeit."
Vom Christo-Kunstwerk zum Geotextil
Aus den recycelten Fasern des Christo-Kunstprojektes "Floating Piers" entsteht bei ALTEX ein Nadelvlies, den das Unternehmen anschließend an Kunden ausliefert. Alternativ verarbeitet das Unternehmen die Fasern, abgemischt mit anderen textilen Rohstoffen, neu in technischen Vliesstoffen.
Der recycelte daliengelbe Stoff des Christo-Kunstwerks "The Floating Piers" kommt zum Beispiel als
- Geotextil im Garten-Landschaftsbau,
- zum Schutz von Teichfolien ,
- in der Bewehrung von Straßen oder als
- Dämmmaterial von Dachbegrünungen zum Einsatz.
Die Christo-Stoffe weisen dabei laut dem Textilrecyclingunternehmen vergleichbare Eigenschaften wie recycelte Industrie- und Automobilgurte auf, von denen das Unternehmen jährlich mehr als 1.000 Tonnen verarbeite.
Auch Teile des Vliesstoffes, der als rutschfester Untergrund für das daliengelbe Oberflächenmaterial diente, recycelt das Unternehmen. Diesen hatte die ALTEX Gronauer Filz GmbH & Co. KG, ein Schwesterunternehmen von ALTEX Recycling, für die "Floating Piers" (deutsch: schwimmende Piers) gefertigt. Das Unternehmen zerkleinerte den Stoff zu Textilschnipseln. Diese kommen nun auf Reitplätzen in der obersten Sandschicht zum Einsatz. Geschäftsführer Karsten Stienemann erklärt: "Die Textilschnipsel stabilisieren die Tretschicht, damit der Huf stabilisiert wird und der Pferdefuß im Sand nicht wegbricht."
Aufwendige Vorarbeiten bis zur Weiterverarbeitung
Um das Textilgewebe weiterverarbeiten zu können, wurde das Gewebe zersetzt. Die größte Herausforderung dabei war der hohe Verschmutzungsgrad des Stoffes. Über Wochen waren zuvor Besucher der "Floating Piers" am Iseosee (Lago d‘Iseo) in der Lombardei, Italien, größtenteils barfuß über das Gewebe gelaufen.
Schmutz-, Wasser- und Steinablagerungen waren die Folge. Die ALTEX-Mitarbeiter entfernten diese ebenso wie die für das Projekt konfektionierten Metallösen – teilweise in Handarbeit. Nach der Säuberung schnitt das Textilunternehmen die großen Stoffbahnen auf. Eine spezielle Maschine mit sechs Reißkammern zerkleinerte die Häcksel anschließend zu Fasern. Diese wurden zur Zwischenlagerung zu Pressballen verarbeitet.
Recyclingquote von fast 100 Prozent
ALTEX Textil-Recycling erhielt nach eigenen Angaben den Recyclingzuschlag für einen großen Teil der Christo-Textilien des "Floating Piers"-Projektes. Das Unternehmen verarbeitete insgesamt zehn Hektar Textilgewebe. Der Textil-Spezialist prüfte dabei die eingehenden Textilien – wie grundsätzlich bei allen Rohstoffen von industriellen Materialien bis hin zu Altkleiderresten – auf ihre Markttauglichkeit. Eignen die Textilien sich für die Weiterverarbeitung, erziele das Unternehmen eine Recyclingquote von annähernd 100 Prozent.
Karsten Stienemann bemerkt: "Das Recycling der Rohstoffe unterscheidet sich für uns nur aufgrund des Namens hinter dem Projekt von anderen Aufträgen." Für den ALTEX-Geschäftsführer stehe aber fest, dass das Unternehmen sich auch für das neue Christo-Kunstprojekt "Over the River" empfehlen werde. Das neueste Vorhaben von Christo ist am Arkansas River, ein Fluss im US-Bundesstaat Colorado, geplant.
Weitere Informationen über ALTEX Textil-Recycling finden Sie unter www.altex.de .