Teppich-Wasch-Center Grebe in Rheda-Wiedenbrück Trocknen bis zum Morgengrauen

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Teppichwäsche

Seit 40 Jahren werden im Betrieb der Familie Grebe in Rheda-Wiedenbrück Teppiche gewaschen. Vom Teppichklopfen aus den 60er Jahren ist dabei wenig übriggeblieben. Heute durchläuft ein Teppich innerhalb von 24 Stunden sieben Arbeitsschritte, bis er, nachdem er über Nacht getrocknet ist, das Teppich-Wasch-Center wieder verlässt.

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    In einem ersten Schritt werden die Teppiche entsandet – entweder in einem Trommelschüttler (links)oder in einer Klopfmaschine.
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    Die Hauptwäsche (vorne):Die Mitarbeiter shampoonieren die Teppiche mit Hilfe einer Dreischeibenmaschine ein und spülen sie dann mit einem Handschlauch ab.
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    Die Schleuderröhre (vorne) entwässert zwar schonend, lässt aber mehr Restfeuchte übrig als die Zentrifuge, die durch ihren höheren g-Faktor effizienter ist.
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    Martin Grebe führt das Unternehmen seines Vaters seit 1998.

Trocknen bis zum Morgengrauen

EEEigentlich hatte Dieter Grebe Zimmermann gelernt, als er 1965 in der Teppichreinigung Franke in Rheda als Mitarbeiter anfing. Bereits ein Jahr später wurde er neben Klaus-Peter Franke Teilhaber. Mit einer mobilen Teppichklopfmaschine, die mit einem Benzinmotor betrieben wurde und auf einem Pritschenwagen installiert war, ging es damals von Haus zu Haus. „Auch heute fragen uns manchmal ältere Menschen noch, ob wir ihre Teppiche ausklopfen“, erzählt der Sohn von Dieter Grebe, Martin, der seit 1998 den elterlichen Betrieb leitet.

Damals in den 60er Jahren unterstützte die Firma Vorwerk die gewerblichen Teppichreiniger und bot in der Lehrwerkstatt in Wuppertal Weiterbildungskurse an. Mit seinem dort erworbenen Wissen fing Dieter Grebe an, Teppiche nicht mehr nur auszuklopfen, sondern sie auch zu waschen. Heute ist das Berufsbild des Teppichwäschers dem Textilreiniger zugeordnet. Diese Ausbildung hat auch Martin Grebe mit Meistertitel abgeschlossen. Er profitiert immer noch von dem in der Lehre vermittelten Wissen:„Vor allem das Grundwissen aus der Faserkunde und der Fleckerkennung kann ich gut anwenden“, sagt er – auch wenn die Teppichreinigung ein Spezialgebiet in der Textilreinigung darstellt. So muss bei der Detachur beispielsweise beachtet werden, dass das Gewebe eines geknüpften Teppichs im Gegensatz zu Kleidungsstücken einen hochstehenden Flor mit offenem Polgarn hat, was eine andere Behandlung erfordert.

Zwei Verfahren – zwei Philosophien

Für das Waschen von Teppichen gibt es zwei Möglichkeiten. Die ersten Waschstraßen von amerikanischen Herstellern kamen Ende der 60er Jahre nach Deutschland. In Rheda hingegen wurde, wird zurzeit und auch künftig mit einem Ablauf gearbeitet, der sich aus einzelnen Arbeitsschritten zusammensetzt, sagt Grebe. Und:„Jeder Betrieb muss sich für eine Variante entscheiden. Meine Philosophie ist die individuelle Bearbeitung.“

Dabei werden die Teppiche nach der Eingangskontrolle und dem Erfassen per EDV zunächst entsandet. Bei größeren Teilen erledigt dies die Klopfmaschine, die mit einer Klopfwelle gegen den Teppichflor schlägt und den aufwirbelnden Staub absaugt. Kleinere Teppiche werden in einem Trommelschüttler, einer Art Wäschetrockner, entsandet. Beide Verfahren lockern die Fasern für die weitere Behandlung.

Möglichst frei von losem Schmutz kommt der Teppich in eine Paddelkufe, in der er, eingeweicht in eine Seifenflotte, mit einem Paddel hin- und hergeschwenkt wird. Das schonende Verfahren löst den Schmutz von der Grundfaser, dem Flor, ohne dass Mechanik eingesetzt werden muss. Daraufhin wird der Teppich flach auf den Boden gelegt und mit Hilfe von Dreischeibenmaschinen mit weichen Bürsten shampooniert. „Der Unterschied zwischen 1967 und heute ist, dass die Maschinen einen doppelt so großen Durchmesser haben, nämlich 80 cm“, sagt Grebe, „dadurch können wir mehr Fläche auf einmal bearbeiten.“

Entwässern und Trocknen

In einem nächsten Schritt wird der Teppich, immer noch liegend, mit einem Handschlauch abgespült. Durch die hausinterne Wasserversorgung mit Pumpen kann der Wasserdruck an die Anforderungen der Teppichwäsche angepasst werden. Eine Rinne fängt das Abwasser auf und lässt es abfließen. Der Spülwringer quetscht das lose Wasser ab und bereitet den Teppich auf seine nächste Station vor. Hier kommt er entweder in die gut 3 m lange Schleuderröhre, die zwar schonend entwässert, jedoch recht viel Restfeuchte übrig lässt. Alternativ wird das Stück in einer Zentrifuge ausgeschleudert, die durch einen höheren g-Faktor einen besseren Effekt erzielt.

In einem letzten Schritt gelang der Teppich in eine Trockenkammer. Hier hält sich der Teppich am längsten auf: Bei 35°C und 38.000 m3 Luftumwälzung hängt er dort 14 Stunden lang, in Rheda immer über Nacht. Die Trockenstangen können einzeln per Motor hinauf- und hinuntergefahren werden.

Teppichwäsche damals und heute

„Wenn wir morgens um 6 Uhr in unserem Betrieb anfangen, entnehmen wir erst einmal der Kammer die Teppiche“, sagt Grebe. Das dauert jeden Tag zwei bis zweieinhalb Stunden. Gibt auch der letzte kritische Blick die Teile frei, wird dies in der EDVvermerkt und die Teppiche werden zurück in die Annahmestellen gebracht. Dafür fahren täglich zwei Mitarbeiter feste Touren durch Ostwestfalen-Lippe, ein dritter fährt zweimal in der Woche. Vertriebsparter sind Textilreiniger oder Teppichhändler. Eigene Filialen hat das Teppich-Wasch-Center in Detmold, Paderborn, Herford und Bielefeld.

Zum 40-jährigen Jubiläum hat Martin Grebe seine Vertriebspartner eingeladen und eine Fotoausstellung über das Teppichwaschen von damals und heute organisiert. Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, weiterhin an der Verfahrenstechnik zu feilen und seine Prozesse zu optimieren. Eines weiß er jedoch genau:„Das Wichtigste ist,“ – und hier kommen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen – „dass die Qualität stimmt.“lin