Wäsche abgeben und Kunstwerke bestaunen – diese ungewöhnliche Kombination erwartet Kunden der Textilreinigung Güstrow seit sechs Jahren. Nach einer Corona-Zwangspause eröffnete Michael Trost nun eine neue Ausstellung, ein Vierteljahr nachdem der Inhaber mit den Tierbildern die Wände schmückte. Wie der Betrieb aus Mecklenburg-Vorpommern zur Kunst kam.
In der Textilreinigung Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern, kämpft ein Weißstorch mit einer Ringelnatter, Stockenten schnattern und ein Reh lugt Besuchern neugierig entgegen. Natürlich streunen die Tiere nicht leibhaftig zwischen Waschmaschinen und Wäschestapeln, Fotografin Beate Meder-Trost bannte sie auf Bilder. 140 Abzüge schmücken seit April 2021 die Wände von Michael Trosts Betrieb in der Speicherstraße. Wegen der Pandemie konnte Trost die Ausstellung mit 30 Gästen erst ein Vierteljahr später eröffnen. Sie läuft noch bis Ende September.
Textilreinigung Güstrow:"Kunst am alten Hafen"
Unter dem Motto "Kunst am alten Hafen" können Künstler im halbjährlichen Wechsel ihre Bilder, Fotos oder Skulpturen präsentieren. Die ungewöhnliche Galerie entsprang einem Zufall. Fotografin Barbara Seeman suchte Räumlichkeiten, um ihre Langzeitdokumentation "Güstrower Kinder" auszustellen.
Die Lehrerin hatte eine Schulklasse von der Einschulung 1971 bis ins Berufsleben begleitet und ihre Schüler in verschiedenen Lebensphasen fotografiert. Einer davon war Michael Trost. Er bot seinen Betrieb an. "Wir hatten viele leere Wände in der Wäscherei", sagte er damals im Rahmen der ersten Ausstellung.
Werke bewundern und Wäsche waschen
Sechs Jahre später zählt der Betrieb, der 2021 sein 140-jähriges Bestehen feiert, zu den etablierten Adressen der Güstrower Kunstszene. Das städtische Tourismusportal empfiehlt Besuchern beispielsweise einen Abstecher in die Wäscherei und Reinigung. Das Feedback ist gut. Nicht nur für die Kunst, sondern auch für die Branche. "Viele haben sich diese nicht so schön und modern vorgestellt", sagt Trost. Bei einer Tasse Kaffee können Kunden und Kunstliebhaber die Werke auf sich wirken lassen oder im Programm schmökern: Ab Oktober 2021 warten Radierungen und Ölbilder von Andreas Tessenow, ab April 2022 Karikarturen von Günter Endlich und im Anschluss Skulpturen und Grafiken von Peter Hecht.