Blanchisserie Inter-Hospitalière in Saint Germain-en-Laye, Frankreich Weniger Wäscheverlust dank RFID

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RFID-Technologie

Weniger Kosten, mehr Kundenservice – um das zu erreichen, hat die Blanchisserie Inter-Hospitalière (BIH) im französischen Saint-Germain-en-Laye in ein UHF-RFID-System investiert. Die Krankenhau­s­wäscherei konnte damit nach eigenen Angaben den Wäscheschwund reduzieren.

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    Die Laken im Wäschecontainer werden in die RFID-Lesekabine geschoben. Fotos: UBI Solutions
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    So weiß die Wäscherei, was gerade beim Kunden ist und was in der Aufbereitung: Schmutzwäsche passiert die Leseantennen.

3 Die Blanchisserie Inter-Hospitalière (BIH) in Saint-Germain-en-Laye stand vor einem Problem: Die Wäscherei reinigt täglich 20 t Wäsche, darunter Bettzeug, Betteinlagen und Uniformen für etwa 20 öffentliche Krankenhäuser in der Region Île-de-France um Paris. Dabei gingen jährlich rund 50.000 Laken verloren. Das Bettzeug zu ersetzen, kostete die Krankenhäuser, die zu Frankreichs nationalem Gesundheitssystem zählen, jedes Jahr ungefähr 250.000 Euro. Die BIH führte bei der Schmutzwäsche stichprobenartige Zählungen per Hand durch. Bestanden signifikante Unterschiede zwischen dem, was geschickt, und dem, was zurückgebracht wurde, verstärkten sie die manuellen Kontrollzählungen. „Wir büßten dadurch 25 Prozent unserer Produktivität ein“, erinnert sich Luc Videau, technischer Leiter der BIH. Zudem konnten die manuellen Zählungen nicht aufdecken, wa­rum Differenzen zwischen der Anzahl ausgelieferter und zurückgebrachter Artikel bestanden. Vielleicht ging Wäsche verloren oder ein Krankenhaus benutzte nicht das gesamte Bettzeug und hatte so einen großen Vorrat aufgebaut? Videau erzählt: „Wir mussten zusehen, wie die gleiche Menge an Laken, die wir während des Jahres kauften, wieder verschwand. Das Bettzeug sollte aber eigentlich zwei bis drei Jahre halten.“ Um für die Verluste aufzukommen, bezahlten die Krankenhäuser höhere Servicekosten.

80 Prozent der Laken per RFID verfolgt

Die BIH ging das Problem im September 2013 an, indem sie 60 Prozent der Bettwäsche mit Hilfe von RFID-Technologie nachverfolgte. Die Lösung von UBI Solutions erwies sich innerhalb weniger Monate als rentabel, berichtet Videau. Inzwischen verfolgt die Wäscherei 80 Prozent der Laken per RFID und plant, diese Lösung auch für andere Wäschereiartikel zu verwenden.

Schon 2011 suchte Videau nach einer RFID-Lösung, die die Bettwäsche automatisch nachverfolgt. Er kannte bereits Hochfrequenzsysteme; auch von Technologien mit Ultrahochfrequenz (UHF) hatte er gehört und führte genauere Recherchen durch. Anfang 2012 stattete der technische Leiter probeweise einige Laken mit RFID-Tags aus, doch die UHF-Tags dieses Herstellers konnten wiederholten Waschgängen bei hohen Temperaturen nicht widerstehen. Im Dezember 2012 lud Videau sechs Anbieter von RFID-Lösungen ein. „UBI Solutions war das einzige Unternehmen, das bereits Erfahrungen mit einem Kunden aus derselben Branche hatte“, sagt Videau. So entschied die BIH, die Tags von UBI Solutions zu testen. Als die Tags unter den Bedingungen des Wäschereibetriebs bestanden, trieb die BIH das Projekt ohne einen formellen Testlauf voran. Man stellte ein bereichsübergreifendes Team zusammen, das erarbeitete, wie die Lösung in der 6.000 m2 großen Anlage implementiert werden soll. Zum Team gehörten neben Videau die Verantwortlichen aus den Krankenhäusern und Mitarbeiter von UBI Solutions – Projektmanager, Entwickler, Ingenieure und Renaud Munier, International Business Development Director bei UBI Solutions.

Die BIH verwendet nun „Textile ID Tags“ von Datamars. Jedes Tag wiegt laut Anbieter weniger als 1 g und hält Temperaturen zwischen –40 und +120 °C aus. Sie sollen rund 200 Waschgänge überstehen, was nach Erfahrung der BIH rund drei Jahre Benutzung bedeutet. Gemeinsam mit der BIH untersuchte UBI auch, wie die Tags so an den Laken angebracht werden können, dass der Komfort der Patienten nicht beeinträchtigt wird. Die Lösung: Der Textillieferant näht die Tags während des Produktionsprozesses in den Saum ein.

Gefaltete Laken in der Lesekabine erfassen

UBI integrierte die RFID-Lösung in den bestehenden Prozess bei der BIH von der Wäscherei zum Kunden und umgekehrt. Um die saubere Bettwäsche nachzuverfolgen, hat die BIH ein „Impinj Speedway“-Lesegerät und mehrere Antennen in einer Lesekabine installiert. Rolltrolleys mit bis zu 500 (typischerweise eher 150) gefalteten und mit Tags versehenen Laken werden in die Kabine geschoben. Ein Mitarbeiter schließt die Türen der Kabine, liest an einem Bildschirm die Anzahl ab und weist die Laken einem Krankenhaus zu. Der von UBI entworfene „Multiplexer“ kombiniert die Signale von den Antennen und sendet die Daten weiter an das Lesegerät. Die Middleware „UBI Manager“ sortiert und filtert die Daten. „Die geschlossene Kabine ist notwendig, damit das Lesegerät nicht auch die Informationen von Laken auf anderen Trolleys in der Umgebung liest“, erklärt Munier. „Es ist wichtig, diese Information vor Auslieferung der Laken isoliert zu betrachten, da dieser Lesevorgang anzeigt, wohin die Bettwäsche geliefert wird.“

Schmutzige Laken werden in großen Wäschesäcken zur BIH zurückgebracht. Hängend passieren diese einen Lesebereich und werden von dem dort angebrachten Lesegerät, mehreren Antennen und einem „Multiplexer“ identifiziert.

Videau arbeitete zusammen mit Munier heraus, welche Schlüssel­indikatoren die Nachverfolgung des Bettzeugs liefern soll. Einige dieser Indikatoren sind:

  • die Immobilisierungsrate in Tagen (wie viele Tage ein Kunde braucht, um einen Artikel zurückzuschicken),
  • der Prozentsatz zurückgeschickter Artikel,
  • die Anzahl verlorener Artikel,
  • der Lagerbestand jedes Kunden,
  • die Zeit, die die BIH braucht, um einen einzelnen Artikel zu bearbeiten.

Die BIH nutzt „UBIs Cloud“, ein SaaS-Paket (SaaS = Software as a Service). Videau berichtet, dass es einfach sei, die geforderten Informationen in Echtzeit abzurufen. Der Lagerbestand jedes Kunden helfe dabei, die Hygiene der Laken nachzuvollziehen. „Zu wissen, wie lange Laken gelagert werden, hilft dem Krankenhaus beim Hygienemanagement. Je länger ein Artikel gelagert wird, desto höher ist das Risiko, dass die Hygienekette nicht eingehalten wird“, erklärt er. Diese sogenannte Immobilisierungsrate sei bei der BIH von 8,5 auf 7,5 Tage gesunken.

Zwei der von BIH belieferten Krankenhäuser kauften „UBI-Pads“, Handlesegeräte, um die Verteilung der Bettwäsche an verschiedene Abteilungen zu überwachen. Die Daten werden vom Handgerät auf ein bluetoothfähiges Tablet oder Smartphone geladen und von dort in Echtzeit via Internet an die Hauptdatenbank gesendet. Schlüsselpersonen in den Krankenhäusern haben Zugriff auf die Daten des jeweiligen Krankenhauses, damit sie in Echtzeit den Status der Bettwäsche in allen Abteilungen kontrollieren können.

Wo geht die Wäsche verloren?

Die Implementierung des Systems nahm nach Angaben der BIH rund drei Monate in Anspruch. Die Wäschereimitarbeiter in die Nutzung einzuweisen, dauerte nur eine Stunde, sagt Munier. „Auch dem Krankenhauspersonal die Benutzung des ,UBI-Pads‘ beizubringen, geht schnell, da das Gerät simpel zu bedienen ist“, bestätigt Videau.

Dank der RFID-Lösung weiß die Blanchisserie Inter-Hospitalière, wo Wäscheschwund passiert. Die Krankenhäuser, die „UBI-Pads“ einsetzen, stellten zudem fest, welche Abteilung für die Verluste verantwortlich ist. „Jetzt ist klar, dass die Verantwortung bei den Kunden liegt“, betont Videau. Vor der Einführung von RFID waren sie überzeugt, dass die Wäsche in der Wäscherei verloren geht.

Die BIH wird nach eigenen Angaben die Kosten des Projekts nicht offenlegen, aber Videau sagt: „Die komplette Investitionssumme hatte sich in weniger als einem Jahr amortisiert. In den drei Jahren nach der Implementierung konnte die BIH die Zukaufmenge von Textilien jährlich um 25 Prozent verringern, während gleich viele Laken im Umlauf blieben.“ Zu den Zielen des Projektes gehörten niedrigere Servicekosten für das öffentliche Gesundheitssystem, indem Verluste vermindert und die Verteilung akkurater gestaltet wurden. „Diese Ziele haben wir mit großem Erfolg erreicht“, resümiert Videau. Darüber hinaus habe die RFID-Technologie die Kundenzufriedenheit verbessert. „Heute kennen wir den wirklichen Verbrauch jedes Kunden. Wir können die Lieferungen den Bedürfnissen anpassen und damit besseren Service bieten, indem wir sicherstellen, dass in jeder Krankenhausabteilung saubere Laken verfügbar sind.“ Videau arbeitet mit Krankenhauspersonal daran, die Nutzung von Bettzeug besser zu verwalten. Das System habe sich als so erfolgreich erwiesen, dass die BIH eine Ausweitung des Projekts plant: Auch Patientenbekleidung und Handtücher sollen mit RFID-Tags ausgestattet werden.

Ein Video zu dem System von Ubi Solutions gibt es online unter www.ubisolutions.net/medias/animation_laundry2.mp4.

Quelle: RFID Journal, Barb Fred, www.rfidjournal.com/purchase-access?type=Article&id=14242&r=%2Farticles%2Fview%3F14242