Textilveredlung Gebr. Hecht GmbH, Mühlhausen Zwischen Garnen und Wäsche

Der zunehmende Trend, Textilien aus Fernost zu importieren, raubt Dipl.-Ing. Jochen Hecht nicht den Schlaf. Der Geschäftsführer der Textilveredlung Gebr. Hecht GmbH in Mühlhausen ist davon überzeugt, dass es immer ein Klientel geben wird, das auf einen höheren Qualitätsstandard Wert legt.Zwischen Garnen und Wäsche Bei null beginnen musste Jochen Hecht, als der 1844 gegründete Betrieb im Jahr 1990 wieder in Familienbesitz gelangte. „Der alte Kundenstamm war fast völlig weggebrochen. Durch einen hohen Qualitätsstandard und exzellenten Service gelang es uns aber, neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Unser traditionsreicher Name verschwand nie völlig von der Bildfläche und wir wurden sogar im Rahmen eines Investitionsverfahrens unter staatlicher Regie mit einem neuen Maschinenpark ausgestattet“, berichtet Hecht, der in den Jahren von der Verstaatlichung bis zur Wende technischer Betriebsleiter war. Neue Geschäftsfelder erschließen Dennoch wurden nach dem Neustart wieder Investitionen in Höhe von rund sechs Millionen D-Mark fällig. „Die Produktionsstrecken waren zwar auf dem aktuellen Stand, aber nun brauchten wir auch eine energieeffiziente Infrastruktur“, erläutert Hecht. Durch die Konzentration des Leistungsangebots wurden gleichzeitig Produktionsflächen frei. Für das Unternehmen eine Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen: 1994 eröffnete der Textilveredler einen SB-Waschsalon. „Ganz in der Nähe unseres Betriebs gibt es eine Neubausiedlung, deren Bewohner gern bei uns ihre Wäsche waschen, trocknen und wieder mit nach Hause nehmen“, erklärt der Geschäftsführer. Viele würden die Gelegenheit nutzen, beim Waschen mit Freunden und Bekannten Neuigkeiten auszutauschen. Auch die moderaten Preise, die er bis heute noch nie erhöht hat, locken die Kunden. Wenig später nach der Eröffnung des Waschsalons kam ein Solarium hinzu und seit 1998 betreibt der Unternehmer auch eine Textilpflege mit chemischer Reinigung und Wäscherei. „Dort reinigen und waschen wir Garderobe, Haushaltswäsche, Heimtextilien und vieles mehr. Ausgenommen sind nur größere Flachwäscheteile und Gesundheitswäsche“, sagt Hecht. Aufgrund der Nähe des Standorts zur Innenstadt und der Lage unmittelbar an der mittelalterlichen Stadtmauer und an großzügigen Parkflächen ist eine Zusammenarbeit mit Annahmestellen nicht erforderlich. „Die Kunden kommen gern zu uns - nicht zuletzt, weil unsere Preise und die Qualität unserer Leistungen sie überzeugen“, meint der Geschäftsführer. Erfolgskonzept Strumpfhosenveredelung Auch im Textilveredelungsbetrieb setzt er auf Spitzenqualität. „Mit 80 Prozent des Produktionsvolumens ist die Veredelung hochwertiger Garne für die Strumpfhosenherstellung heute unser Hauptgeschäft.“ Die Rohgarne werden von Herstellern in der EU bezogen und in Mühlhausen gefärbt. „Wir bieten den Kunden 48 Farbkarten zur Auswahl“, so der Geschäftsführer. Alle Garne sind nach Öko-Tex-Standard 100 und teilweise sogar mit dem IVN-Siegel (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e. V.) zertifiziert und werden von Mühlhausen zur Konfektionierung nach deutschen Qualitätsstandards an Firmen in die östlichen Länder der Europäischen Union geliefert. Zu 20 Prozent werden auch fertig konfektionierte Strumpfhosen und neuerdings sogar Bodyware veredelt. Hecht ist froh, dass die Geschäftsbeziehungen ins Erzgebirge als traditionelles mitteldeutsches Strumpfzentrum wiederbelebt werden konnten. „Bis 1990 war das Strumpfkombinat ESDA unser größter Kunde. Aus der Liquidierungsmasse heraus bildeten sich viele kleine Nachfolgebetriebe, mit denen wir heute wieder gut zusammenarbeiten“, sagt Hecht. Noch einige Trümpfe im Ärmel Die Bodyware wird ebenfalls im Stück angeliefert und nach dem Veredelungsprozess zu hochwertiger Freizeit- und Sportbekleidung konfektioniert. Vor etwa fünf Jahren begann der Unternehmer, seine Angebotspalette um die Veredelung hochelastischer Garne für namhafte europäische Hersteller von Premium-Damenstrümpfen zu erweitern. „Wir färben die Garne in einem gemeinsam mit den Auftraggebern entwickelten Prozess und bieten bei Bedarf auch hydrophile, hydrophobe, fäulnishemmende oder andere Ausrüstungen an“, berichtet der Geschäftsführer. Gute Zukunftsperspektiven erwartet er von der Entwicklung innovativer Veredelungsverfahren. „Der Schwerpunkt wird auf einem höheren Gebrauchswert der Textilien sowie einer weiteren Reduzierung der Umweltbelastungen liegen“, meint Hecht. Schwermetall- und pestizidfreie Ausrüstungstechnologien sowie eine noch höhere Wasser- und Energieeffizienz sind nur drei von einigen Trümpfen, die er noch im Ärmel hat. Reinhard Wylegalla