Brigitte Leimer-Petermann, stellvertretende LIM für das Bundesland Wien „Unsere Branche braucht ein positives Image“

Brigitte Leimer-Petermann ist die stellvertretende LIM für das Bundesland Wien.Foto: Leimer-Petermann - © Leimer-Petermann

„Unsere Branche braucht ein positives Image“

Die Leistungen der Textilreiniger würden in der Öffentlichkeit unterschätzt, glaubt Brigitte Leimer-Petermann. Die Branche sollte bundesweit den Schulterschluss üben, um die Konsumenten von der Professionalität ihrer Arbeit zu überzeugen.

Im Nachhinein ist Brigitte Leimer-Petermann über die Einführung des Euro nicht sehr glücklich: „Durch die Währungsumstellung haben sich die Lebenshaltungskosten erheblich verteuert. Folglich bleibt den Konsumenten weniger Geld in der Tasche“, meint die stellvertretende Landesinnungsmeisterin für das Bundesland Wien. Die Berufskollegen hätten sich hingegen nicht getraut, die Preise für ihre Leistungen zu erhöhen. „Wir mussten Umsatzrückgänge hinnehmen“, berichtet die Textilreinigermeisterin. Einige Berufskollegen hätten sogar aufgegeben. „In vielen Fällen fehlten allerdings auch die Nachfolger“, räumt die Unternehmerin ein.

Brigitte Leimer-Petermann ist Inhaberin der Wäscherei und Textilreinigung Petermann & Co. KG in Wien. Ein Familienbetrieb mit über 40-jähriger Tradition, den sie in zweiter Generation betreibt. Mit fünf Beschäftigten gehört das Unternehmen dem Mittelstand an. Vor sechs Jahren wurde die Unternehmerin zur stellvertretenden Landesinnungsmeisterin der Landesinnung Wien gewählt. Die Mitgliedsbetriebe betreiben insgesamt 237 Standorte einschließlich Filialen und Übernahmestellen.

Machen einerseits Laien durch Heimarbeit der Branche das Leben schwer, so besinnen sich auch zahlreiche Konsumenten in puncto Textilpflege gerade in schwierigen Zeiten auf „Do it yourself“, so die Textilreinigermeisterin. Auch werden die Leistungen der Branche in der Öffentlichkeit erheblich unterschätzt. Brigitte Leimer-Petermann: „Kommt eine Dame aus dem Frisiersalon, hat sie ein persönliches Erfolgserlebnis. Zahlreiche Kunden sind sogar bereit, für die Leistung eines ,Starfriseurs‘ mehr Geld auszugeben.“

Anders in der Textilreinigungsbranche: „Unsere Dienste werden eher als notwendiges Übel wahrgenommen, weil den Kunden das persönliche Erfolgserlebnis wie zum Beispiel nach dem Kauf neuer Garderobe fehlt“, glaubt die stellvertretende Landesinnungsmeisterin. Den Kunden sei nicht hinreichend bewusst, dass die Profis ihnen die Arbeit abnehmen und sie deshalb mehr Zeit für die Familie oder andere Beschäftigungen haben.

Damit die Branche optimistisch in die Zukunft schauen kann, sei auf Bundesebene eine Imagekampagne notwendig, schlägt Brigitte Leimer-Petermann vor. „In verschiedenen Innungen wurden bereits entsprechende Versuche gestartet. Aber damit solch eine Aktion Erfolg hat, ist die Zusammenarbeit aller regionalen Berufsverbände notwendig“, appelliert die Textilreinigermeisterin an ihre Kollegen.

Eine zentrale Bedeutung habe dabei, dass der Begriff „pflegeleicht“ künftig anders dargestellt werden muss: „Bisher wird dieses Prädikat so interpretiert, dass ein Textil auch durch Laien leicht zu pflegen ist.“ Dies sei aber nur die halbe Wahrheit. „Dem Konsumenten bleibt trotz alledem die Arbeitszeit für das Waschen, Trocknen und insbesondere das Bügeln und möglicherweise sogar noch für das Annähen von Knöpfen“, stellt Brigitte Leimer-Petermann klar. Deshalb müsse künftig die Professionalität der Dienstleister besser kommuniziert werden.

Selbstverständlich präsentiere sich die Branche auch auf öffentlichen Veranstaltungen wie zum Beispiel Messen für junge Leute, die sich beruflich orientieren möchten. Anders als in Deutschland seien die Möglichkeiten für Darstellungen in den redaktionellen Teilen der Medien nur gering. Auch sei es in Österreich ein Problem, einheimische Mitarbeiter zu finden: „Viele Frauen arbeiten lieber bis zum späten Abend in einem Lebensmittelmarkt als in einer Wäscherei oder Textilreinigung, obwohl ihnen dort bessere Arbeitszeiten geboten werden.“ Eine Ursache dafür könne möglicherweise das unterbewertete Image der Branche sein. Maßnahmen zum Einsparen von Energie sind für österreichische Textilreiniger ein brandaktuelles Thema. Den immensen Druck der „grünen Welle“ hätten einige Betriebe allerdings nicht überlebt. „Wir haben Kontakt zu den Politikern aufgenommen. Doch der Erfolg war gleich null“, bedauert die stellvertretende Landesinnungsmeisterin. Offenbar sei es den Politikern egal, wie viele Arbeitsplätze verlorengehen. Die Ergebnisse der KMU-Forschung Austria würden ein verzerrtes Bild über die kleineren Betriebe vermitteln, weil auch die Großunternehmen erfasst werden und somit die statistischen Werte beeinflussen.

Um zu überleben, suchen die Unternehmer nach Nischenmärkten. „Gerade in Nischen gibt es aber nur ein begrenztes Potenzial. Versuchen zu viele Kollegen sie zu bedienen, wird niemand satt“, gibt die Textilreinigermeisterin zu bedenken. Der Druck des Marktes zwinge manchen Berufskollegen zum Preisdumping. Eine Strategie, die allerdings weder dem einzelnen Billiganbieter noch der gesamten Branche eine sichere Zukunft beschert.

Längst ist auch die Finanz- und Wirtschaftskrise in Österreichs Wäschereien und Textilreinigungen angekommen. Brigitte Leimer-Petermann: „Wir hatten geglaubt, dass die Talfahrt der vergangenen Jahre ja irgendwann den tiefsten Punkt erreichen musste.“ Die gegenwärtige Entwicklung zeige aber, dass es noch tiefer geht. Um antizyklisch gegensteuern zu können, sind Kredite notwendig. „Die werden uns aber in der Regel verweigert“, bedauert die Unternehmerin. Deshalb sollte ihrer Meinung nach die Regierung die kleinen und mittelständischen Betriebe unterstützen. Auch sollte das Versprechen, die Nebenkosten zu senken, endlich erfüllt werden. „Die Industrie und die Landwirtschaft werden unterstützt. Uns bleibt letztendlich nur, Mitarbeiter zu entlassen“, kritisiert die Textilreinigermeisterin.

Im eigenen Betrieb will Brigitte Leimer-Petermann genau prüfen, in welchen Bereichen sie noch Reduktionspotential nutzen kann. Auch wird sie jetzt energischer als in der Vergangenheit neue Aufträge akquirieren. „Dies fällt aber durch die krisenbedingte Konsumzurückhaltung schwer“, sieht sie es realistisch. In der Vergangenheit habe sich die Branche gerade in schwierigen Zeiten positiv entwickelt, weil aufgrund schmaler Budgets weniger neue Bekleidung gekauft wurde. Heute irritiere der Begriff „pflegeleicht“ viele Verbraucher. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern.

Reinhard Wylegalla