Jahrestagung der Gütegemeinschaft für sachgemässe Wäschepflege e.V. Vorsprung durch Forschung

Vom 16. bis 18. Oktober trafen sich die Mitglieder der Gütegemeinschaft für sachgemäße Wäschepflege e.V. in Bad Kissingen. Auf der Tagesordnung standen neben Berichten aus der aktuellen praxisnahen Forschung auch Fachvorträge und Produktinnovationen.

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    Tagung Gütegemeinschaft für sachgemäße Wäschepflege e.V
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    Aufmerksame Zuhörer im Vortragssaal.
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    Karl-Rainer Dauer
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    Der 1. Vorsitzende der Gütegemeinschaft, Karl-Rainer Dauer, eröffnete die Jahrestagung.
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    Petra Klein
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    Petra Klein berichtete u.a. über die Arbeit des Güteausschusses.
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    Rose-Marie Riedl
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    Rose-Marie Riedl informierte über Marketingaktivitäten und Kundenbindungskonzepte.
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    Dr. Stefan Mecheels
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    Dr. Stefan Mecheels, Leiter der Hohensteiner Institute, berichtete über zukünftige Forschungsarbeiten.
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    Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer hatte ein gute Nachricht: „Unser Gehirn lernt immer – und am besten mit guter Laune.“
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    Ludger von Schönebeck
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    Ludger von Schönebeck gab eine Übersicht über neue Produkte und Technologien.
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    Frank Luther
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    Frank Luther referierte über die sachgemäße Aufbereitung von Bewohnerwäsche.
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    Dr. med Klaus-Dieter Zastrow
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    Dr. med Klaus-Dieter Zastrow zeigte gefährliche Erreger in der Wäscherei auf.

Karl-Rainer Dauer, 1. Vorsitzender der Gütegemeinschaft für sachgemäße Wäschepflege, beschreibt die aktuelle Situation in der Branche so: "Die Textilreinigungsbranche ist gekennzeichnet durch enormen Kostendruck aus allen Bereichen und hartem Preiswettbewerb." Dennoch dürfen, so die Überzeugung Dauers und der Gütegemeinschaft, Qualität, Kundenzufriedenheit und vertrauensvoller Service nicht verdrängt werden. Die Mitgliedsbetriebe profitieren dabei von der engen Zusammenarbeit mit dem Textilforschungsinstitut Hohenstein und so standen auf der Jahrestagung Ergebnisse und Berichte aus der aktuellen, praxisnahen Forschung im Vordergrund. Am zweiten Vortragstag hatten Unternehmen die Gelegenheit, ihre Innovationen vorzustellen.

Mindestlohn beschäftigt Gütegemeinschaft

Auch das aktuelle Thema Mindestlohn stand auf der Tagesordnung. Dr. Volker Schmid, Geschäftsführer des DTV, skizzierte die Problematik. Er bekräftigte, dass die Tarifpolitische Arbeitsgemeinschaft (TATEX) auch weiterhin alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten nutzen werde, um einen überhöhten Mindestlohn zu verhindern.

Am Morgen des ersten Veranstaltungstages freuten sich die Referentinnen Rose-Marie Riedl und Petra Klein vom Forschungsinstitut Hohenstein sowie Moderator Jens Reimann (2. Vorsitzender der Gütegemeinschaft) darüber, "noch mehr Teilnehmer als im vergangenem Jahr" im Marketingworkshop begrüßen zu dürfen. Petra Klein und Rose-Marie Riedl berichteten über verschiedene Aktivitäten zur Kundenbindung und Kundenakquise, die im vergangenen Jahr in Hohenstein gestartet wurden.

Kundenbindungskonzepte bis Qualitätsmanagement

Ausführlich präsentierten die Referentinnen ein Kundenbindungskonzept für den Bereich Hotellerie in Verbindung mit der Auszeichnung "Überwachte Hygiene im Hotel". Um die einwandfreie Hygiene der im Hotelbetrieb verwendeten Textilien sicherzustellen, muss deren Aufbereitung über eine Wäscherei erfolgen, die über ein betriebseigenes Qualitätsmanagementsystem entsprechend des RAL-Gütezeichens 992 für sachgemäße Wäschepflege verfügt. Die Hotels verpflichten ihre Mitarbeiter bzw. Dienstleister darüber hinaus schriftlich zur Einhaltung von Hygienevorschriften, die einen Übertrag von Keimen auf Textilien verhindern sollen. Auch die beauftragten Gebäudereiniger müssen ein internes Qualitätsmanagementsystem nachweisen. Zu Gast im Workshop war auch Lars Dünker, Operation Manager der DERAG Hotel and Living AG, der anlässlich der Jahrestagung das erste Qualitätssiegel in Empfang nehmen durfte. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag "Ausgezeichnete Hotellerie" auf Seite 15.)

Workshops: Fleckenentfernung

In einem weiteren Workshop gingen Dipl.-Ing. Markus Beeh und Andreas Janning vom Forschungsinstitut Hohenstein gelben Flecken auf den Grund. Solche Flecken können, das wurde im Workshop deutlich, unterschiedliche Ursachen haben. Bleibt ein Wassertropfen auf dem Textil stehen, handelt es sich um einen Fettfleck. Verfärbt er sich bei Zugabe von Phenolphtalein rosa, ist Alkali im Spiel. In diesem Fall wäre der Spülprozess oder bei Verwendung von Brunnenwasser die Carbonathärte des Wassers zu prüfen. Flecken, die das Antiseptikum Rivanol hinterlässt, sind grundsätzlich nicht entfernbar. Der Workshop wurde durch die Vorstellung von Lösungsstrategien abgerundet. Vorrangig ging es um die gelben Flecken, die durch Carbonate auf der Wäsche verursacht werden. Die Referenten rieten: "Wenn in den Sommermonaten verstärkt gelbe Flecken auftreten, die insbesondere vom Brunnenwasser mit seinem Carbonatanteil verursacht werden, so sollte über eine Erhöhung des Stadtwassers nachgedacht werden."

Wie wirken sich betriebliche Veränderungen auf das Gütezeichen aus?

Im dritten Workshop gingen die Rechtsanwälte und Notare Joachim Trau und Ewald Lambertz der Frage auf den Grund, inwiefern das Gütezeichen bei betrieblichen Veränderungen weitergeführt werden kann. Wenn die betrieblichen Veränderungen, wie etwa Umwandlungen oder Betriebsübergaben rechtzeitig und umfassend vorbereitet würden, seien Probleme hier nicht zu erwarten. Fehler könnten jedoch Auswirkungen auf das Zeichenführungsrecht haben. Der Workshop hatte es sich zum Ziel gesetzt, auf den erheblichen Regelungsbedarf aufmerksam zu machen. Dies gelte vor allem für Betriebe, die vor einem Generationswechsel stehen. Weiterhin wurden Instrumentarien, die gravierende Folgen verhindern, aufgezeigt und erläutert. Dazu gehören z.B. Vorsorgevollmacht, Erbverträge, Testamente oder die Übertragung zu Lebzeiten.

"Etwas über das Gehirn – unser wichtigstes Organ", verriet Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer in einem kurzweiligen Vortrag mit dem Titel "Das Hirn lernt immer und am besten bei guter Laune". Die Gute Nachricht präsentierte er gleich zu Anfang: "Seit etwa elf Jahren weiß man: Nervenzellen sterben mit fortschreitenden Alter nicht nur ab, sondern wachsen auch nach." Wir lernen nicht nur im Kindesalter, sondern das ganze Leben über – wenn auch in anderer Geschwindigkeit. Entscheidend für den Lernerfolg und die Behaltensquote ist, wie Spitzer ausführte, die Art des Lernens, die Anzahl der Wiederholungen und die emotionale Verfassung, in der wir uns gerade befinden. Am effektivsten Lernen wir, wenn wir mit Freude und guter Laune lernen. Für alle Lebensbereiche bedeute das, Fairness, Gemeinschaft und Sozialkompetenz zu leben.

Vortrag: Gefährliche Erreger in der Wäscherei

Gefährliche Erreger in der Wäscherei waren das Thema von Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow, Direktor des Institutes für Hygiene und Umweltmedizin der Viviantes Netzwerk für Gesundheit GmbH Berlin. Wie Zastrow ausführte, gibt es auch heute noch in Mitteleuropa und damit auch in Deutschland hochinfektiöse und hochkontaginöse (ansteckbare) Krankheiten, die besonderer Beachtung verdienen, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden. Dazu gehören z.B. Cholera, hämorrhagische Fieber, Milzbrand, Pest, Poliomyelitis, Tollwut und die Echinokokkose. Mit insgesamt 115 Erkrankungsfällen spielen diese Erkrankungen heute zahlenmäßig keine große Rolle mehr. „Wäsche von Patienten, die an diesen Krankheiten erkrankt sind, ist als Sondermüll zu entsorgen und gehört nicht in die Wäscherei“, erklärte Zastrow.

Bei einer weiteren Gruppe von Erkrankungen seien die Erreger in der Regel nicht in der Wäsche zu finden, da der Patient diese nicht absondert. Mit dem Standardaufbereitungsverfahren der Gütegemeinschaft sei diese Wäsche sicher aufzubereiten und stelle auch für die Mitarbeiter kein Risiko dar. Die Gruppe "infektiöser Wäsche" stellt, so Zastrow, bei sachgerechter Handhabung durch das Personal ebenfalls kein Risiko für die Mitarbeiter dar. Das Vermeiden der Weiterverbreitung habe dennoch höchste Priorität. Die Wäsche muss daher in gesonderten, flüssigkeitsdichten Säcken gesammelt und nach dem RKI-Verfahren aufbereitet werden.

Zusammenfassend stellte Zastrow fest, dass sich in der Wäscherei zwar eine große Zahl von gefährlichen Erregern in der zu bearbeitenden Wäsche tummeln. Diese fänden allerdings durch die von der Gütegemeinschaft vorgegebenen Schutzmaßnahmen den Weg zum Personal nicht und könnten über die chemothermischen Aufbereitungsverfahren sicher abgetötet werden.

Gütegemeinschaft: Berichte über Forschung und Technologien

Dr. Stefan Mecheels, Leiter der Hohensteiner Institute, berichtete über zukünftige Forschungsarbeiten und Marketingaktivitäten für die Gütegemeinschaft. Auf der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft im vergangenen Jahr wurde beschlossen, die im Jahr 1992 erstmalig eingeführte Forschungsumlage für weitere fünf Jahre fortzuführen. Mit dieser Umlage sollten Projekte finanziert werden, die die Marktchancen der Gütebetriebe nachhaltig erhöhen, die Produkt- und Prozessqualität verbessern und den Ressourceneinsatz verringern.

"Die Ausrichtung der notwendigen Forschungseinrichtungen lässt sich von den allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ableiten", erklärte Mecheels. Geprägt sei diese vor allem durch die Entwicklung einer alternden Industriegesellschaft und der Verknappung fossiler Brennstoffe. Wie der Referent prognostizierte, werden Dienstleistungen zunehmend outgesourct. Das Auftreten von antibiotikaresistenten Bakterienstämmen und die Ausbreitung gefährlicher Erreger werde die Marktbedürfnisse im wichtigen Segment Gesundheitswesen weiter steigern. Aber auch in anderen Bereichen sieht Mecheels Wachstumschancen, z.B. im Bereich der Altenpflege.

Durch den Einsatz innovativer Technologien sei es den Gütezeichenbetrieben in den vergangenen Jahren stets gelungen, den Kunden ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Gerade das bewusste Setzen auf Qualität war, so führte Mecheels aus, in der Vergangenheit ein Garant für den unternehmerischen Erfolg vieler Betriebe. "So konnte der Einsatz für Wasser, Energie und Chemikalien in den meisten Gütebetrieben nahezu halbiert werden", nannte Meechels Beispiele. In Zukunft sollen weitere Forschungsprojekte den Anspruch der Gütegemeinschaft als Markt- und Meinungsführer weiter festigen. Daher zielen die zum einen auf die innerbetrieblichen Möglichkeiten des Gütezeichenbetriebes und zum anderen auf die mittelbare Beeinflussung der Märkte. Erarbeitet wurden Maßnahmenkataloge zur Verbesserung der Marktchancen für die Gütezeichenbetriebe, z.B. in den Bereichen Pressearbeit, Marketing und nachhaltige Optimierung des Ressourceneinsatzes.

Bewohnerwäsche im Fokus

Über die sachgemäße Aufbereitung von Bewohnerwäsche (Oberbekleidung) referierte Frank Luther von den Hohensteiner Instituten. Wie Luther ausführte, ist auch eine sachgerechte Aufbereitung von Oberbekleidung im Gütezeichenbetrieb unter Berücksichtigung der höheren Empfindlichkeiten der Garderobe möglich. Die meisten Artikel bestehen aus Mischgeweben und lassen eine Waschbehandlung zu. Die Kleidungsstücke, die wegen ihrer Empfindlichkeit (z.B. Schurwolle) nicht waschbar sind, können mit dem Nassreinigungsverfahren gesäubert werden. Gegebenenfalls komme auch eine chemische Reinigung in Frage, wobei hier noch keine gesicherten Erkenntnisse über die Desinfektionswirkung bestehen.

Überblick über neue Produkte für Gütezeichenbetriebe

Ludger von Schönebeck gab einen Überblick über neue Produkte und Technologien für die Gütezeichenbetriebe. Die Maschinen- und Waschmittelindustrie habe unterschiedliche, für große und kleine Betriebe nutzbare Technologien entwickelt. Im Mittelpunkt stehe die Mehrfachnutzung der Wärmeenergie, die aus den Wasch- und Finishprozessen anfällt. Von Schönebeck stellte mit der Spülzentrifuge PowerTrans Jet-press von Kannegiesser eine Technologie vor, die in den letzten Monaten von der Prüfstelle umfassend und ganzheitlich untersucht wurde. "Insgesamt konnte bei allgemeiner Krankenhauswäsche unter Beachtung der Forderungen der RAL GZ 992 bei einem sehr geringen Wasser- und Energieeinsatz ein sehr gutes Wasch- und Spülergebnis erreicht werden", erklärte von Schönebeck.

Aus dem Gütezeichenausschuss der Gütegemeinschaft

Aus dem Güteausschuss der Gütegemeinschaft berichtete Petra Klein. Der Ausschuss nimmt sich branchenspezifischen Themen an, die die aktuellen Marktproblematiken widerspiegeln. Daran arbeiten sechs Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Zielsetzungen, darüber hinaus zahlreiche Aktionskreise. Derzeit wird z.B. ein Leitfaden für Textilien aus Pflegeeinrichtungen für verschiedene Zielgruppen erarbeitet.

Der Güteausschuss setzt sich aus den Mitgliedern Jürgen Hoffmann (Obmann), Cornelia Wiegand, Karl-Rainer Dauer, Petra Klein und Frank Luther zusammen.

Abgeschlossene Projekte für die Gütegemeinschaft

  • Die Entwicklung neuartiger leitfähiger Strukturen zur Optimierung antistatischer Textilien ist, wie Dr. Jan Beringer von den Hohensteiner Instituten berichtete, abgeschlossen: "Eine Einsetzbarkeit der leitfähigen Stapelfasergarne im Kleidungs- und Textilbereich ist realisitsch", erklärte der Referent.
  • Auch die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Hydrophobierung von OP-Textilien ist abgeschlossen.
  • Abgeschlossen ist weiterhin die Entwicklung eines Vorhersagemodells zur Glanzneigung von Corporate-Identity-Kleidung aus Wolle und Wollmischungen. Das entwickelte Vorhersagemodell, in dem die ermittelten glanzbeeinflussenden Parameter berücksichtigt und gewertet werden, soll dem Dienstleister als Hilfestellung bei der Auswahl der Textilien dienen.
  • PD Dr. Dirk Höfer und Dipl.-Biol. Claudia Wilderer von den Hohensteiner Instituten berichteten über eine durchgeführte Feldstudie zum Hygienestatus von Hotelwäsche und -Bodenbelägen. Im Auftrag einer Hotelkette wurden in verschiedenen Häusern des Auftraggebers Proben genommen und weitere Hotels anderer Betreiber anonym beprobt, um den Ist-Zustand der mikrobiellen Belastung von Bodenbelägen und Hotelwäsche zu dokumentieren. Innerhalb der verschiedenen Hotels bestünden zum Teil erhebliche Unterschiede. Die Hotelkette erzielte die besten Ergebnisse. Pathogene Keime wurden nicht nachgewiesen.

Laufende Forschungsvorhaben und Projekte

  • Derzeit wird der Einfluss der Waschbedingungen auf die Mangelgängigkeit von Flachwäsche untersucht.
  • Untersucht wird zurzeit ebenfalls die Entwicklung eines leistungsfähigen Breitwischbezugs und wirksamer Desinfektionsverfahren. Ziel ist es, neue Breitwischbezüge zu entwickeln, die eine definierte Menge an Wasch- und Desinfektionslösungen aufnehmen können und diese beim Wischen gleichmäßig an den Fußboden abgeben.
  • Das Projekt "Regelung der Desinfektionsmittel-Konzentration beim Spülprozess in Taktwaschanlagen" läuft ebenfalls. Ziel ist es, eine bedarfgerechte Spülwasserdesinfektion durchzuführen und so eine Überdosierung von Desinfektionsmitteln zu verhindern und die Lebensdauer der aufzubereitenden Textilien zu verlängern.