Interview Umweltschutz muss sich rechnen

Viele Betriebe schreiben sich „umweltschonend“ gerne auf die Fahnen – das schlechte Gewissen des Kunden will beruhigt sein. Doch wie steht es wirklich um die umweltfreundliche Wäscherei? Joachim Krause ist Vorsitzender des Ausschusses „Technik und Umwelt“ des DTV und kennt die Antwort.

Joachim Krause. - © Stelter

Umweltschutz muss sich rechnen

Joachim Krause, Geschäftsführer des Coburger Handtuch- und Mattenservice, ist auch Vorsitzender des Ausschusses „Technik und Umwelt“ im DTV. Er ist im Umweltausschuss der IHK tätig und arbeitet eng mit dem Umweltbeauftragten der Handwerkskammer Oberfranken zusammen. Mit seinem Betrieb ist er im Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe und ist dem Umweltpakt Bayern angeschlossen. Krause ist Obermeister der Innung Oberfranken und Vizepräsident des Bayerischen Textilreinigungsverbands sowie Beiratsmitgleid im Umweltcluster Bayern.

RWT: Seit wann ist Umweltschutz ein Thema für die Branche?

Joachim Krause: Für mich schon sehr lange. Bis zum Jahr 2000 wurde ich deswegen oft belächelt, weil das Thema vielen zu abstrakt war. Mir ging es dabei vor allem um die wirtschaftliche Seite. Seit dem Jahr 2000 ist der Kostendruck auf die Betriebe gestiegen und das Thema wurde dadurch interessanter.

RWT: Wie wichtig sind hier umweltschonende Verfahren?

Joachim Krause: So lange diese wirtschaftlich sind, ist Umweltschutz immer interessant. Er wird immer stärker mit der Wirtschaftlichkeit der Betriebe verknüpft. Wenn ein Thema nicht wirtschaftlich ist, hat es dagegen fast keine Chance, Aufmerksamkeit zu bekommen.

RWT: Heißt das, es geht nur um Kosten, nicht Umweltschutz?

Joachim Krause: Durch Wasser- und Energierückgewinnung wird die Natur natürlich weniger belastet, weil man keine neuen Ressourcen verbraucht. Aber es geht nicht nur um die Kostensenkung. Das Thema Umwelt ist aus Marketingsicht immer wichtiger geworden. Der Kunde hat ein gutes Gefühl, Wäsche in Betriebe zu bringen, die sich „grün“ präsentieren. In weiterer Konsequenz bedeutet das die Sicherung des Umsatzes, damit die Erhaltung der Arbeitsplätze und dies wiederum das Überleben.

RWT: Müssen Betriebe bestimmte Umweltrichtlinien einhalten?

Joachim Krause: Ja, eine ganzes Korsett an Richtlinien. Es gibt welche, die sind gesetzlich festgesetzt, wie beispielsweise der Anhang 55 der Abwasserverordnung, in dem die Einleiterwerte festgelegt werden. Das Robert Koch-Institut legt auch Richtlinien fest, die von der Gütegemeinschaft ergänzt werden. Betriebe werden ferner durch kommunale Einleiterwerte belastet.

RWT: Ist es realistisch, alle gesetzlichen Werte einzuhalten?

Joachim Krause: Nein. Die meisten Festwerte wurden Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre aufgrund von Verbrauchswerten der Industrie bestimmt. Mittlerweile hat sich aber die Technik verändert. Der Wasserverbrauch gegenüber damals ist gesunken. Bei gleicher Dosierung von chemischen Substanzen ist damit bei Festwerten die Konzentration gestiegen. Natürlich kann man Wasser sparen, aber dann können diese Grenzwerte nicht mehr eingehalten werden und die Unternehmen werden als Starkverschmutzer mit Mehrabgaben belastet. Damit werden finanzielle Einsparungen aufgebraucht, schließlich wird nicht mehr umgesetzt, obwohl Energieeinsparungen möglich wären. Jede Initiative wird zerstört.

RWT: Betriebe können die Werte also nicht einhalten?

Joachim Krause: Einzelüberschreitungen sind immer möglich, so lange zwei Werte vorher und zwei nach dem Prüfpunkt wieder unter dem Grenzwert liegen. Dauerhafte Überschreitungen müssen begründet werden. Kontrolliert werden sie kommunal. Diese Richtlinien haben eine große Spanne der Reaktionen. Ganz ehrlich: Hier kommt es auf die Kontakte auf Kommunalebene an.

RWT: Wie realistisch ist dann eine „grün“ geführte Wäscherei?

Joachim Krause: Es gibt keinen Prozess ohne Energieaufwand. Ich denke, ein Dunkelgrün ist unmöglich, dafür aber ein Lindgrün. Man kann so wenig Energie wie möglich einsetzen und damit Synergien wie möglich erhalten. Das können aber nur hochspezialisierte Betriebe umsetzen, für die anderen bleibt das ein Traum. Jeder muss seinen Mittelweg finden. Im Moment befinden sich die meisten noch im gelbgrünen Bereich. Ich schätze, 50 bis 60 Prozent der Betriebe haben noch realistisches Änderungspotenzial.

RWT: Wie „grün“ ist die Zukunft der deutschen Wäschereien?

Joachim Krause: Ich hoffe, es setzten noch viele umweltfreundliche Technik ein. Instrumente gibt es immer mehr, die Maschinenhersteller intensivieren ihre Aktivitäten, Textilien ändern sich. Wenn wir insgesamt ein Lindgrün erreichen, dann wäre das sehr gut. Aber einen gewissen Anteil an Farbenblindheit gibt es immer, ich hoffe nur, er ist so klein wie möglich. Iris Stelter