Die Kaiserstadt Aachen war Austragungsort des diesjährigen Landesverbandstags Nordrhein-Westfalen. An drei Tagen Mitte März informierte der Verband seine Mitglieder über aktuelle wirtschaftliche und technische Entwicklungen. Ein buntes Freizeitprogramm sorgte zusätzlich für Abwechslung.
Reiniger müssen sich behaupten
Eine Branche im Wandel: Der Vorstand des Textilreinigungs-Verbands Nordrhein-Westfalen unter Philipp Lenemann nahm den Landesverbandstag zum Anlass, einen Blick auf die Entwicklung in der Textilreinigung zu werfen: „Die Textilreiniger wollen und müssen ihren Platz in der Aufteilung der Konsumausgaben behaupten, im Wettbewerb mit den Urlaubsreisen, den Fitnessstudios und Sonnenbänken, den Flachbildschirmen und anderer Hightech, den Handys, den gestiegenen Lebenshaltungskosten, freilich auch mit der häuslichen Waschmaschine und dem Do-it-yourself-Verfahren.“
Dennoch könnten sich Textilreiniger durch gute Leistungen, eine umfassende Aus- und Weiterbildung, eine rationelle Betriebsgestaltung und eine umweltfreundliche Pflege der Textilien dieser Konkurrenz stellen. Schwierig sei, dass durch Billigkleidung aus Fernost heute Kleidungsstücke schneller weggeworfen würden. Die Kunden würden daher nicht mehr auf Haltbarkeit achten und diese Textilien auch nicht reinigen lassen. Verstärkt seien Textilreinigungen und Wäschereien jedoch im Objektbedarf tätig, zum Beispiel in Hotellerie, Gastronomie, in Handwerk und Handel sowie in Krankenhäusern oder Seniorenwohnanlagen. Auch von der Wellnesswelle könnten die Dienstleister profitieren.
Im Jahresbericht 2007/2008 des Textilreinigungs-Verbands Nordrhein-Westfalen wird deutlich, dass im Jahr 2007 der reale Umsatzrückgang bei zwei bis drei Prozent lag. „Die ersten Eindrücke aus dem Jahr 2008 rechtfertigen leider auch keinen Optimismus“, heißt es im Bericht weiter. Die Kosten im Energiesektor seien stark gestiegen. Die Preise, die Textilreinigungen im Markt durchsetzen können, bewegten sich dagegen in einem sehr engen Rahmen.
Durch die Verschmelzungen mit dem Deutschen Textilreinigungs-Verband DTV sind die Mitglieder des Gesamtverbands der Neuzeitlichen Textilpflege Mitglieder des DTV geworden. Etwa 125 Betriebe des Gesamtverbands haben ihre Firma in Nordrhein-Westfalen. Im vergangenen Jahr hat der DTV außerdem die frühere Forschungsstelle Textilreinigung FTR, jetzt EFIT, unter seine Fittiche genommen.
Nachdem am ersten Konferenztag auch die Obermeistertagung stattgefunden hatte, klang der Abend mit einem gemütlichen Beisammensein der Teilnehmer bei einem Dinnerbuffet aus. Am nächsten Tag standen sechs Vorträge auf dem Programm. Zunächst stellte jedoch Bürgermeisterin Hilde Scheidt den Gästen die Stadt Aachen vor. Die Kaiserstadt sei eine der ersten Industriestädte gewesen, noch heute verweisen ein Textil- und ein Wollmuseum darauf. Aachen lege zudem einen Schwerpunkt auf Bildung und „Wissen auf allen Ebenen“, so die Bürgermeisterin. Kreishandwerksmeister Hans Winnen knüpfte in seinem Grußwort daran an und hob die Wichtigkeit eines soliden Ausbildungssystems hervor.
Rund um das Mangeln drehte sich der erste Vortrag von Hans-Christian Meinke von der Firma Mangel-Meinke. „Die Mangelleistung sinkt – was tun?“ hatte er sein Referat betitelt. Dazu berichtete er von den acht „Ws“, die beim Mangeln entscheidend seien: Die Wärmebereitstellung, das Wachsen und die Reinigung, die Wärmeübertragung, der Wäschetransport, die Wrasenabsaugung, die Wäsche selbst, das Wasser und das Waschverfahren. „Diese Punkte entscheiden über das Wohl und Wehe der Mangel“, machte er in seinem Vortrag klar.
Über die Wichtigkeit der Kundenbindung referierte Jürgen Lindenkamp von der Firma SNT Deutschland. Er erläuterte den Teilnehmern, dass Kundenkommunikation vor allem auf Emotionen beruhen sollte. „Ein Siebtel ist Ratio, sechs Siebtel sind Gefühl“, beschrieb er das so genannte Eisbergprinzip. „Der Verstand findet immer eine Begründung für die Entscheidung des Gefühls.“ Deshalb müsse sich ein Kunde immer gut aufgehoben fühlen und auch positiv von den Leistungen des Betriebs überrascht werden. Neukundenakquise sei teurer, als einen bestehenden Kunden zu halten.
Den dritten Fachvortrag des Tages hielt Dr. Karola Schäfer vom Deutschen Wollforschungsinstitut an der RWTH Aachen über Parasiten- und Mottenschutz in Wolltextilien. Sie stellte zunächst die verschiedenen Schädlinge wie Teppichkäfer und Kleidermotten vor. Sie erklärte, dass entgegen der landläufigen Meinung die Raupe der eigentliche Schädling sei und nicht der Schmetterling. Für Textilreiniger sei außerdem entscheidend, dass viele Textilien mit einer Mottenschutzausrüstung versehen sind, die einen Reinigungs- oder Waschprozess nicht unbeschadet überstehen. Daher sollte dieser Schutz anschließend wenn möglich erneuert werden.
„Erfolgreich sein in der Textilreinigung – Der moderne Ladenbetrieb“ titulierte Dieter Kampmann von Multimatic Ilsa seinen Vortrag. Auf den Bildungscheck NRW, eine Fördermaßnahme im Bildungsbereich, ging Udo Nagelschmidt vom Textilreiniger-Bildungszentrum TBZ ein.
Wie sich persönliche Schutzausrüstungen, wie beispielsweise Feuerwehrkleidung, reinigen und pflegen lässt, war Inhalt des Referats von Dr. Jörg Schwerdtfeger von der Büsing & Fasch GmbH. Der zweite Konferenztag wurde für die Teilnehmer mit einem Abendessen bei guter Stimmung und anschließendem Tanz abgerundet.
Am letzten Konferenztag fanden die Mitgliederversammlung des Textilreinigungs-Verbands Nordrhein-Westfalen e.V. sowie die Mitgliederversammlung des Landesinnungsverbands statt. Dabei wurde auch der Haushaltsplan für 2009 aufgestellt. Eine Stadtführung durch Aachen bildete den Schlusspunkt der Landesverbandstagung. Sandra Höflacher