Vorstandswahl und Fachvorträge standen auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung derTextilreiniger-Innung Sachsen in Neukirch/Lausitz vom 8. bis zum 9. September 2007. Dr. Roland Unger informierte über die Gefahrenstoffverordnung. Spaß beim Töpfern und eine Stadtbesichtigung in Bautzen rundeten die Veranstaltung ab.
Rundes Programm für Mitglieder
Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der Textilreiniger-Innung Sachsen wurden die bisherige Obermeisterin Ute Salow und der stellvertretende Obermeister Günter Maurer wiedergewählt. Ebenso bestätigten die Anwesenden durch Wiederwahl die gute Arbeit der Vorstandsmitglieder Albrecht Bodner, Ines Hüttig und Jochen Schulz, der an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte. Marcel Grunner, der wie fünf weitere sächsische Unternehmer erst kürzlich der Innung beigetreten ist, wurde neu zum Beisitzer gewählt.
Dr. Ronald Unger, Leiter der Chemnitzer Geschäftsstelle der Textil-und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft, referierte über die bevorstehende Fusion der Berufsgenossenschaft (BG) mit der BG der Feinmechanik und Elektrotechnik zum
1. Januar 2008, die Gefahrstoffverordnung sowie die aktuelle Hautschutzkampagne der BG. In der BG der Feinmechanik und Elektrotechnik habe die Textil- und Bekleidungs-BG einen starken Partner gefunden. Die Fusion gewährleiste Beitragsstabilität. Zudem sei ein höheres Niveau der Dienstleistungen zu erwarten. Die Verwaltung arbeite künftig noch effizienter. „Nach dem politischen Willen sollen die Verwaltungskosten um 20 % gesenkt werden. Dies wird für uns schwierig, weil diese Kosten ohnehin nur acht Prozent unseres Haushalts betragen“, räumte der Referent ein. Der künftige Ansprechpartner für die sächsischen Unternehmer sei die Bezirksverwaltung Dresden. Dort befänden sich auch ein Präventionszentrum sowie eine Schulungsstätte.
Die neue Gefahrstoffverordnung sei zwar bereits am
1. Januar 2005 in Kraft getreten, doch nach seinen Erfahrungen in den Wäscherei- und Reinigungsbetrieben kaum bekannt, stellte Dr. Unger fest. Neuerungen seien die Pflicht, auch Kunden auf den Umgang mit Gefahrstoffen hinzuweisen sowie der Schutz der Umwelt vor gefährlichen Substanzen. Darüber hinaus würden unter anderem heißes Wasser und Trockeneis in die Gruppe der sonstigen gefährlichen Stoffe eingeordnet. Der Referent: „Es geht also nicht nur um toxische, sondern auch um physikalische Gefährdungen.“ Gefahrstoffe müssten durch die Hersteller als solche gekennzeichnet werden. Neu sei auch die Bezeichnung der Grenzwerte als Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher MAK) und biologischer Grenzwert BGW (früher BAT). Der Arbeitsplatzgrenzwert würde nach der durchschnittlichen Konzentration eines Stoffes am Arbeitsplatz über acht Stunden bewertet. Der Grenzwert für die technische Richtkonzentration TRK für krebserregende Stoffe sei hingegen gestrichen worden.
Die toxikologischen Gefährdungen werden in vier Schutzstufen eingeordnet. Für Gefahrstoffe in Wäschereien und Textilreinigungen sei überwiegend die Stufe 2 relevant, so Dr. Unger. In einer Gefährdungsbeurteilung müssten die Gefährdungen aufgeschlüsselt und die notwendigen Schutzmaßnahmen dokumentiert werden, unterstrich Dr. Unger. Diese Gefährdungsbeurteilung dürfe nur durch fachkundige Personen durchgeführt werden. Nach den neuen Bestimmungen müssen nun aber alle Beschäftigten Zugang zu sämtlichen Sicherheitsdatenblättern haben. Wie bisher sind jährliche Unterweisungen vorgeschrieben. Neu ist das Recht vonBeschäftigten, die mit Gefahrstoffen umgehen, auf eine Beratungdurch den Arbeitsmediziner im Rahmen der Arbeitsmedizinischen Vorsorge. Diese Beratung sollte während der Unterweisungen erfolgen, wobei auf besondere Gesundheitsgefahren bei Tätigkeiten mit bestimmten Gefahrstoffen hinzuweisen ist.
Eine Verpflichtung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge besteht zum Beispiel, wenn regelmäßig mehr als vier Stunden am Tag Feuchtarbeit üblich ist. Angebotsuntersuchungen sind bei regelmäßiger Feuchtarbeit über zwei Stunden pro Tag sowie bei Tätigkeiten mit Lösemitteln vorgesehen. Noch bis 2008 versuchen die Berufsgenossenschaften in Zusammenarbeit mit Krankenkassen durch die Kampagne „Deine Haut. Die wichtigsten 2 m2 deines Lebens“ die Öffentlichkeit für Hautschutzmaßnahmen zu sensibilisieren. Weltweit würden zunehmend Allergien auftreten, mittlerweile komme jedes vierte Kind mit einer allergischen Prädisposition zur Welt, bezog sich der Referent auf die Statistik. Neben Neurodermitis und Heuschnupfen als Allgemeinerkrankungen könnten beispielsweise durch das Arbeiten im feuchten Milieu und die Verwendung von Lösemitteln oder sehr aggressiven Stoffen häufig Hauterkrankungen auftreten, die mitunter nur schwer oder gar nicht zu heilen sind. Dr. Unger: „Daher müssen wir die Prävention noch mehr als in der Vergangenheit in den Mittelpunkt rücken.“ Im Jahr 2005 habe die Textil- und Bekleidungs-BG immerhin ein Prozent der Umlagen für Arbeitnehmer mit Hautkrankheiten ausgegeben. In der Kampagne werden neben der Öffentlichkeitsarbeit durch Plakate und die Medien Beratungen über einen Hautschutzplan mit den richtigen Maßnahmen für den Schutz, die Reinigung und Pflege der Haut angeboten. Der Hautschutzplan sollte in Zusammenarbeit mit den Herstellern von Hautpflegemitteln sowie dem Betriebsarzt erstellt werden.
Zudem ist es wichtig, die Mitarbeiter über Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln sowie über die Erste Hilfe nach Kontakt mit Gefahrstoffen zu informieren. „Schon bei ersten Symptomen wie Rötung oder Schuppung der Haut sowie bei Trockenheit oder Juckreiz sollte der betroffene Mitarbeiter den Betriebsarzt konsultieren“, empfahl der Referent.
Ingo Plewko, Geschäftsführer der Quadus GmbH in Ribnitz-Damgarten und Partner des Softwareherstellers Sage, stellte ein Modulsystem vor, das sämtliche Anforderungen für den Einsatz in mittelständischen Wäschereien von der Warenwirtschaft über das Rechnungs- und Personalwesen bis zum Kundenmanagement und Controlling erfüllt.
Im Anschluss referierte Junior Sven Plewko über das Kassensystem Prosmanix, welches sich nahtlos integrieren lässt und jederzeit Einblick in den gesamten Produktionsprozess (von der Annahme über das Sortieren und Waschen bis zur Ausgabe) gewährleistet. Die Geräte können sowohl in firmeneigenen als auch in externen Annahmestellen eingesetzt werden und sind je nach Kundenwunsch mit Touchscreen oder mit Kassentastatur ausgestattet. Außer der Bedienfunktion für Mitarbeiter, die sich über ein Kennwort identifizieren müssen, gehört auch eine Managerfunktion zum Standard. So ist jederzeit ein Einblick in Tages- und Monatsabschlüsse, aber auch in die aktuelle Statistik und andere firmen- und kundenspezifische Daten möglich.
Peter Arnold, Gebietsverkaufsleiter Ost der Firma Thermotex, informierte die Unternehmer über Thermotex Ident, ein Gerät für die temporäre Kennzeichnung von Textilien. Die Etiketten werden ohne Lösemittel fixiert und können nach der Wäschepflege rückstandsfrei entfernt werden. Ebenso sei aber auch eine permanente Kennzeichnung von Kleidungsstücken mit Ziffern, Buchstaben oder Barcodes möglich, versicherte der Referent. Bei empfindlichen Kleidungsstücken, die chemisch gereinigt werden sollen, können die Etiketten durch ein Knopfloch gezogen und festgepatcht werden. Das Gerät kann am PC über das Quadus-
Programm bedient werden. Es seien aber ebenso Einzellösungen möglich, so Peter Arnold. Über ein 40-°C-Desinfektionsverfahren referierte Bernd Maak von der Christeyns GmbH, Offenburg. Studien haben ergeben, dass unter der Verwendung von Selox Micran in einem zehnminütigen Waschprozess bei 40 °C zufriedenstellende Ergebnisse in puncto Hygiene, Sauberkeit sowie Gewebeschonung erreicht werden können. Ein weiterer Vorteil seidie temperaturbeständige Geruchskomponente, unterstrich der Referent. Das Produkt ist zur Listung angemeldet. Doch sind noch drei unabhängige Waschgutachten erforderlich, bevor ein Prüfungsverfahren und die Freigabe durch das Robert-Koch-Institut möglich sind. Die Verwendung sei sowohl in Waschstraßen als auch in Waschschleudermaschinen möglich, unterstrich der Referent.
Dipl.-Ing. (FH) Klaus Maier aus Chemnitz informierte über sein Dienstleistungsangebot als freie Sicherheitsfachkraft für Unternehmer. Er arbeitet darüber hinaus als Gastdozent der süddeutschen Metall-BG und ehrenamtlich für die Chemnitzer Geschäftsstelle der Textil- und Bekleidungs-BG. Das Leistungsspektrum reicht von der Beratung in Unternehmen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen und dem Schriftverkehr mit der Berufsgenossenschaft sowie dem Gewerbeaufsichtsamt über Unterweisungen von Mitarbeitern bis zum Erstellen von Gefährdungsanalysen.
Reinhard Wylegalla