Vor Ort: Wulff Textil-Service Umweltschutz rechnet sich

Ein umwelt- und mitarbeiterfreundliches Unternehmen gehören für Klaus-Dieter Schischke, Prokurist bei Wulff Textil-Service, Kiel, zusammen. Seit dem Umzug des Betriebes 1994 nach Kiel-Wellsee setzt das Unternehmen verstärkt auf diese beiden Konzepte – und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.

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    © Wulff Textil-Service
    Die Unternehmerfamilie Böge:die Eltern Peter und Margarete (Mitte)sowie die Söhne Sebastian (links) und Christian.
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    Die eingeplanten Ressourcen optimal nutzen, dafür sorgt die Dosieranlage für Pulver- und Flüssigwaschmittel.
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    ObenKlaus-Dieter Schischke vor der Urkunde, mit der das Unternehmen 2006 als umweltfreundlicher Betrieb ausgezeichnet wurde.
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    LinksDa das Wasser immer unter Druck steht, verschmutzen die Leitungen der Abwasserrückgewinnungsanlage nicht.

Umweltschutz rechnet sich

Im Innenhof stehen Strandkörbe. Es ist der Montag vor dem alljährlichen Sommerfest und der erste Tag nach den Sommerferien in Schleswig-Holstein. Die Kieler sind mit dem heutigen Wetter zufrieden: viel Wind, immer wieder Sonne, Wolken, ein bisschen Regen und Temperaturen knapp unter 20°C. Bei Wulff Textil-Service im Kieler Industriegebiet Wellsee haben die Führungskräfte gerade ihre Frühbesprechung beendet.

Zu diesem Kreis gehört neben Peter, Margarete und Sebastian Böge u.a. auch Klaus-Dieter Schischke, Prokurist des Familienunternehmens, das seit 1868 besteht. Der Betriebswirt Schischke ist u.a. mitverantwortlich für Investitionen im Haus – und überzeugt davon, dass es sich lohnt, in den Umweltschutz zu investieren.

„Ökologie und Ökonomie sind bei uns kein Gegensatz“, fasst er die Philosophie des Unternehmens zusammen. Zwar müssten sich Investitionen auch betriebswirtschaftlich rechnen, man dürfte beim Umweltschutz jedoch auf keinen Fall nur daran denken, dass er Geld kostet. Dieser Schutz fängt für Schischke bei den Mitarbeitern an. „Mikro-Umweltschutz“ nennt er das und meint damit die Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen, die Wulff im Rahmen seines integrierten Managementsystems, bestehend aus Qualität, Hygiene, Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz, eingeführt hat.

„Gemeinsam mit Dir zum Erfolg“ steht auf der DIN-A5-Broschüre, die jeder neue Angestellte zur Begrüßung erhält. Bereits auf der ersten Seite wird der Neue mit einem freundlichen „Du“ angesprochen. Er erfährt, welche Zertifizierungen (seit 1996 DINENISO9000, seit 1999 DIN EN ISO 14001 und DIN EN 14065)und welche Auszeichnungen (2002, 2003 und 2007 Umweltschutznadel an Frank Dräger, Klaus-Dieter Schischke und Andree Kelling, 2006 Umweltpreis) sein Arbeitgeber in den letzten Jahren erhalten hat. „Das kleine ABC“ beginnt mit A wie Abfall und macht darauf aufmerksam, dass im Betrieb die „Abfälle nach aktuellen Kriterien“ getrennt werden.

Diese kleinen Beiträge der Mitarbeiter sind besonders wichtig. „Vor allem junge Leute schätzen es, wenn die Geschäftsleitung nicht nur von Umweltschutz spreche, sondern ihn auch aktiv im Unternehmen umsetzt“, berichtet Schischke. Neben der Abfalltrennung sind die Beschäftigten dazu angehalten, auch elektrische Energie zu sparen. Tabellen, die in den Betriebshallen aushängen, geben an, wie die Maschinen optimal mit Wäsche gefüllt werden. Ein Minimum- und ein Maximumwert zeigen, welche Schwankungen erlaubt sind. Eine Waage ermittelt das exakte Gewicht eines jeden Wäschesacks. „Wird der Wert unterschritten, suchen die Mitarbeiter weitere artgleiche Wäsche zum Auffüllen“, sagt Schischke. So leistet jeder Mitarbeiter seinen Beitrag – und setzt das ganzheitliche Managementsystem aktiv mit um. Die Kombination aus kleinen Beiträgen der Belegschaft und den Investitionen der Unternehmensführung brachten dem Dienstleister 2006 den Umweltpreis der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft ein, laut Peter Böge der älteste Umweltpreis Deutschlands. Die Urkunde, die Wulff als umweltfreundlichen Betrieb ausweist, schmückt heute das Foyer.

Zahlen und Fakten liefern die großen Investitionen: z.B. der eigene Brunnen, eine Abgaswärme- und eine Abwasserwärmerückgewinnungsanlage. Der Brunnen wurde bereits beim Umzug 1994 gebaut. Auch wenn die Aufbereitung des Wassers sowie interne und externe Kontrollen Geld kosten, hat sich die Investition bei gut 11 l Wasser pro Kilogramm Wäsche im Jahr 2006 (2005:rund 17 l/kg) schnell amortisiert, da der Liter um ein Drittel günstiger ist als Trinkwasser. Im Bassin wird das aufbereitete Wasser zwischengespeichert, damit ständig genügend zur Verfügung steht. Der Wulffsche Umweltbericht von 2007 gibt an, dass im Jahr 2006 zwar knapp 45.000 m3 Brunnen-, aber nur knapp 4.000 m3 Trinkwasser für den persönlichen Bedarf und in der betriebseigenen Kantine verbraucht wurden.

Die Abgaswärme nutzt das Unternehmen ebenfalls seit dem Neubau 1994 mithilfe eines Economisers, um das kalte Brunnenwasser zu erwärmen. Nach dem Wärmetauscherprinzip unterstützt die Abgaswärme die Dampfkesselanlage beim Erwärmen des Speisewassers. Seit sechs Jahren kann dafür alternativ auch Abwasserwärme genutzt werden. Die Aquathermanlage arbeitet ebenfalls nach dem Prinzip eines Wärmetauschers. Da das warme Wasser stets unter Druck steht, verschmutzen die Leitungen nicht. „Ein sehr innovatives Produkt aus Großbritannien“, lobt Schischke.

Die Installation des Gerätes zeigt, wie im Hause Wulff gearbeitet wird: Eine Idee oder ein Produkt kommen von außen; beschließen die Mitglieder der Frühbesprechung die Umsetzung, geht die Verantwortung an eine interne Projektgruppe, die erarbeitet, wie das Produkt in die hauseigenen Prozesse integriert werden kann. Die Aquathermanlage sollte z.B. nicht nur an eine, sondern an alle drei Waschstraßen angeschlossen werden. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller wurde die Anlage innerhalb eines Projektzeitraumes von einem halben Jahr wie gewünscht installiert. Heute bedient sie durch eine spezielle Rohrkonstruktion alle drei Maschinen. Neben Wasser und Energie bieten auch Wasch- und Waschhilfsmittel Einsparungspotenziale. „Die Ressourcen, die eingeplant sind, sollen optimal eingesetzt werden“, sagt Umweltmanagementbeauftragter (UMB) Klaus-Dieter Schischke. Dazu gehört auch das exakte Dosieren der Chemie. Die automatische Dosieranlage für Pulver- und Flüssigwaschmittel sorgt dafür, dass jede Wäscheart optimal, aber auch umweltfreundlich, aufbereitet wird. Die Waschprogramme werden mithilfe des Waschmitteltechnikers von Ecolab stetig weiterentwickelt. Außerdem gibt es eine hausinterne Nachwäschequote. Denn Ziel ist es nicht, alle Flecken nach dem Motto „viel hilft viel“ im ersten Waschgang zu entfernen.Stattdessen – hier greift wieder das integrierte Managementsystem – beschreitet das Unternehmen den Grat zwischen Qualität, Hygiene, Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz.

Um von diesem Weg nicht abzukommen, benötigt die Wäscherei Know-how von außen. Daher betont Schischke immer wieder, wie wichtig das Benchmarking innerhalb des DBL-Verbundes und die Zusammenarbeit mit den Herstellern ist. Der Waschmitteltechniker ist am häufigsten im Haus. Auch Anregungen von Verbands- und Jahrestagungen nimmt der Prokurist auf. Im Anschluss ist Eigeninitiative gefragt:Welche Anregung wird zur Idee und schafft es über die Frühbesprechung bis zur Bearbeitung in einer Projektgruppe?

Eigeninitiative hat das Unternehmen auch beim Beantragen von Fördermitteln gezeigt. „Gerade für mittelständische Unternehmen gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen“, sagt Schischke. Diese Chance nutzt das Unternehmen für den Betrieb in Kiel und für den Tochterbetrieb Böge Textil-Service in Duisburg. Für die Kalkulation des aktuellen Projektes fährt Schischke noch heute mit dem Zug nach
Duisburg – um spätestens zum Sommerfest am Wochenende wieder zurück in Kiel zu sein. lin