Seit 1. September 2006 ist Ludger vonSchoenebeck Geschäftsführer der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege. Im Interview mit ’RWTextilservice‘ spricht der Diplom-Kaufmann über seine neue Aufgabe, die Mitgliedsbetriebe in Japan und die Zukunft der textilen Dienstleistung.

RWT:Welche Aufgaben haben Sie als neuer Geschäftsführer der Gütegemeinschaft im vergangenen Herbst als Erstes angepackt?
von Schoenebeck: Damals standen als Erstes die Vorbereitungen für die Jahrestagung in Bad Mergentheim im Oktober 2006 an. Der gesamte Ablauf der Vorstandssitzung und der Mitgliederversammlung musste organisiert werden. Für den Geschäftsführer ist die Jahresversammlung, zu der jedes Jahr rund 350 Teilnehmer kommen, eine große Aufgabe.
Neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Gütegemeinschaft bin ich als Leiter für Betriebsprüfung am Forschungsinstitut Hohenstein tätig. Dabei gehört es zu meinen Aufgaben, Betriebe nach RAL zu prüfen und Mitglieder zu schulen, so auch die neu beigetretenen Betriebe in Japan, bei denen ich Workshops über Waschverfahren und Betriebswirtschaft gebe. Wichtig ist mir, den Kontakt zur Basis zu halten und den Praxisbezug nicht zu verlieren. Immerhin kenne ich die Abläufe in einer Wäscherei sowohl von der kaufmännschen als auch von der waschtechnischen Seite:Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Regensburg habe ich ein Traineeship bei einem Waschmittelhersteller absolviert und war mehrere Jahre als Textilreferent tätig. Aus dieser Zeit weiß ich, wie man eine Waschstraße bedient.
RWT: Auf der Jahrestagung 2006 waren auch japanische Mitglieder anwesend. Wie arbeiten Sie mit diesen zusammen?
von Schoenebeck: Die japanischen Betriebe haben ein normatives Gütesiegel gesucht, das mit Grenzwerten arbeitet. Das RAL-Zeichen tut dies. Die Japaner verwenden es heute als Marketinginstrument „made in Germany“. Auch Seminare und Betriebsprüfungen laufen in Japan anders ab als in Deutschland:Es ist wichtig, auf Gastfreundschaft und Höflichkeiten zu achten. Auf Kritik wird sehr sensibel reagiert. Daher muss sie immer so formuliert sein, dass der Kritisierte sein Gesicht wahren kann. Mit der Kaizenmethode haben die Japaner den Deutschen bei der Prozessoptimierung einiges voraus und analysieren Prozesse zum Beispiel mit Vorher-nachher-Fotos.
RWT: Wie ist es, einem langjährigen Geschäftsführer der Gütegemeinschaft, Prof. Josef Kurz, nachzufolgen?
von Schoenebeck:Da ich als Mitarbeiter Prof. Kurz bereits seit vielen Jahren unterstützt habe, kenne ich sowohl die Themengebiete der Gütegemeinschaft als auch die Abläufe und Verfahren. Daher war die Übernahme der Geschäftsführung kein Sprung ins kalte Wasser für mich. Ich möchte zumindest an Bewährtem festhalten und neue Akzente vor allem bei der weiteren Verbesserung der Wettbewerbschancen und der Darstellung von Outsourcingvorteilen setzen. Vor allem Krankenhäuser vergeben in der Regel Aufträge an Betriebe der Gütegemeinschaft. Wenn bei der Inhousebearbeitung Investitionen anstehen, haben die Argumente des Outsourcing wie die hygienische Sicherheit bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Bearbeitung eine Chance, auf fruchtbaren Boden zu fallen.
RWT: Welche Maßnahmen ergreifen Sie konkret, um für Outsourcing zu werben?
von Schoenebeck: Wir haben Kontakte zu Krankenhausdirektoren, an die wir z.B. den jährlich erscheinenden „Hohensteiner Report“ verschicken. Außerdem versuchen wir, in einschlägigen Fachzeitschriften für Krankenhäuser, Einrichtungen im Gesundheitswesen, der lebensmittelverarbeitenden Industrie, der Hotellerie und anderen Verbrauchergruppen Artikel über dieses Thema zu platzieren. Weiterhin pflegen wir Kontakte zu den Textilreinigungs- und Wäschereiverbänden sowie zum Roland-Koch-Institut und anderen Forschungseinrichtungen.
RWT: Welchen Nutzen ziehen die Mitglieder daraus, dass einer der Gütegemeinschaft-Schwerpunkte die Forschung ist?
von Schoenebeck: Für die Forschung ist der Güteausschuss zuständig, der darüber entscheidet, welche fachspezifischen Technologiethemen anstehen. Da es in Zukunft absehbar ist, dass aufgrund von Klimawandel und hohen Energiekosten die Ressourcen in der Wäscherei noch wirtschaftlicher eingesetzt werden müssen, erforschen wir vor allem Verfahren und Technologien, mit denen Einsparungen möglich sind. Meine Meinung ist, dass eine Gemeinschaft, die nicht forscht, sich die Zukunft verbaut.
RWT: Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie?
von Schoenebeck: Mit den Zulieferern, die als Fördermitglieder in der Gemeinschaft sind, stehen wir im ständigen Gespräch über neue Produkte. Außerdem bieten wir für sie Seminare an. Ein großes Interesse der Zulieferer besteht darin, in Untersuchungen und Tests herauszufinden, ob ihre neuen Produkte für die Wäschepflege nach dem RAL-Gütezeichen geeignet sind. Zudem haben die Zulieferer auf der Jahresversammlung die Möglichkeit, sich auf der begleitenden Ausstellung zu präsentieren.
RWT: Wie sehen Sie die Zukunft der textilen Dienstleistung in Deutschland?
von Schoenebeck: Ich glaube, dass der Markt vor gravierenden Veränderungen steht. Die Entwicklung der Bundesrepublik hin zu einer alternden Industriegesellschaft betrifft auch die textile Dienstleistung. Daher wird der eine Markt wachsen, der andere schrumpfen. Zu Ersterem gehört z.B. die textile Versorgung von Altenpflegeheimen, in denen Service eine große Rolle spielt. Da hier eine individuelle Betreuung gewünscht wird, sehe ich Vorteile für kleine und mittlere Wäschereien, die eine direkte und schnelle Umsetzung der Aufträge vor Ort gewährleisten können. Verringerte Kapazitäten sehe ich hingegen im Krankenhausbereich: Aufgrund von Konzentration und Bettenrückgang könnten auch die Tonnagen weniger werden. Andererseits nimmt die Verweildauer der Patienten ab, was wiederum mehr Flachwäschebearbeitung erfordert. Bei der Berufskleidung sehe ich gute Chancen für diejenigen, die höherwertige Berufskleidung wie z.B. CI-Kleidung bearbeiten. Generell bleibt die Hoffnung, dass die Preise besser werden, denn den Preisdruck halte ich derzeitig für das Kernproblem der textilen Dienstleistung.
RWT: Herr von Schoenebeck, vielen Dank für das Gespräch.