Professionelle Textilpflege in Altenheimen und Krankenhäusern Anspruchsvoller Markt mit Zukunft

Die Menschen werden immer älter und der Bedarf an Dienstleistungen für Pflege- und Gesundheit wächst: eine Chance für alle professionellen Textilpfleger. Gerade in den Seniorenheimen gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen, ob die Wäsche in der Hauswäscherei gewaschen werden oder an einen externen Dienstleister vergeben werden soll.

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    Unternehmensberaterin Carola Reiner rät zur eigenen Hauswäscherei.
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    Ein großer Teil der pflegebedürftigen Senioren lebt im Heim.
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    Georg Bogenhauser leitet den Textilservice der Städtischen Klinikum München GmbH, der fünf Kliniken und sechs Altenheime betreut.

Anspruchsvoller Markt mit Zukunft

Die allgemein bekannte demografische Entwicklung besagt, dass es künftig immer mehr ältere Menschen geben wird, die auch länger leben. Wie das Statistische Bundesamt errechnet hat, steigt die Lebenserwartung der 65-Jährigen bis 2050 um rund 4,5 Jahre. Die Lebenserwartung der Neugeborenen soll im Jahr 2050 bei den Jungen 83,5 und bei den Mädchen 88,0 Jahre betragen. Heute liegt dieser Wert bei 81,2 Jahren für Frauen und bei 75,3 Jahren für Männer.

Die Zahl der 80-Jährigen und Älteren wird von knapp vier Millionen heute auf zehn Millionen im Jahr 2050 steigen und sich nahezu verdreifachen, prophezeit das Statistische Bundesamt. Die Folgen dieser „Überalterung der Gesellschaft“ werden viel diskutiert. Ein Bereich, der von dieser Entwicklung besonders stark betroffen ist, ist die Pflege. Rund 2,13 Millionen Pflegebedürfte leben derzeit in Deutschland. In den nächsten Jahren wird diese Zahl weiter wachsen. Davon werden 1,45 Millionen zu Hause durch Angehörige und/oder Pflegedienste versorgt. Rund 677.000 Menschen, das sind 32 Prozent, leben im Heim.

10.400 anerkannte Pflegeheime gibt es zurzeit in Deutschland. Das bedeutet einen Anstieg von sieben Prozent von 2003 auf 2005. Auch die Krankenhäuser stehen durch die alternde Gesellschaft vor Herausforderungen: Die Versorgung älterer Menschen erfordert in der Neurologie, bei der Behandlung von Schlaganfällen und in der Orthopädie neue Kapazitäten, wie das bayerische Staatsministerium in seiner aktuellen Krankenhausbilanz feststellt.

Ein zukunftsträchtiger Markt also für die Dienstleistungsanbieter der Branche. Allein rund ums Thema Seniorenpflege rechnen Experten mit einem zunehmenden Bedarf an Dienstleistungen von 30 Prozent pro Jahrzehnt, wie der Branchenverband Intex in einer Broschüre aus dem Jahr 2005 bekannt gibt. Auch im Bereich Gesundheitswesen sieht der Verband Chancen für die Textildienstleister: Die Kliniken stünden immer mehr unter Kostendruck und der Trend entwickle sich zum Outsourcing von Dienstleistungen.

Diesen Trend bestätigt auch Georg Bogenhauser, Betriebsleiter der des Bereiches Textilservice der Städtisches Klinikum München GmbH. „Sowohl Krankenhäuser als auch Altenheime setzen zunehmend auf die Auslagerung des Faktors Wäsche“, meint Bogenhauser. In der Großwäscherei wird die Wäsche von Münchens fünf städtischen Kliniken sowie sechs Altenheimen und anderen Institutionen gewaschen. 20 t sind das täglich. Außerdem sei zu beobachten, dass immer mehr Einrichtungen das Mietwäschemodell nutzten, fügt er hinzu. „Bereits der Wäscheeinkauf ist eine Herausforderung. Hier wird der Grundstein des textilen Mietsystems gelegt“, erklärt Bogenhauser. Die Großwäscherei beschäftigt dafür eigens eine Textilingenieurin. Vier Auswahlkriterien wurden vom Betrieb intern festgelegt und werden bei jedem Einkauf beachtet. Natürlich müssen die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden genau beleuchtet werden. Daneben muss die Wäsche effizient bearbeitet werden können. „Die Qualität muss stimmen, damit die Wäsche beanspruchbar ist und nicht so schnell wieder aussortiert werden muss“, gibt Bogenhauser zu bedenken. Wird nur auf den Preis geachtet, übersteht die Wäsche oft die Anzahl der Waschgänge, die kalkuliert wurden, nicht und die Einrichtung muss früher als geplant neue Posten anschaffen. Auch logistische Anforderungen muss die Wäsche erfüllen können, z.B. durch Farbkennzeichnungen. Nicht zuletzt wählt die Wäscherei nach ökologischen Gesichtspunkten aus. „Wir wenden dafür den Ökotex-Standard 100 an“, berichtet Bogenhauser. Die Altenheime und Krankenhäuser, die der Textilservice des Städtischen Klinikums München GmbH betreut, nutzen die textile Vollversorgung und haben den kompletten Bereich der Wäsche ausgegliedert. Flachwäsche und Berufskleidung wäscht der Textilservice. Für die Bearbeitung der persönlichen Wäsche der Altenheimbewohner hat die Wäscherei einen Subunternehmer ausgewählt, der sich auf Bewohnerwäsche spezialisiert hat. „Zwei- bis dreimal pro Woche sollte die Wäsche aus den Altenheimen abgeholt werden“, meint Bogenhauser. Eine hygienische Notwendigkeit, da sich auch stark verschmutzte Artikel unter den Wäschestücken befinden, die mit unangenehmen Gerüchen behaftet sind.

„Natürlich ist auch eine kleine Inhousewäscherei in Altenheimen und Krankenhäusern in der Lage, die Hygienestandards in solch einer Einrichtung zu erfüllen“, meint Detlef Gerstemeier, Leiter des Bereichs Vertrieb und Produktion des Textilservices der Städtischen Klinikum München GmbH. „Allerdings ist der Aufwand sehr hoch, in Relation zur relativ niedrigen Wäschemenge.“ So sollte eine entsprechende Stelle in der Hauswirtschaft geschaffen und ein Hygienebeauftragter benannt werden.

Carola Reiner ist hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Fachwirtin für Reinigungs- und Hygienemanagement. Sie ist als Unternehmensberaterin tätig und hält unter anderem für den Berufsverband Hauswirtschaft Seminare rund um die Hygiene in der Wäschepflege. Sie ist der Meinung, „in einem Altenheim lohnt sich eine Wäscherei immer.“ Zum einen spiele der psychologische Faktor eine große Rolle: „Die Senioren möchten auch einmal in die Wäscherei gehen können und sehen was mit ihrer Wäsche passiert.“

Außerdem verweist die Beraterin auf eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, die sie für ein Altenheim mit 100 Betten durchgeführt hat. In ihrer Berechnung habe sie herausgefunden, dass es günstiger sei, die Bewohnerwäsche im Haus zu waschen, „denn die personenbezogene Abrechnung der Bewohnerwäsche ist sehr teuer“. Das Altenheim hat inzwischen umstrukturiert und bearbeitet seine Wäsche im Haus. „Im Bereich der Flachwäsche kann die große Wäscherei natürlich eine günstigere Bearbeitung bieten“, sagt Reiner. Der Bettwäsche auf Mietbasis würde sie jedoch eigene, von den Senioren mitgebrachte Bettwäsche vorziehen. Es sei es wichtig, dass die Senioren etwas Persönliches und Vertrautes bei sich haben. „Vor allem wenn der ältere Mensch bettlägrig wird, ist es für ihn wichtig, seine persönlichen Bettüberzug zu nutzen. „In seiner eigenen Wäsche fühlt er sich wohler als in der Einheitsbettwäsche“, meint die Beraterin.

Davon, dass die Hygiene auch in der kleinen Inhousewäscherei gewährleistet werden kann, ist Reiner überzeugt: Der Wäschebereich sei innerhalb der Hauswirtschaft ein wichtiger Bereich, in dem auch gerne gearbeitet wird. „Die Mitarbeiter sind sich ihrer Verantwortung bewusst und wissen, dass die Bearbeitung von persönlicher Wäsche etwas sehr Intimes ist.“ Um den Hygienstandard bestmöglich einzuhalten, schlägt die Fachwirtin vor, einen Hygienebeauftragten zu benennen. Ideal wäre es, wenn eine Pflegekraft und eine Hauswirtschaftskraft sich für den jeweilig anderen Bereich interessieren“, rät Reiner. „So können beide vom gemeinsamen Wissen profitieren.“

Die Infektionsgefahr schätzt die Beraterin im Altenheim als deutlich geringer als im Krankenhaus ein: „Wäsche aus Altenheimen ist nicht grundsätzlich infektiös und daher anders als Krankenhauswäsche zu betrachten.“ Tritt dennoch eine Infektion auf, weiß die Fachfrau, was zu tun ist: „Zunächst muss die Infektion dem Gesunheitsamt gemeldet werden. Die infektiöse Wäsche muss gesondert gesammelt werden und beim Transport muss darauf geachtet werden, dass keine Kontamination erfolgt. Die Wäschesäcke sollten aus reißfesten, ausreichend keimdichtem Material sein. Behandelt werden muss mit einem RKI-gelisteten desinfizierenden Waschverfahren.“

Die Entscheidung, ob Inhousewäscherei oder Outsourcing, sollte in Bezug auf die verschiedenen Wäschearten wie Flachwäsche, Bewohner- und Arbeitskleidung gesondert abgewogen werden.

Für die Berufskleidung schlägt Carola Reiner vor, dass die Mitarbeiter im Pflegeheim ihre private Kleidung tragen und je nach Bedarf die passende Schutzkleidung, die am besten im Mietwäscheverfahren von einer Wäscherei angeboten wird, nutzen. „Die eigene Kleidung der Mitarbeiter fördert den privaten Charakter eines Heimes. Man darf nie vergessen, dass die Bewohner im Heim leben und wohnen.“ Im Krankenhaus ist private Kleidung natürlich kein Thema, hier muss die Kleidung standardisiert und hygienisch in großen Mengen zur Verfügung gestellt werden. „Auch hier ist der Trend zum Outsourcing und auch zum textilen Mietsystem zu beobachten“, erklärt Georg Bogenhauser. In vier der fünf Kliniken, die das Textilserviceunternehmen betreut, stehen mittlerweile 13 Berufskleidungsautomaten, die ca. 7.000 Krankenhausmitarbeiter Tag und Nacht vollautomatisch mit Berufskleidung versorgen.

Ob sich eine Einrichtung für das Outsourcing der Wäsche oder eine eigene Hauswäscherei entscheiden soll, kann nicht allgemeingültig geklärt werden. Vielmehr müssen die Bedingungen vor Ort, wie die Art der Einrichtung, die Bewohnerstruktur, die baulichen Voraussetzungen des Hauses, der Personalstamm und der Gesundheitszustand der Bewohner in die Überlegungen einbezogen werden. Outsourcing oder Inhousewäscherei – für beide Lösungen gibt es Argumente. ve