Steigende Energiepreise und strengere Umweltauflagen zwingen Textilreiniger zum Umdenken: Energie-, Wasser- und Chemieeinsatz müssen optimiert werden, trotzdem soll der Kunde weiterhin mit der Qualität zufrieden sein. Wie der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Qualität gemeistert werden kann, erfuhren die Teilnehmer des Seminars „Energieeinsparung in Wäschereien“.
Bilanz und Umwelt schonen
Die Veranstalter des Seminars, der Deutsche Textilreinigungs-Verband DTV und das wfk-Forschungsinstitut für Reinigungstechnologie, hatten sich eine moderne Wäscherei als Tagungsort ausgesucht, in der Energieeinsparung bereits seit einiger Zeit praktiziert wird: 2004 nahm die Textilpflege Zischka GmbH, Simmern, ihr neues Gebäude in Betrieb und testet seither ständig neue Lösungen, um noch wirtschaftlicher mit Energie umgehen zu können. Energie ökonomischer nutzen zu können, war auch das Ziel der rund 90 Seminarteilnehmer.
Dass Energiesparen nicht nur auf freiwilliger Basis ein Thema ist, zeigte Prof. Hans Hloch vom Forschungsinstitut wfk, Krefeld, auf. Bereits im Oktober 2000 haben das Europäische Parlament und der Europäische Rat mit der Wasserschutzrichtlinie Qualitäts- und Umweltvorgaben aufgestellt, die Wäschereien erfüllen müssen. Zudem bedürfen gemäß IVU-Richtline (integrierte Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung) alle Industrieanlagen einer behördlichen Genehmigung. „Wäschereien werden daher zum Wassersparen und somit auch teilweise zur Einführung neuer Technologien gezwungen“, erklärte Hloch. Das Problem ist jedoch, dass die Mitarbeiter oft keine ausreichenden Kenntnisse über die Einführung umweltfreundlicher Produktionsmaßnahmen haben. Ein vom wfk entwickeltes Internet-Lernprogramm soll nun Abhilfe schaffen und Wäschereimitarbeiter dabei unterstützen, im Arbeitsalltag energiebewusst zu handeln. Denn, so betonte Hloch, nicht nur durch technologische, sondern auch durch technische und organisatorische Maßnahmen können Einsparungen erzielt werden. Das Portal www.laundry-sustainability.eu soll dieses Wissen nun allen Lernwilligen vermitteln. Die Teilnahme ist kostenlos, finanziert wird das E-Learning von der Europäischen Union im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Projektes.
Vorerst kann in den Sprachen Deutsch, Englisch, Slovenisch und Tschechisch gelernt werden. Das Programm enthält Lehrpräsentationen und interaktive Abschnitte zum Selbstlernen ebenso wie Lückentexte zum Vertiefen des Stoffes. Untergliedert ist der Lernstoff in sechs Module: Wasserverwendung (behandelt werden hier u.a. Abwassergesetze und Richtlinien), Maschinentechnologie, Waschprozess, Anwendung von Energie und Waschmitteln, Wasser- und Energieaufbereitung sowie spezielle Aspekte wie Auswirkung auf Keime, Controlling und Managementsysteme. Zertifizierungsnachweise werden derzeit mit den Textilverbänden erarbeitet. So soll eine europaweite Transparenz der Bildungsmaßnahmen für den Wäschereisektor geschaffen werden. Dass es sich lohnt, im Arbeitsalltag an die Umwelt zu denken, bewies auch der Vorsitzende des DTV-Ausschusses für Technik und Umwelt, Jochen Krause, und berichtete aus der Praxis seines Coburger Handtuch und Mattenservices, Rödental: „Die billigste Maßnahme, die zur Lösung des Energieproblemes beitragen kann, ist einfach, durch den Betrieb zu gehen und zu überlegen, wo Einsparungspotenziale vorhanden sind.“
Schon mit einfachen Mitteln lasse sich Wirkung erzielen: Durch die regelmäßige Kontrolle der Wärmedämmung können Abstrahlungsverluste minimiert werden. Auch die Kontrolle der eingestellten Zeiten im Trocken- und Finishbereich empfiehlt sich im energiebewussten Unternehmen.
Aber nicht nur im Bereich Öl und Gas sind Einsparungen möglich. Zusätzliche Wasserquellen wie Netz-, Brunnen- oder Regenwasser und der Einsatz von Wärmetauschern ermöglichen einen wirtschaftlicheren Umgang mit der Ressource Wasser, gibt Krause zu bedenken. Auch die Mehrfachverwendung des Waschwassers wirke sich positiv auf die Energiebilanz aus. Vorausgehen muss die Überlegung, welches Wasser wiederverwendet werden kann – Spülwasserüberschuss kann z.B. zum Einwaschen nochmals genutzt werden. Stromkosten können gesenkt werden, indem die Instandhaltung von Maschinen regelmäßig und geplant abläuft, denn durch Ausfälle entstehen hohe Kapazitätsverluste. Mit seinen Maßnahmen hat Krause in seinem Unternehmen bereits deutlich Energie und Kosten einsparen können.
Dieter Ginsky von der Akademie des Unternehmens Flowserve Getsra, Bremen, referierte über Energieeinsparungspotenziale im Dampf-Kondensat-System. Dabei zeigte er verschiedene Ansatzpunkte auf: Ein Laugenentspanner ermöglicht z.B. die Rückgewinnung des Entspannungsdampfes beim Absalzen. Der Einsatz von thermischen Ableitern ermöglicht es, Kondensatwärme auszunutzen und den Entspannungsdampf zu reduzieren. Wichtig sei die regelmäßige Überprüfung:„Ein undichter Ableiter erzeugt Dampfverluste von bis zu 16 t pro Jahr“, rechnet Ginsky. Für die Prüfung von Dampfverlusten bietet das Unternehmen ein Messgerät an. Einsparpotenzial birgt auch der Entspannungsdampf: „Nur 100 kg Entspannungsdampf-Rückgewinnung stellen bei 6.000 Betriebsstunden ein Einsparpotenzial von 18.000 Euro im Jahr dar“, erklärte Ginski.
Energiesparen, so waren sich die Teilnehmer nach dem Seminar bewusst, sollte spätestens jetzt zum Thema werden und alle Überlegungen im Unternehmen beeinflussen: Von der Auswahl von Maschinen, die ein Niedrig-Energie-Konzept unterstützten, über die Schulung der Mitarbeiter bis hin zur Planung eines energieeffizienten Betriebsablaufes. Das Ergebnis rechnet sich schließlich doppelt: Nicht nur die Umwelt profitiert, sondern – nach der Amortisationszeit – auch die Bilanz.ve