Intex-Youngstertreffen in Tettnang und Lindau Outdoor in Theorie und Praxis

33 junge Brancheninsider kamen von 9. bis 11. Februar 2007 in die Bodenseeregion, um am Youngstertreffen des Industrieverbandes Textil Service (Intex)teilzunehmen. Das Hauptprogramm führte sie zum Hersteller von Outdoorkleidung Vaude in Tettnang, bei dem sie u.a. die Klimakammer besichtigten.

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    Die Youngster während der Führung auf dem Firmengelände des Outdoorherstellers.
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    Kai Vogt und Dorothee Ann Maier stellten das Unternehmen vor.
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    Von Tettnang über Lindau in die Berge:bestes Outdoorwetter am Bodensee.

Outdoor in Theorie und Praxis

„Unsere Produktmanager verbringen gerne einmal eine Nacht im Schlafsack in unserer Kältekammer“, sagt Dorothee Ann Maier, Personal- und Organisationsentwicklung bei Vaude. Denn die Klimakammer ist das wichtigste Werkzeug des Unternehmens in der Schlafsackentwicklung. Hier lassen sich Temperaturen von –25 bis +15 °C simulieren. So kann der Schlafende sowohl tropischen Gegebenheiten als auch einer eiskalten Polarnacht ausgesetzt werden. Für Normmessungen werden Puppen, sogenannte „Thermal-Manikins“ eingesetzt. Außerdem verbringen freiwillige Testpersonen sechs Nächte in der Kammer. Dabei werden Temperaturwerte im Brust- und Fußbereich entnommen, um den Komfort-, Grenz- oder Extremtemperaturbereich des Schlafsacks anzugeben. „Wir versuchen immer wieder, unsere Mitarbeiter zu motivieren, freiwillig in der Klimakammer zu schlafen“, berichtet Maier.

Neben Artikeln für den Bergsport – Hartware und Textilien – bedient der Hersteller auch die Bereiche Fahrrad- und Wassersport und verfügt über eine Kollektion Daypacks (Rucksäcke und Taschen). Wie bei vielen Konfektionären spielen Sicherheit, Komfort und Funktionalität eine wichtige Rolle. Wurden in den 70er Jahren noch Daunenjacken in schrillen Farben wie Neongelb und Lila produziert, hat das Unternehmen inzwischen eine eigene Damenlinie sowie Rot und Orange als seine Corporate-Identity-Farben entwickelt. Der Firmenname Vaude wird wie die beiden Großbuchstaben „V“ und „D“ hintereinander ausgesprochen, da er von den Initialen des Gründers Albrecht von Dewitz abgeleitet ist. Das ist jedoch nicht selbstverständlich:„Ich habe noch nie so viele Aussprachemöglichkeiten gehört, wie für diesen Firmennamen“, sagt Maier. Viele Kunden meinen sogar, es handele sich um ein französisches Unternehmen.

Dabei liegt der Hauptstandort in Obereisenbach, ein Ort, der zu Tettnang gehört. Hinter den Hügeln der Bodenseeregion befinden sich auf einem Firmengelände der kaufmännische Bereich, die Produktentwicklung sowie die Logistik. Die Fertigung am deutschen Standort ist nur noch sehr klein. Mittlerweise wird fast ausschließlich in Osteuropa und Asien produziert. 1991 wurde die Firma Guave gegründet, eine 100%ige Vaude-Tochter in China mit 800 Beschäftigten. Die eigene Fertigungsstätte in der Nähe von Shanghai wird regelmäßig von Qualitätsbeauftragten und Produktmanagern kontrolliert. Damit ist gewährleistet, dass die in Deutschland entwickelten Hochtechnologien im Textilbereich in Asien umgesetzt werden. Die Hierarchien im Unternehmen sind laut Maier flach, betriebsweit herrscht das „Du“. Das gilt auch für die Geschäftsleitung inklusive Unternehmensgründer, der inzwischen das Alter von 60 Jahren überschritten hat.Seit seiner Gründung im Jahre 1974 ist der Outdoorhersteller in Familienhand. Im Jahr 2008 wird Seniorchef Albrecht das Geschäft voll und ganz an seine Tochter Antje von Dewitz übergeben.

Die Gemeinde Obereisenbach achte sehr stark darauf, wie sich das Unternehmen verhalte, sagt Maier. Da Vaude seit seiner Gründung vor über 30 Jahren am selben Standort ist, fängt das Engagement bereits am Ort an: Im vergangenen Jahr hat die Firma das örtliche Schwimmbad übernommen, das andernfalls von der Gemeinde hätte geschlossen werden müssen. Von der Hertistiftung wurde Vaude als familienfreundliches Unternehmen zertifiziert. Ein betriebsinternes Gremium befasst sich mit Themen wie Arbeitszeitmodellen. Je nach individuellenBedürfnissen könnten die Angestellten zwischen einem und fünf Tagen in der Woche arbeiten. Außerdem bestehe die Möglichkeit, ein Homeoffice zu beantragen, sagt Maier. Dabei orientiert sich das Unternehmen nicht an Tarifverträgen, sondern handelt die Konditionen mit den Mitarbeitern persönlich aus.

Ein weiteres Produkt des sozialen Engagements ist ein sogenannter Code of Conducts, der Werte vorgibt, nach denen am deutschen und an allen anderen Standorten gearbeitet wird. Dieser Verhaltenscodex enthält Richtlinien für Entlohnung, Arbeitszeiten, Überstunden und den Umweltschutz. Auch ausländische Lieferanten haben ihn unterschrieben. Für das ökologische Engagement ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Deutschen Alpenverein (DAV)eingegangen. Seit 1995 gibt es das Recyclingsystem Ecolog: Produkte, die unter diesem Label entwickelt werden, können beim Händler bzw. Hersteller zurückgegeben werden. „Das Thema scheint die Leute jedoch nicht besonders zu berühren“, berichtet Dorothee Ann Maier. Nur wenige Verbraucher nutzen diesen Service und noch weniger beziehen diese Möglichkeit in ihre Kaufentscheidung mit ein. Ausschlaggebend sei vielmehr, dass die Kleidung schadstofffrei ist.

Bevor Textilien in die Produktion gehen, werden sie im betriebseigenen Labor getestet:Dazu gehört, Stoffproben in trockenem und nassem Zustand gegen Schleifpapier oder Drahtnetz zu reiben, um ihre Farb- und Reibechtheit zu prüfen. Im Labor zeigt Kai Vogt, Forschung und Entwicklung bei Vaude, auch eine spezielle Waschmaschine, in der mit einem Normwaschmittel das Einwirken von Seifen- bzw. Sodalösungen bei entsprechender Waschtemperatur ermittelt wird. Ganz wichtig für Zelte ist der Abperleffekt. Dabei werden sowohl imprägnierte als auch unbehandelte Gewebe mit Wassertropfen besprüht und der Abperleffekt wird optisch überprüft.

Raus aus dem Labor – hinein in die Natur und hinauf auf den Berg: Die Youngster machten es den Mitarbeitern von Vaude nach und probierten die Outdoorartikel, die sie teilweise im Outlet des Unternehmens gekauft hatten, an einem Tag im Schnee aus:entweder beim Skilaufen oder bei einer Schneeschuhwanderung. Über Lindau fuhren sie in das Skigebiet Montafon und konnten die Ausrüstungen einweihen und ausprobieren. lin