Jahresversammlung des Bayerischen Textilreinigungsverbandes Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Vom 20. bis 22. Oktober trafen sich die Mitglieder des Bayerischen Textilreinigungsverbandes (BTV)zu ihrem diesjährigen Verbandstag in Bamberg. Zum Auftakt hörten sie Referate über Energie, Management und den Dialog innerhalb der textilen Kette. Höhepunkt der Mitgliederversammlung war die Neuwahl des Präsidenten, der sich mit einem Konzept (siehe Interview) vorstellte.

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    LinksDieter Kampmann sprach über den Energieverbrauch in Reinigungen.
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    MitteAndreas Neubig erläuterte das Arbeitsschutz-Managementsystem des Gewerbeaufsichtsamtes.
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    RechtsAnna Nieß diskutierte mit den Verbandsmitgliedern.
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    Die Versammlung fand im Bamberger Hotel Schlossresidenz statt.
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    Margarete Niggl-Strauß verabschiedete Johann Wisiol aus seinem Amt als Präsident des BTV.

Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

„Ich begrüße die Teilnehmer aus dem In- und Ausland.“ Mit diesen Worten eröffnete Johann Wisiol, Präsident des BTV, die Tagung und zählte sogleich auf, welche „Ausländer“ er meinte:Diejenigen, die aus Hessen, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen angereist waren. Dazu zählten Vertreter anderer Landesverbände und Hersteller, die im Foyer ihre Stände aufgebaut hatten. Die Referate hielten Dieter Kampmann, Geschäftsführer von Multimatic, Melle, über „Energie in der Reinigung“ und Andreas Neubig vom Gewerbeaufsichtsamt Nürnberg über das Arbeitsschutz-Managementsystem „OHRIS“. Anna Nieß von Dialog Textil-Bekleidung (DTB) erreichte ihr Ziel, mit den BTV-Mitgliedern ins Gespräch zu kommen.

Kampmann machte darauf aufmerksam, an wie vielen Posten in der Reinigung Energie verbraucht wird. Gerade solche, die bei der Planung oft nicht bedacht werden (z.B. Beleuchtung), fielen letztlich mehr als erwartet ins Gewicht. Bei Posten wie Strom, Fernwärme, Heizöl oder Erdgas führen steigende Öl- und Gaspreise dazu, dass auch hier die Kosten steigen, v.a. im Jahr 2005. Gespart werden kann, indem Leerläufe vonMaschinen und Geräten vermieden, Heizung und Licht nicht unnötig eingeschaltet und Maschinen richtig beladen werden. Zusätzlich lohnen sich Investitionen in Wartung und Reparaturen von Maschinen sowie in energiesparende Technologien. „Veränderte Chargenzeiten können ein Indiz dafür sein, dass etwas nicht stimmt“, sagt Kampmann. Leitungen sollten auf ihre Dichte geprüft werden. Die Stromkosten können durch einen Umstieg auf gasbeheizte Kessel, die Nutzung günstigeren Nachtstroms oder den Wechsel zu einem anderen Anbieter gesenkt werden. Denn was ist ärgerlicher, als unnötig viel Geld zu bezahlen?

Andreas Neubig berichtete über das Arbeitsschutz-Managementsystem „OHRIS(Occupational Health and Risk Managementsystem)“, das – wie er gleich zu Anfang seines Referats betonte – ein unverbindliches Angebot des Gewerbeaufsichtsamtes ist und an dem Betriebe freiwillig teilnehmen können. Das integrierte Managementsystem für Arbeitsschutz und Anlagensicherheit trägt zum einen dazu bei, Arbeitnehmer zu schützen, andererseits entstehen weniger Kosten und mehr Rechtssicherheit. Die Gewerbeaufsicht berät bei der Implementierung vor Ort, stellt aber auch Informationsmaterial (www.lgl.bayern.de) zur Verfügung, mit dem die Betriebe unabhängig sind.

Eingeführt wird das System in 20 Arbeitsschritten, mit denen die Produktions- undDienstleistungsabläufe optimiert werden sollen. Nach einer Bestandsaufnahme legt die Geschäftsleitung Leitlinien für Sicherheit und Gesundheitsschutz fest. „Die oberste Leitung muss Ziele vorgeben und auch hinter diesen stehen“, betonte Neubig.

Nach bisherigen Erfahrungen benötigt ein Betrieb 9 bis 12 Monate, um „OHRIS“einzuführen. Eine Zertifizierung durch die Gewerbeaufsicht ist zwar nicht Pflicht, lohnt sich jedoch in doppelter Hinsicht:Zum einen erhält der Betrieb eine Urkunde, zum anderen einen Förderungsbeitrag in Höhe von 5.000 Euro. Die Mittel dazu müssen für das nächste Jahr noch genehmigt werden, sagte Neubig. Er gehe jedoch davon aus, dass der Betrag weiterhin gezahlt werden kann.

Anna Nieß von Dialog Textil-Bekleidung referierte über die Bemühungen, die unterschiedliche Instanzen der textilen Kette unternehmen, um miteinander zu kommunizieren. Dazu gehören:Spinnereien, Webereien, Ausrüster, die Zutatenindustrie, Konfektionäre, der Einzelhandel, Textilreiniger, staatliche Institutionen, Vereine, Institute und Verbände.

Kundenbindung setzt sich laut Nieß ausKundenzufriedenheit und gefühltem Image zusammen. Die Studie „Todsünden des Modehandels“, die die GfK(Gesellschaft für Konsumforschung), Nürnberg,im Auftrag der Zeitschrift „Textilwirtschaft“ durchgeführt hat, ergab, dass sich rund zwei Drittel der Kunden von unfreudlichem und aufdringlichem Personal abschrecken ließen. „Und das trifft auf jede Art von Geschäft zu“, ergänzt Nieß. Keine Kulanz beim Umtausch sei ebenso ein Todsünde wie ein unordentlicher Laden. Ein weiteres Projekt, an dem sich der DTB beteiligt,ist eine Aktion, bei der bis Anfang Januar in bayerischen Bogner-Outlets Gutscheine für Imprägnierungen ausgegeben werden. Dazu erhalten die Käufer eine Broschüre, in der die 350 beteiligten EFIT-Reinigungen aufgelistet sind. „Wenn das erfolgreich ist, soll es dieses Angebot deutschlandweit geben“, sagt Nieß. Außerdem regte sie an, wieder ein Adressbuch mit den Leistungsprofilen der Reinigungen aufzulegen, die über den Handel und die Konfektionäre verbreitet werden könnten. Die Betriebe müssten sich mit 10 bis 15 Euro an den Kosten beteiligen. „Vor allem F-Reinigungen werden oft in Deutschland gesucht“, sagte die Referentin.

Negative Resonanzen erhielt Nieß aus dem Publikum, als sie über die Anforderungen der sachgemäßen Chemischreinigung vonTextilien sprach. Hier konnten die Reiniger von ihren Erfahrungen berichten:Beispielsweise dass Kunden mit teueren Blusen die günstigste Reinigung fordern oder dass Schäden erst dadurch entstünden, dass die Qualität von Textilien immer weniger werde. Ein weiteres Ärgernis seien immer wieder Knöpfe.

Beim Thema Pflegekennzeichen wurde besonders deutlich, wie schwierig der Dialog in der textilen Kette ist. Denn Pflegekennzeichen sind in Deutschland nicht Pflicht, sondern eine freiwillige Leistung. Dennoch sind die Zettelchen in vielen Textilien angebracht. Voraussetzung für eine sachgemäße Pflege ist jedoch, dass sie in den Reinigungen gelesen werden. Und wenn die Zeichen fehlen, liegt dies seltener an der Industrie, sondern eher an der Kundin, die das Zettelchen entfernt hat. „Dann müsste der Reiniger den Kunden zurück ins Geschäft schicken“, empfahl Nieß. Dies würde jedoch die Kundschaft verärgern.

Mehr enttäuscht als verärgert äußerte sich Johann Wisiol über die geringe Anzahl der gekommenen Verbandsmitglieder, als er sich verabschiedete. Als Dank für seine langjährige Vorstandsarbeit überreichte ihm Margarete Niggl-Strauß, Obermeisterin der Innung München-Oberbayern und Dienstälteste in einem solchen Amt, die goldene Ehrennadel ihrer Innung. Zum neuen Präsidenten wählte die Versammlung Richard Sterr, stellvertretender Obermeister der Textilreiniger-Innung München-Oberbayern. Joachim Krause, Obermeister der Textilreiniger-Innung Oberfranken von der CHMS, Rödental, ist sein Stellvertreter. Die anderen Mitglieder des Vorstandes wurden bestätigt. Volker Baier von der Kingsgard Coba GmbH, München, ist neuer 2. Rechnungsprüfer.

Linda Quadflieg