75 Jahre Wäscherei Stich in Bremen Starkes Familienunternehmen

Ruhig, zurückhaltend, bremisch. So charakterisierte der "Weser Kurier" die Geschäftsleitung der Wäscherei Stich: Max und Christine Stich und ihren Sohn Moritz. Moritz Stich wird den Familienbetrieb, der 2011 sein 75-jähriges Jubiläum feierte, übernehmen. Und so, wie er das sagt, klingt das ebenso ambitioniert und authentisch wie das Statement in der Firmenchronik: "Wir freuen uns auf die Zukunft!" Nachfolger Moritz Stich (li.) mit seinen Eltern Christine und Max Stich. So wie der "Weser Kurier" es beschrieb, lernte auch die Redaktion von RWTextilservice die Unternehmerfamilie aus dem Norden kennen und würde den treffenden Adjektiven noch mindestens drei weitere hinzufügen: sympathisch, optimistisch und werteorientiert. Im Interview sprechen Max, Christine und Moritz Stich über erfolgreiche Wäschereigeschichte und familiären Konsens. "Die ersten, kleinen Schritte bin ich noch alleine gegangen, aber alle weiteren habe ich gemeinsam mit meiner Familie, Mitarbeitern und Geschäftspartnern gemacht. Das hat unser Unternehmen so stark gemacht." Herr Stich, dieses Zitat Ihrer Mutter, der Firmengründerin, hat für Ihr Unternehmen eine besondere Bedeutung. Frieda Stich, damals noch Frieda Mann, gründete im Jahr 1936 eine Haushaltswäscherei; 1945 legten sie und ihr Mann Robert Stich den Grundstein für die Wäscherei Stich. Ihre Eltern wären heute sicherlich stolz auf das Familienunternehmen und darauf, dass ihr Enkel Moritz die Nachfolge sicherstellt. Hinter diesem Erfolg steckt hoher Einsatz. Wie war das damals? Max Stich: Einfach war das für meine Mutter nicht. Als alleinerziehende Mutter pflegte sie außerdem ihre kranke Mutter. Also überlegte sie sich, welcher Tätigkeit sie von zu Hause aus nachgehen konnte, um Geld zu verdienen. Sie machte aus der Not eine Tugend und gründete eine kleine Haushaltswäscherei im damaligen Bremer Vorort Schwachhausen. An dem Tag, an dem sie die ersten Werbezettel für ihre "Fein- und Herrenwäscherei" austeilte, lagen bereits abends die ersten Aufträge vor. Und aus der Geschäftsidee wuchs im Laufe der Jahre ein florierender Wäschereibetrieb. Richtig. 1945 stieg mein Vater, Robert Stich, in die Wäscherei ein und meine Eltern führten den Betrieb gemeinsam. Im Jahr 1958 wurde dann zum ersten Mal mehr Platz benötigt und die Wäscherei Stich zog in die Bremer Neustadt um. Im Zuge des Wirtschaftswunders gab es allerdings einen Einbruch im Privatwäschegeschäft. Immer mehr Menschen konnten sich eine eigene Waschmaschine leisten und textile Dienstleistungen für private Hauhalte waren einfach nicht mehr gefragt. Meine Eltern mussten sich um neue, größere Kunden bemühen. Das gelang ihnen. Durch unternehmerisches Geschick und Glück überlebte das Unternehmen die damalige schwere Zeit. Ihr Vater starb bereits im Jahr 1965. Danach trugen Sie eine hohe Verantwortung. Wann haben Sie offiziell die Firmenleitung übernommen? Ja, es war eine schwierige Zeit, nach dem Tod meines Vaters. Neben der Trauer und der allgemein schlechten Wirtschaftslage in unserer Branche trug ich eine sehr hohe Verantwortung für die Firma und die Familie. Die offizielle Firmenleitung habe ich allerdings erst 1980 übernommen. Frau Stich, auf diesem Weg haben Sie Ihren Mann begleitet. Sie haben 1976 geheiratet; 1977 wurde Ihre Tochter Nina geboren und mit Ihrem Sohn Moritz erblickte 1983 der Nachfolger Ihres Unternehmens das Licht der Welt. Auch Sie sind von Anfang an mit voller Kraft in den Aufbau des Unternehmens eingestiegen. Offensichtlich haben Sie Ihre Aufgaben als Unternehmerin und Mutter ebenfalls bestens unter einen Hut bekommen. Wie war das für Sie? Christine Stich: Beide Jobs, als Mutter und eben auch als Unternehmerin, bestmöglich zu meistern, verlangte tatsächlich mein ganzes organisatorisches Geschick. Als gelernte Schneiderin war mir die Textilbranche nicht gänzlich fremd. Ich hatte vorher viele Jahre lang bei einem Modeausstatter in leitender Position gearbeitet. Diese Berufserfahrungen halfen mir beim Einstieg ins Unternehmen. Zeit für die Kinder haben wir uns immer genommen, zum Beispiel am Nachmittag. Die betrieblichen Aufgaben wurden dann abends oder sogar nachts verrichtet. Herr Stich, mit Ihrer Ehefrau an Ihrer Seite haben Sie das Unternehmen in den Jahren zwischen 1982 und 2011 kontinuierlich ausgebaut. Gravierende Veränderungen gab es noch einmal ab 1993 mit der industriellen Erweiterung. Max Stich: Raum zur Expansion brauchten wir insbesondere durch die Neuorientierung und Fokussierung auf Mietwäsche. Das war damals eine erhebliche Umstellung der Produktion, die wir durch den Neubau realisieren konnten. Innerhalb kürzester Zeit haben wir dadurch das riesige Platzangebot wirtschaftlich sinnvoll und optimal ausgenutzt. Mittlerweile könnten wir allerdings schon wieder mehr Produktionsfläche gebrauchen. Ganz offensichtlich haben Sie sich stets am Markt und rechtzeitig an allen wichtigen Trends orientiert. Im Jahr 2004 entschlossen Sie sich zum Eintritt in die Servitex GmbH, um im Verbund eine bundesweite Versorgung mit Mietwäsche zu bieten. Christine Stich: Sie sagen es, die Servitex ist ein sehr gut aufgestellter Verbund mit starken und gut positionierten Partnern. Um die Zukunftsfähigkeit eines mittelständischen Unternehmens zu sichern, in Zeiten von deutschland- und europaweiten Ausschreibungen im Hotelgeschäft, war dieser Schritt für uns unverzichtbar. Nicht zuletzt dadurch konnten wir unseren Fokus über den regionalen Markt hinaus erweitern. Was genau kennzeichnet Ihr heutiges Unternehmensprofil? Max Stich: Das sind eine Reihe von Faktoren und Eckpfeilern, sozusagen die Basis unserer unternehmerischen Aktivitäten und unserer Leistungsfähigkeit: Wir führen einen hochmodernen Betrieb, in den kontinuierlich investiert wird und dessen Produktion sämtliche qualitativen, ökonomischen und ökologischen Anforderungen erfüllt. Da wir ein Familienbetrieb sind, partizipieren unsere Mitarbeiter vom familiären Arbeitsklima. Unser strategisches Netzwerk mit Lieferanten und die Kontakte zu bestehenden und potentziellen Kunden bescheren uns ein hervorragendes Firmenimage. Gleichzeitig sehen wir uns in der Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, was wir durch ein entsprechendes Corporate Social Responsibility-Konzept dokumentieren. Herr Moritz Stich, wie sehen Sie das Familienunternehmen, das Sie in Kürze übernehmen werden und mit dem Sie sich ja nicht nur als Sohn, sondern auch als Unternehmer identifizieren? Moritz Stich: Ich bin buchstäblich im Dunstkreis der Wäscherei groß geworden. Wir haben direkt über dem Betrieb gewohnt, das war mein Elternhaus. Als wir vor 18 Jahren auf die grüne Wiese gezogen sind, lag meine Schule nur einen Katzensprung entfernt. Nach Schulschluss bin ich in die Firma gegangen, habe dort meine Schulaufgaben gemacht und mich mit Freunden getroffen oder mein Taschengeld im Betrieb aufgebessert. Viele Mitarbeiter kennen mich noch als kleinen Jungen und gehören für mich zur Familie. Für mich ist es ein Privileg, aber auch Ehrensache, den Betrieb in der dritten Generation führen zu dürfen. Es erfüllt mich ebenfalls mit Stolz, dass meine Eltern mir so zur Seite stehen und mir diese Aufgabe absolut zutrauen. Frau Stich, was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Unternehmens? Christine Stich: Unserem Sohn und unseren Mitarbeitern wünschen wir viel Freude an der Arbeit. Denn nur, was man mit Freude macht, macht man auch gut. Darüber hinaus wünschen wir unserem Sohn als Nachfolger natürlich ganz viel Glück und Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.