Wasser ist ein knappes Gut. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser geht zwar statistisch zurück, anhaltende Dürreperioden (auch in Europa) zeigen dennoch eines: Gebrauchtes Wasser wird oft noch nicht ausreichend genutzt. Dabei bietet vor allem das sogenannte Grauwasser großes Potenzial für eine weitere Verwendung. Es kann vor Ort auf Betriebswasserqualität gebracht werden und zum Beispiel für die Toilettenspülung oder zur Gartenbewässerung wiederverwendet werden. Dank flexibler 3D-Textilien sogar platzsparend in nahezu jedem Gebäude.
Bei etwa 50 bis 80 Prozent aller häuslichen Abwasser handelt es sich um Grauwasser. Um es wieder aufzubereiten und in den Kreislauf zurückzuführen, benötigt man große Behälter und Tanks, die im Gebäude viel Raum blockieren – zumindest bisher.
Grauwasser platzsparend aufbereiten
Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) haben mit ihrem Projektpartner ARIS ein neues biologisches, textilbasiertes System entwickelt. Es beruht auf einem 3D-Abstandsgewirk aus sehr beständigem Polypropylen. Sein Vorteil ist, dass es flach verbaut werden kann und dadurch äußerst platzsparend ist. Durch seine spezielle Anlagengeometrie kann es an Orten eingebaut werden, die sonst ungenutzt bleiben – zum Beispiel bei einem Neubau unter dem Boden einer Tiefgarage, auf einem Flachdach oder im Garten.
Es kann modular an den Wasserbedarf und die baulichen Voraussetzungen in den jeweiligen Gebäuden angepasst werden. "Sogar vertikale Lösungen an Fassaden sind denkbar" erläutert DITF-Wissenschaftler Jamal Sarsour. Damit könnte das Grauwasseraufbereitungssystem vor allem in dicht bebauten Städten genutzt werden.
Geringer Wartungsaufwand
Das von den Projektpartnern entwickelte System verursache nur einen geringen Wartungsaufwand und sei dadurch besonders kostengünstig. Verglichen mit bisherigen Lösungen zeichnet es sich nach eigenen Angaben durch eine lange Lebensdauer aus.
Die Firma ARIS plant, die textilbasierte Grauwasseraufbereitungsanlage noch im Jahr 2024 auf den Markt zu bringen.
Statistik:
Wasser und Abwasser in deutschen Haushalten
- Rund 71 Milliarden Kubikmeter Wasser verbrauchten deutsche Haushalte und Unternehmen 2019. Damit sank die Entnahme im Vergleich zum Jahr 2010 im 14 Prozent. Die Werte, die das Statistische Bundesamt 2023 veröffentlicht, zeigen unter anderem eines: Der Bedarf an Kühlwasser für Kernenergie oder Kohle sinkt – nämlich um mehr als die Hälfte (-57 Prozent).
- Rund 9 Milliarden Kubikmeter Abwasser flossen 2019 durch die deutsche Kanalisation, davon 5,1 Milliarden Kubikmeter Schmutzwasser. Das Grauwasser verursachen laut Statista sowohl private Haushalten als auch Industrie und Gewerbe. Regenwasser betrug demnach einen Anteil von rund 2,35 Milliarden Kubikmeter, der Rest war Fremdwasser. Als Fremdwasser wird Wasser bezeichnet, das ungewollt in die Kanalisation eindringt, beispielsweise Fluss- oder Drainagewasser.
- Das Abwasser fließt durch ein Kanalnetz von rund 610.000 km. 41 Prozent des Gesamtnetzes sind Mischwasserkanäle, 36 Prozent Schmutzwasserkanäle und 23 Prozent Regenwasserkanäle.
- Jeder Deutsche verbrauchte 2023 rund 121 Liter Wasser am Tag. Das ergibt eine Erhebung von Statista. In den 90er-Jahren lag der Wert noch bei 147 Liter Wasser am Tag.