Er ist in Frankfurt am Main nicht wegzudenken: der Apfelwein. Ausgeschenkt wird er in dickbauchigen Steingutkrügen nachweislich seit mehr als 270 Jahren. Wer das Getränk bestellen möchte, braucht vor allem eines: das richtige Vokabular.

Der Legende nach trank schon Karl der Große in Frankfurt Apfelwein. Die ersten schriftlichen Hinweise auf Apfelwein gehen allerdings erst auf das beginnende 17. Jahrhundert zurück. Wegen spärlicher Ernten kelterten Bauern um 1600 Äpfel statt Weintrauben. Das Getränk war beliebt. Viele Leute gärten den Wein in ihren Kellern.
1638 war „Äpplewoi“ so beliebt, dass eine Reinhaltungsbestimmung erlassen wurde, die heute noch eingehalten wird. 1754 erteilte die Stadtverwaltung dann die erste öffentliche Schankerlaubnis – und schob damit den Wechsel vom Alltagsgetränk zum Traditionsgetränk an.
„Stöffche“ aus dem Bembel
Standesgemäß trinken die Frankfurter ihren „Appelwoi“ in einer urigen Apfelweinkneipe aus einem „Gerippten“, ein Glas mit Rautenmuster. Das Gefäß hat ästhetische Gründe: Apfelwein ist häufig trüb.
Der Glasschliff reflektiert Licht und lenkt davon ab. Gastwirte füllen diese Gläser aber nicht direkt aus der Flasche auf – echte „Schoppepetzer“, also Apfelweintrinker, trinken ihr „Stöffche“, wie der Frankfurter sagt, aus einem steinernen Krug namens „Bembel“.
Apfelweinlokale erkennen Sie ganz leicht: Über der Eingangstür des Lokals ist immer ein Fichtenkranz angebracht, denn „wo’s Kränzche hängt, wird ausgeschenkt“. Sachsenhausen gilt dabei als Hochburg der Apfelweinkulinarik in der Mainmetropole. Sie finden aber auch viele Gaststätten im Stadtzentrum sowie in den Außenbezirken der Stadt.
Ein echter Apfelweinkenner genießt seinen Apfelwein übrigens pur, nur in Ausnahmefällen trinkt er mal einen Gespritzten, also einen mit Mineralwasser verdünnten Apfelwein. Unzumutbar für viele Apfelweinkenner ist ein Süßgespritzter, bei dem der Apfelwein mit Limonade gemischt wird. Die letzten beiden Varianten sind für Einsteiger aber sicher besser geeignet. Zum „Äppler“ – wie die jüngere Generation das Getränk oftmals nennt – schmecken am besten saftige Rippchen mit Kraut, Kartoffeln mit grüner Soße oder Handkäs mit Musik und das legendäre Frankfurter Würstchen.
Damit Sie beim Bestellen nicht über Begrifflichkeiten stolpern
Begriff | Erklärung |
Äppelwoi, Ebbelwei, Ebbelwoi, Äppler, Schoppe, Stöffche | Apfelwein |
Bembel | blaugrauer Steingutkrug, aus dem Apfelwein ausgeschenkt wird |
Dorschd | Durst |
Geripptes | geriffeltes Glas mit Rautenmuster, aus dem Apfelwein getrunken wird |
Grie Soß | kalte Soße aus sieben Kräutern |
Haaße Ebblewoi | heißer Apfelwein |
Handkäs mit Musik | hessischer Sauermilchkäse mit Essig, Öl und Zwiebeln |
Schobbe | ein Glas Apfelwein |
Schöbbche | ein kleines Glas Apfelwein |
Schoppepetzer | Apfelweintrinker |
Rauscher | junger, noch gärender Apfelwein |
Sauergespritzter | mit Mineralwasser vermischter Apfelwein |
Tiefgespritzter | mit viel Mineralwasser vermischter Apfelwein |
Süßgespritzter | mit Limonade vermischter Apfelwein |
Süßer | frisch gekelterter, naturtrüber Apfelsaft |
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