Im Rahmen des BTV-Verbandstages öffnete die Wäscherei Alpenland die Tore für Kolleginnen und Kollegen und ermöglichte eine informative und offene Betriebsführung. „Die regionale Verankerung im Allgäu sowie der enge Kundenkontakt sind und bleiben dabei das Markenzeichen unseres Unternehmens“, erläutert Geschäftsführer Kai-Uwe Kober im R+WTextilservice-Gespräch.
Seit 2013 führt der gelernte Textilreinigungsmeister Kai-Uwe Kober zusammen mit seiner Frau Daniela die Wäscherei Alpenland. „Dabei bedeutet Selbstständigkeit nicht sich zurückzulegen und nur andere für sich arbeiten zu lassen. Selbstständigkeit bedeutet vielmehr die Verantwortung für das eigene unternehmerische Risiko. Deshalb arbeiten meine Frau und ich natürlich selbst in der Produktion mit. Somit wissen wir immer genau, was in unserem Betrieb läuft“, sagt Kai-Uwe Kober.
Herr Kober, in einem Gespräch haben Sie mal erwähnt, dass Sie rund 45 Jahre Berufserfahrung in der Branche haben. Können Sie mir Ihren bisherigen Werdegang skizzieren?
Kai-Uwe Kober: Das mache ich gern. Meine Lehre begann 1979 als Wäscher und Plätter, dem heutigen Textilreiniger. Im Jahr 1987 legte ich meine Meisterprüfung als Textilreiniger ab. Zwischen 2000 und 2013 arbeitete ich als Betriebsleiter, später als Geschäftsführer in namhaften Wäschereien, bevor ich Ende 2013 in die Selbstständigkeit ging und die Wäscherei-Alpenland gründete.
Dabei fingen meine Frau und ich mit 30 kg / Tag in einer Mangelstube an. 2017 dann die Planung einer neuen Wäscherei auf der grünen Wiese im angrenzenden Gewerbegebiet. Im Juni 2018 erfolgte der Spatenstich, bevor die Produktion im Dezember 2018 nach nur 6 Monaten startete – mit einer Leistung von nun 700 kg/Std. Bereits 2023 erfolgte eine weitere Baumaßnahme mit dem Ergebnis einer weiteren Produktionshalle, vergangenes Jahr dann die Erweiterung durch den Bau einer dritten Halle und somit einer Kapazitätserweiterung von 2.000 kg / Std.
Sie üben diesen Beruf in vierter Generation aus. Damit hat die Branche in Ihrer Familie ja durchaus Tradition.
Könnte man so sagen. Und schon im Kindesalter wurde mir bewusst, dass ich die Tradition meiner Eltern weiterführen möchte und werde.
Ihre Frau Daniela ist dabei für die Kundenbetreuung zuständig.
Unser Unternehmen steht für Qualität, Kundenzufriedenheit, -freundlichkeit und außergewöhnlichen Service. Daher pflegen wir beide den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden. Zwischenzeitlich besteht zwischen unseren Kunden und uns ein eher freundschaftliches Verhältnis. Ein offenes Ohr ist uns ebenfalls sehr wichtig.
Zur Firmengründung haben Sie erwähnt, dass sie so klimaverträglich wie möglich arbeiten möchten. Damals stand auch der Bau einer Photovoltaikanlage aus.
In diesem Schritt sind wir bereits tätig gewesen und werden es auch weiterhin. Eine zweite Photovoltaikanlage geht demnächst in Betrieb mit einem Batteriespeicher, so dass wir dann in der Lage sein werden, den gesamten Strombedarf selbst abzudecken.
Wie muss man sich Ihre Mitarbeiterstruktur vorstellen? Bilden Sie auch aus?
Im Moment haben wir mit mir und meiner Frau 50 Mitarbeitende, bilden aber derzeit nicht aus. Wenn sich ein geeigneter Lehrling bei uns melden würde, würden wir dies aber gerne tun. Augenblicklich bin ich der einzige mit Meisterbrief. Auch gibt es schon Pläne für die Nachfolge, damit die Wäscherei Alpenland auch in Zukunft fester Bestandteil im Allgäu sein wird. Und wir werden weiter wachsen.
Wie behalten Sie den Überblick über das Wäscheaufkommen im Betrieb?
Selbstständigkeit bedeutet nicht sich zurückzulegen und nur andere für sich arbeiten zulassen. Selbstständigkeit bedeutet die Verantwortung für das eigene unternehmerische Risiko, daher arbeiten meine Frau und ich selbst in der Produktion mit. Die Digitalisierung übernimmt dabei einen großen Anteil der Hilfe.
Haben Sie nur gewerbliche Kunden oder bedienen Sie auch Privatpersonen?
Aufgrund einiger Umstrukturierungen wie neue Maschinenanlagen ist es uns nicht mehr möglich, Privatkunden zu bedienen. Daher haben wir uns auf den gewerblichen Sektor spezialisiert und bieten eine textile Vollversorgung für Hotel und Gastronomie. Das bedeutet eine Belieferung mit Mietwäsche und das Bearbeiten kundeneigener Wäsche.
Wie ist Ihr Maschinenpark aufgebaut?
Die Zertifizierung und die damit verbundenen externen Audits geben uns immer wieder neue Impulse der Verbesserung. Damit bleiben wir auf dem neuesten Stand der Technik und helfen, die globalen Umweltziele mitzuverfolgen. Zum Einsatz kommen nur neue moderne Maschinen mit ausgezeichneter Technik – sonst würde ein solches Unternehmen in der heutigen Zeit nicht funktionieren. Darin besteht auch unsere Wettbewerbsfähigkeit.
In welchem Umkreis beliefern Sie Ihre Kunden?
Zurzeit beträgt der Radius ca. 150 km. Dabei holen wir die Wäsche unserer Kunden und beliefern sie zu 100 Prozent.
Im März 2022 hatten Sie eine Spendenaktion gestartet, mit der Sie Hilfsgüter in die Ukraine geliefert haben. Was hat Sie dazu bewegt?
Krieg ist sehr schlimm und es trifft immer die Falschen. Durch einen Freund wurde ich auf die Nöte in der Ukraine aufmerksam gemacht und habe dann zusammen mit meiner Frau entschieden zu helfen. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend und wir haben über 60 t Hilfsgüter in die Ukraine geschickt.
2019 haben Sie sich für eine Meisterpflicht in der Branche ausgesprochen. Vertreten Sie diese Meinung immer noch?
Unbedingt. An dieser Meinung hat sich nichts geändert.
Was begeistert Sie eigentlich an der Arbeit am meisten?
Ich bin einfach mit Leib und Seele in der vierten Generation Textilreiniger. Und wenn man die Entwicklung der letzten 55 Jahre von der Technik bis zur Digitalisierung ansieht, so ist das einfach faszinierend. Es wird einem in einer Wäscherei nie langweilig.
Neulich hatten Sie die Kollegen vom Bayerischen Textilreiniger Verband zu Besuch. Wie bewerten Sie das Engagement der Textilreiniger Verbände in der Branche?
Sehr gut. Nur als kleines Beispiel: die Mautgebühren bis 7,5 t und die Befreiung für Handwerksbetriebe. Hier hat sich der Verband darum gekümmert. Nur gemeinsam sind wir stark. Es sollten viel mehr Textilreiniger die Verbände unterstützen. Die Arbeit der Verbände ist sehr wichtig.

Wenn sie sich eine Sache von der Branche wünschen könnten, was wäre das?
Die Frage stellt sich eher so: Gibt es am Ende eines Preiskampfes Gewinner? Nicht wirklich. Einige Leute mögen der Meinung sein, dass niedrigere Preise besser für die Verbraucher sind, aber Tiefstpreise bedeuten winzige Gewinnspannen für Unternehmen. Und das kann zu reduzierten Dienstleistungen, minderwertigen Produkten, weniger Wettbewerb und vielen anderen Problemen führen. Einfach ausgedrückt: Stattdessen sollte man zu Preiskämpfen NEIN sagen und mehr miteinander arbeiten, statt gegeneinander. Dies wäre sehr wünschenswert.