Weiterbildung Ausbildung zum Textilreiniger geschafft – und dann?

Mehr als 40 Jahre in einem Betrieb und an der gleichen Position? Das gibt es heutzutage kaum noch. Für Azubis stellt sich daher schon während oder kurz nach der Ausbildung die Frage: Was mache ich mit meiner Zukunft? Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ein Überblick.

Die meisten jungen Textilreinigergesellen wollen sich weiterbilden. Foto: Robert Kneschke, Fotolia - © Robert Kneschke, Fotolia

Die Abschlussprüfungen stehen vor der Tür oder sind gerade vorbei. Spätestens dann stellen sich viele Auszubildende die Frage: Wie geht es jetzt weiter und was mache ich mit meiner Zukunft – Weiterbildung oder einfach erst einmal arbeiten? Es gibt viele Wege – von themenspezifischen Fortbildungen bis zum Studium. Christian Himmelsbach, Obermeister und stellvertretender Vorsitzender des baden-württembergischen Textilreinigerverbands Fatex, zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung, gibt Tipps zu den unterschiedlichen Weiterbildungsmöglichkeiten.

Grundsätzlich rät der Experte dazu, sich schon vor dem Ausbildungsende über die Möglichkeiten im Betrieb zu erkundigen. Herauszufinden gilt es: Werde ich übernommen? Welche Aufgabe, welche Abteilung, welche Rolle wäre für mich vorgesehen? Und auch für diejenigen, die im Ausbildungsbetrieb nicht alt werden wollen: „Aus einem Arbeitsverhältnis heraus sich wo anders zu bewerben ist allemal besser, wie eine Nichtübernahme erklären zu müssen“, sagt Himmelsbach.

Der Meister

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Um den Meister zu machen, sind die bestandene Gesellenprüfung – oder in Ausnahmefällen zwei Jahre Berufserfahrung – Voraussetzung. Die Weiterbildung ist unterteilt in vier Ausbildungsabschnitte: Die praktische Prüfung (Teil I), die fachtheoretische (Teil II), die betriebswirtschaftliche (Teil III) und die Prüfung der berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse (Teil IV). Meist finden die Teile blockweise statt und müssen nicht in chronologischer Abfolge absolviert werden – so auch beim Deutschen Textilreinigungs-Verband. Das heißt, Gesellen können beispielsweise mit dem dritten Ausbildungsabschnitt einsteigen und dann die praktische Prüfung machen.

Das sagt der Experte: „Der Meister ist die fachliche Qualifikation in unserer Branche. Unternehmensführung und betriebswirtschaftliche Kompetenz werden in der Meisterausbildung nur grundlegend vermittelt – zur Unternehmensführung gehört dann noch mehr. Wichtig für NachfolgerInnen größerer Betriebe: Der Meister ist auch wichtig im Innenverhältnis – gerade gegenüber den gewerblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.Und so gerne die Meisterprüfung gleich nach der Gesellenprüfung angegangen wird: Der Meister ist Kompetenz und Erfahrung – und Erfahrung kommt erst mit der Zeit. Deshalb rate ich immer, vor der Meisterausbildung Berufserfahrung zu sammeln.“

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Der Betriebswirt (HwO)

Voraussetzung für den Betriebswirt des Handwerks ist entweder der Meister, oder – nach neuer Prüfungsordnung – die Fortbildung zum technischen Fachwirt und mindestens ein Jahr Berufserfahrung. Der technische Fachwirt entspricht Teil III der Meisterprüfung. Vollzeit benötigt man gut drei Monate. Teilzeit finden die Kurse nur an den Wochenenden statt, dann dauert die Fortbildung etwas mehr als ein Jahr. Wie der Meister ist sie ebenfalls in vier Teile aufgebaut: Unternehmensstrategie (Teil I), Unternehmensführung (Teil II), Personalmanagement (Teil III), Innovationsmanagement (Teil IV). Im Gegensatz zum Meister sind die Abschnitte jedoch nicht flexibel kombinierbar.

Das sagt der Experte: „Der „Betriebswirt des Handwerks“ ist vor allem dann sinnvoll, wenn man den betriebswirtschaftlichen Bereich vertiefen möchte, weil man z.B. in die Unternehmensleitung einsteigen will. Er ist eine sinnvolle Ergänzung zur Meisterprüfung.“

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Studium Unternehmensführung

Das duale Studium „Unternehmensführung“ wird seit ein paar Jahren bundesweit an einigen Hochschulen wie München oder Karlsruhe angeboten und richtet sich in erster Linie an diejenigen, die einen Betrieb gründen oder ein Unternehmen übernehmen möchten. Um zu studieren, braucht man nicht unbedingt das Abitur oder den Meister. Hat man eine mindestens zwei Jahre dauernde Ausbildung hinter sich und mindestens drei Jahre Berufserfahrung, können Weiterbildungswillige jeweils Anfang August (HS München) eine Hochschulzugangsprüfung ablegen – eine Art Eignungsprüfung für die Hochschule. Während des berufsbegleitenden Studiums geht es vor allem um praktische Betriebswirtschaftslehre, also darum, was Unternehmensgründer tatsächlich an Wissen brauchen. An ein bis zwei Tagen in der Woche am Abend und Samstag finden die Vorlesungen statt – je nach Bedarf. Angelegt ist das Studium auf elf Semester, je nach Vorkenntnissen kann man es aber verkürzen. Die meisten schließen es an der Hochschule München in fünf Semestern ab.

Das sagt der Experte: „Eine duale Ausbildung ist deshalb gut, weil man einen weiteren Blick auf die unternehmerischen Bereiche bekommt, das Denken und Handeln geschult wird und sie ganz speziell auf die Leitung und Führung von Unternehmen ausgerichtet ist. Im Gegensatz zum Studium an einer Hochschule geht es um die konkrete Praxis und weniger um theoretische Hintergründe und Grundlagen der Betriebswirtschaft.“

Spezialisierungen, Fortbildungen, Zertifikate

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Eine weitere Möglichkeit, sich nach der Ausbildung fortzubilden, ist, Seminare zu unterschiedlichen Themen zu besuchen. So kann man sich spezialisieren und in bestimmten Bereichen Experte werden. So gibt es beispielsweise Fortbildungen zu Umweltthemen, Berufsbekleidung oder zum Umgang mit Reklamationen. Die Seminare sind kostengünstiger als Meister, Betriebswirt oder Studium, können einen aber beruflich trotzdem weiterbringen. Der Nachteil ist allerdings, dass man lediglich Zertifikate erhält, keine anerkannten Abschlüsse.

Das sagt der Experte: „Lehrgänge – wie beispielsweise zum Desinfektor, sind eine gute Zusatzqualifikation und immer sinnvoll, wenn man eine Wäschereikarriere machen möchte. Auch Seminare zur Mitarbeiterführung sind wichtig, vor allem dann, wenn es mehrere Führungsebenen im Betrieb gibt. Branchenspezifische Lehrgänge, wie die Fortbildung ,Vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten‘ kommen in diesem Bereich allerdings erst langsam auf. Es ist aber im gesamten Berufsleben wichtig, sich ständig weiterzubilden, Kurse und Seminare zu besuchen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.“

Erstmal Berufserfahrung sammeln

Egal, für welchen Weg sich Auszubildende und junge Gesellen entscheiden. Es kann auch das Weiterarbeiten im Ausbildungsbetrieb sein – das hat auch viele Vorteile und bietet eine Menge Möglichkeiten. Wichtig ist, zu überlegen, welcher Weg für sie persönlich der richtige und auch schaffbare ist. „Man könnte nach der Gesellenprüfung etwa Praktika in anderen Betrieben machen und dann zum Ausbildungsbetrieb zurückkehren“, schlägt Christian Himmelsbach vor. Erst dann, wenn man weiß, wo man in Zukunft hinwill, sollte man sich für eine konkrete Weiterbildung entscheiden.