Der Anspruch an Berufskleidung hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert. Der Hersteller von Geweben Lauffenmühle, Lauchringen, hat sich darauf eingestellt und produziert immer mehr Spezialitäten, damit die Konfektionäre die Wünsche ihrer Kunden erfüllen.
„Ausgetretene Pfade verlassen“
Traditionsreiche Textilunternehmen finden sich, sollten sie im Laufe ihres langen Bestehens nicht umgesiedelt sein, am Wasser. Denn das kühle Nass aus Bächen und Flüssen wurde seinerzeit für den Antrieb der Maschinen, das Färben von Garnen und Geweben oder das Waschen gebraucht. Es ist daher wenig verwunderlich, dass auch der Hersteller von Berufskleidungsgeweben, die Lauffenmühle in Lauchringen, an einem Fluss liegt – der Wutach. Doch anders als früher bedient man sich des Wassers nicht mehr für den Antrieb der Maschinen und Spindeln. Ganz im Gegenteil. Im Inneren des 1834 als Spinnerei gegründeten Unternehmens produzieren heute moderne Maschinen hochwertige Garne und innovative Stoffe für die Berufskleidungsindustrie.
So etwa stammt das erste leasingfähige Stretchgewebe mit dem Namen Evolution Relax aus Lauchringen. Das Textil, das in erster Linie für solche Arbeitskleidung entwickelt worden war, die hohe Ansprüche an die Bewegungsfähigkeit des Trägers stellt, verdankt seine Entstehung den technischen Möglichkeiten der Süddeutschen. In der eigenen Spinnerei war man in der Lage, die damals neuartige temperatur- und waschbeständige Elastanfaser Dow XLA mit einem Baumwoll-Polyester-Garn zu umwinden. Dadurch befindet sich der elastische und gegen Mechanik empfindliche Faserteil im Kern und wird durch das außenliegende Garn geschützt. Dank der hohen Umwindungzahl des äußeren Mischgarns kann das Core-Garn (Core steht für Kern) jedoch seine Elastizität behalten, was dem fertigen Gewebe eine hohe Dehnbarkeit verleiht. Gleichzeitig besitzen die Stoffe hervorragende Pflegeeigenschaften und einen guten Tragekomfort.
Darauf kommt es Volker Steidel, Geschäftsführer der Lauffenmühle, ganz besonders an: „Wer jeden Tag Berufskleidung trägt, hat nach unserem Empfinden Anspruch auf hautfreundliche Stoffe, die das Arbeiten angenehm machen. Und wer die Berufskleidung pflegt, hat Anspruch auf Materialien, die den besonderen Bedingungen in einer industriellen Wäscherei standhalten.“ Daher beschäftigt sich das Unternehmen intensiv mit der Konstruktion seiner Gewebe – seien es Hemdenstoffe, Schutzkleidungsgewebe, kundenspezifische Textilien, Unis oder Buntgewebe.
Ziel ist es, auf der Innenseite einen angenehm weichen Charakter zu erzeugen, der bei vielen Trägern sehr hoch bewertet wird. Gleichzeitig will man es aber auch in technischer Hinsicht genau wissen, weshalb in Lauchringen besonderer Wert auf die Prüfung der Stoffe gelegt wird. Zum einen werden die Gewebe zu anerkannten Prüfinstituten gegeben, die etwa eine Tragekomfortnote ermitteln oder die Erfüllung des Anforderungskatalogs nach Öko-Tex Standard 100 bestätigen. Zum anderen erfolgen die Untersuchungen im eigenen Labor, in welchem alle Kriterien für leasingtaugliche Textilien kontrolliert und getestet werden.
Doch es ist nicht nur eine verlässliche Qualität, für die Lauffenmühle einsteht. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, sich als innovativer Hersteller am Markt für Gewebe zu behaupten. „Der Berufskleidungsmarkt ist in Bewegung geraten. Er hat, beeinflusst durch die Entwicklungen in der Freizeitmode mit ihren funktionellen Materialien, die ausgetretenen Pfade verlassen. Wir sehen es daher als unsere besondere Aufgabe, auf diese Änderung zu reagieren und den Konfektionären die passenden Stoffe an die Hand zu geben, mit denen sie die Wünsche ihrer Kunden optimal umsetzen können“, sagt Seidel. Doch seine Pläne reichen weiter. „Durch die Verbindung von Innovation mit Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit wollen wir unseren Produktionsstandort in Deutschland langfristig sichern.
Nur so können wir unseren Abnehmern eine hohe Flexibilität garantieren, die bei einem wachsenden Markt von Corporate Wear, also kundeneigener Berufskleidung, immer wichtiger wird“, ergänzt der Geschäftsführer. Das ist auch einer der Gründe, warum die Süddeutschen vor etwa drei Jahren ein dauerhaft antimikrobielles Gewebe mit dem Namen Biotec Silver in ihr Programm aufgenommen haben. Eine aufkeimende Diskussion um die Ausbreitung multiresistenter Staphylococcus aureus (MRSA) in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen hatte die Frage aufgeworfen, wie deren Übertragung auf Patienten und Personal zu vermeiden sei. Da möglichst viele Varianten ausgeschlossen werden sollten, entschied Lauffenmühle, für seine Kunden im Gesundheitssektor ein Gewebe zu entwickeln, welches die Ausbreitung von Bakterien auf der Berufskleidung unterbinden soll, gleichzeitig hautfreundlich ist und die Bedingungen der Leasingwäsche erfüllt.
In der Mischung aus Baumwolle und einem dauerhaft antimikrobiellen Markenpolyester (Trevira Bioactive) fand man die passende Lösung. Das Textil, das durch dauerhafte Verankerung von Silberionen in der Faser permanent Bakterien abbaut, findet sich inzwischen in zahlreichen Berufskleidungskollektionen. Um auch dem modischen Bewusstsein der Branche gerecht zu werden, wurde die Farbpalette der in verschiedenen Gewichtsklassen erhältlichen Biotecgewebe inzwischen um Töne wie Gelb, Rot, Grau, Blau und Marine erweitert.
Und die Entwicklungen gehen weiter. So nimmt das Unternehmen aktuelle Trends auf und setzt diese um. Die Farbkarte der Buntgewebe-Kollektion etwa spricht für sich:Gelb und Schoko, Violett und Bordeaux entsprechen dem Geschmack der Zeit und werden in Kürze um weitere Farbtöne ergänzt. Doch nicht nur damit will Lauffenmühle seine Besucher auf der kommenden Messe A+A in Düsseldorf überraschen. Auch eine Reihe neuer, funktioneller Gewebe soll beweisen, dass es dem Unternehmen ernst ist mit der Innovationsführerschaft. Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach