DTV Kritische Infrastruktur: Politik gefährdet Textilversorgung

Private Wäschereien und textile Dienstleistungsunternehmen versorgen täglich 500.000 Krankenhausbetten, 1,3 Millionen Pflegende und 1 Million Alten- und Pflegeheimbewohner. Und das soll nicht systemrelevant sein? Der Deutsche Textilreinigungs-Verband sieht die Versorgung gefährdet.

Systemrelevanz in der Textilpflege
Seit Wochen kämpft der Deutsche Textilreinigungs-Verband um die Akzeptanz der Textilpflegebranche als Teil der kritischen Infrastruktur. - © Waschbär GmbH

Die COVID-19-Pandemie rückt die Versorgung von Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeheimen mit einwandfrei sauberer und hygienischer Wäsche in den Fokus. In Deutschland werden rund 95 Prozent der Krankenhäuser von den textilen Dienstleistern und Wäschereien versorgt. Für diese wird zunehmend schwierig, ausreichend Infektionsschutz-Ausrüstungen zu bekommen. Die Politik reagiert schleppend und sieht diese Versorgung nicht als systemrelevant an.

DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher ist erschüttert: "Private Wäschereien und textile Dienstleistungsunternehmen stemmen die Versorgung von rund 95 Prozent aller Krankenhäuser und 60 Prozent aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland mit hygienischen Textilien. Sie versorgen täglich 500.000 Krankenhausbetten, 1,3 Millionen Pflegende und 1 Million Alten- und Pflegeheimbewohner in Deutschland mit sauberer Wäsche und Bekleidung. Und das soll während einer Pandemie nicht systemrelevant sein? Eine solche Einschätzung der Bundesregierung ist mir unbegreiflich und gefährdet die Arbeit von Ärzten, Pflegern und vielen anderen wichtigen Berufsgruppen."

Systemrelevanz der Textilpflegebranche

Wäschereien und textile Dienstleister sind besonders für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Corona-Zeiten systemrelevant, um Hygienestandards aufrecht zu erhalten und die Ausbreitung des Virus gerade in den Risikogruppen zu verlangsamen. Aber auch Rettungsdienste, Labore, Feuerwehren oder die Lebensmittelindustrie sind dringend auf hygienische Schutzbekleidung angewiesen. Die Funktionsfähigkeit der textilen Dienstleistungsbranche ist daher essenziell für die Aufrechterhaltung unseres Sozial- und Gesundheitswesens.

Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und Schutzbekleidung sind aktuell überall knapp. Momentan sind Wäschereien aber nicht als systemrelevante Einrichtungen und somit nicht als Bedarfsstellen definiert. Somit kann es schon in den nächsten Tagen passieren, dass Wäschereimitarbeiter möglichen Ansteckungen schutzlos ausgeliefert sind. Für diejenigen, die mit potenziell kontaminierten Textilien – etwa aus Krankenhäusern – umgehen müssen, fordert der Branchenverband DTV einen schnellen Zugriff auf angemessene Schutzausrüstung.

Um dies zu gewährleiten, bemüht sich der DTV seit Wochen um eine Einstufung als "systemrelevant" und eine Aufnahme in die Liste der kritischen Infrastrukturen (KRITIS). Dies würde einen erleichterten Zugang zu Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken gewährleisten. Und nur so können Wäschereimitarbeiter ihre Kinder in der Notfallbetreuung unterbringen. Schon jetzt fällt in den Betrieben durch Kita- und Schulschließungen das Personal massiv aus. Die Frauenquote in den Betrieben beträgt zwei Drittel.

Die Politik gefährdet die Versorgung

Seit rund drei Wochen liegt der Bundesregierung ein Positionspapier des Verbands vor. Doch das Bundesministerium für Gesundheit nimmt Wäschereien und textile Dienstleister nicht in die Liste auf. Das Ministerium verweist auf die Länder- bzw. kommunale Ebene. "Das macht die Sache weder einfacher noch schneller", so Schumacher. Es ist unverständlich, dass eine schnelle Reaktion selbst in der Krise nicht möglich ist. Die Wäschereibetriebe, die mit Hochdruck die Versorgung der Krankenhäuser und Pflegeheime sicherstellen, werden im Stich gelassen. Und das obwohl die Einrichtungen schon innerhalb weniger Tage ohne Bekleidung und Wäsche dastehen könnten. "Wie sollen sich Wäschereimitarbeiter oder -betreiber fühlen, wenn sie Ärzte, Pfleger, Patienten und Senioren in einer solchen Krisensituation nicht mehr mit der dringend benötigten desinfizierten Wäsche versorgen können?", so Schumacher weiter.

Der DTV und seine Betriebe bemühen sich nun in mühsamer Kleinarbeit, gemeinsam mit den vielen Krankenhäusern, Pflegeheimen, Rettungsdiensten, Feuerwehren und anderen, den kommunalen Verwaltungen die Systemrelevanz der Branche nahe zu bringen. Derzeit ist die Handhabung in den verschiedenen Ländern und Kommunen vollkommen unterschiedlich. " Jede Wäscherei muss vor Ort um die Systemrelevanz betteln. Ob die Versorgung in den nächsten Wochen damit gewährleistet wird, hängt nun stark von den einzelnen Entscheidungsträgern in den Kommunen ab", so Schumacher.