Die A+A 2007 war in vielerlei Hinsicht eine erfolgreiche Messe, weist sie doch eine positive Tendenz für die Berufskleidung aus. Hauptthemen der Aussteller waren in diesem Jahr Funktionalität, Tragekomfort und eine modische Optik. Interessante Produktneuerungen gab es auch bei den Gewebeherstellern.
Der Berufe neue Kleider
Alle zwei Jahre findet in Düsseldorf die A+A statt und informiert über persönlichen Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Ein Schwerpunktthema der international geprägten Fachausstellung liegt dabei auf der Berufs- und Schutzkleidung. Aber auch Dienstkleidung, Businesswear und Spezialkleidung für Werbung werden inzwischen gezeigt.
So weicht die Berufskleidung von heute sowohl hinsichtlich Schnitt als auch Material, Zubehör und Farbe von den tradierten Jacken und Hosen ab. Stretchmaterialien sind nicht mehr wegzudenken und neue Optiken bestimmen das Bild von der Bekleidung für den Beruf. Bierbaum Proenen, Köln, etwa setzt bei der leasingtauglichen Linie „Work & Wash color“ auf eine Mischung aus Funktionalität und Design. In der zweifarbig gestalteten Kollektion, die v.a. für den Dienstleistungs- und Logistiksektor entwickelt wurde, bieten Taschen Platz für Arbeitsmittel, Kniepolster, Zubehör sowie privates und dienstliches Mobiltelefon. Einknöpfbare Jackeninnenfutter ermöglichen eine der Witterung entsprechende Temperaturregulierung. Jacken aus dem Funktionsmaterial Softshell bieten Komfort für das Arbeiten im Freien. Paspelierungen aus 3M-Reflexmaterial erhöhen in der Dämmerung die Sichtbarkeit. Die Kombination moderner Farben wie Sahara und Dunkelgrau mit schwarzen Besätzen und auffälligen Kontrastnähten verleiht der Kleidung ein zeitgemäßes Aussehen.
Eben dieses strebt auch Teamdress Stein, Hamburg, mit der leasinggerechten Manstein-Kollektion an. Sportliche Schnitte, funktionelle Taschen, Taschengürtel, auffällige Nähte mit dicken Garnen, moderne Kanvasgewebe und aktuelle Farben werden mit funktionellen Details kombiniert. So sind alle strapazierten Bereiche aus Cordura gearbeitet. Außerdem weist die Kleidung keine außen liegenden Metallteile auf, so dass sie in Baugewerken und Handwerksberufen getragen werden kann. Neu bei den Norddeutschen ist auch die Erweiterung des Schutzkleidungsprogramms. So führt das Unternehmen eine normgerechte Warnkleidung (DIN EN 471) mit und ohne Wetterschutz (DIN EN 343) sowie eine Störlichtbogen-Schutzkleidung im Programm. Die aus Bund- und Latzhose sowie einer Bundjacken bestehende Kollektion erfüllt die Anforderungen hinsichtlich Störlichtbogen (IEC 61482-1-2), Hitze- und Schweißerschutz (DIN EN 531 und 470-1) sowie Antistatik.
Mehrfachschutz der Kleidung ist ein Thema, dem sich auch die HB-Schutzkleidung, Thalhausen, angenommen hat. Indura Ultrasoft heißt das von den Westerwäldern verarbeitete Spezialgewebe aus den USA, das Schutz gegen Störlichtbogen, Hitze und Flammen sowie statische Aufladung bietet. Nach Angaben des Unternehmens ist das Material eine kostengünstige Alternative zu den hochpreisigen Aramidgeweben. Das flammhemmend ausgerüstete, baumwollbasierte Gewebe hat eine hohe Lebensdauer, einen weichen Griff und ein zu vernachlässigendes Schrumpfverhalten. Gleichzeitig wird ein lebenslanger Schutzeffekt garantiert.
Da die persönliche Schutzausrüstung (PSA) auch modisch aussehen soll, wird sie in zeitgemäßen Farbkombinationen angeboten. Das gilt auch für die neue Aluminium-Schweißerschutz-Kleidung. Die aus Vinexgeweben gefertigten Bund- und Latzhosen, Blousons und Hemden, die Schutz gegen flüssiges Aluminium bieten, gibt es in Marine, Grau und Orange. Da zweifarbige Berufs- und Schutzkleidung voll im Trend liegt, hat auch Pionier, Herford, das Standardsortiment um „Active Style“ in den Farbmischungen Rot-Schwarz und Khaki-Schwarz ergänzt. Doch das Unternehmen setzt auf eine weitere Strömung, die sich seit Jahren abzeichnet: Tragekomfort. Als einer der Ersten haben die Herforder leasingfähige Stretchgewebe eingesetzt und zu einer Kleidung mit guter Passform verarbeitet. Seither nimmt der Anteil der elastischen Gewebe weiter zu. Jüngst hinzugekommen sind Multifunktionsjeans aus 98 Prozent Baumwolle und zwei Prozent Elastan, die mit 300 g/m2 Warengewicht robust sind und im Einsatz einiges aushalten dürften. Dazu passend bietet das Unternehmen Jacken im Freizeitlook und funktionelle Jacken für Wind und Wetter an. Denn seit 2006 sind die Herforder Gore-Lizenzpartner.
Um hohen Komfort während der Arbeit geht es auch Nybo Jensen aus Viborg/Dänemark. Zum einen setzen auch die Dänen auf leasingfähige Stretchmaterialien, in denen die Faser Dow XLA verarbeitet wird. So hat das Unternehmen gerade eine Linie von Oberteilen in Karooptik für die Industrie und den Reinigungssektor vorgestellt, die elastisch und dank Nanoausrüstung auch noch pflegeleicht ist. Hinzu kommt eine Kollektion elastischer Jeansgewebe in einer neuen, vorgewaschenen Optik. Zum anderen interpretiert der Konfektionär Tragekomfort auch als Leichtigkeit. So kommen leichtere Waren zum Einsatz, die sich durch ein besseres Trageverhalten in warmen Räumen oder bei schwerer körperlicher Arbeit auszeichnen. Damit die Orientierung für Leasingwäscher leichter wird, hat sich das Unternehmen entschlossen, alle Kollektionsteile nach den Intex-Maßtabellen anzufertigen.
Stretchmaterialien und Komfort sind auch für Ötscher Berufskleidung, Amstetten/Österreich, ein Thema. Allerdings setzt das Unternehmen auch andere, funktionelle Materialien ein. Frisch zur Messe präsentierte das Unternehmen seine geplante Sortimentserweiterung um Coolmax-fresh. Hierbei handelt es sich um eine spezielle feuchtigkeitsregulierende Polyesterfaser, die mit einer zusätzlichen Ausrüstung gegen die Entstehung unangenehmer Gerüche versehen ist. Verarbeitet zu Shirts, schafft das Material überall dort ein angenehmes Arbeitsklima, wo das Personal wegen Hitze oder Bewegung ins Schwitzen kommt.
Ohne Textilien gibt es keine Berufskleidung. Die A+A ist daher auch für die Gewebehersteller eine der wichtigen Messen. So waren auch in diesem Jahr in der Zeit vom 18. bis 21. September namhafte Produzenten vertreten. Kettelhack, Rheine, etwa präsentierte sich nicht nur mit einem neuen Auftritt, sondern stellte eine ganze Reihe von Neuheiten für die Wäschereibranche vor. Profresh und Progreen etwa sind zwei Ausrüstungen, die nach Kundenwunsch auf die Gewebe des Unternehmens aufgebracht werden können. Während die eine aufgrund von Cyclodextrinen schlechten Gerüchen vorbeugt, verhindert die andere die Belästigung durch Insekten. Dadurch ergibt sich ein zusätzlicher Schutz für die Berufskleidung, die bei Arbeiten im Freien getragen wird. Aber bei den Münsterländern werden auch modische Töne angeschlagen. So präsentiert das Unternehmen sein neues Gewebe Twotone-Tex. Das im Bicolorstil gehaltene Gewebe in sechs modernen Basistönen ist für einen edlen Auftritt, etwa im Gastgewerbe gedacht. Denn die eingesetzten hochwertigen Ringspinngarne, in denen das Unternehmen die Zukunft für Berufskleidungsgewebe sieht, verleihen der Qualität einen besonderen Glanz.
Modisch geht es auch bei Lauffenmühle aus Lauchringen zu. Die Linie der Buntgewebe unter „Rebecca Premium“ ist weiter ausgebaut worden. Der Kunde kann nun maximal sechs aus 15 Basisfarben wählen und sich individuelle Karo- oder Streifendesigns abweben lassen. Ab 300 lfm sind die 170 g schweren Mischgewebe aus jeweils 50 Prozent Baumwolle und Polyester erhältlich. Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Unternehmen bei Stretchqualitäten. So wurde die Relax-Linie um ein elastisches Biotecgewebe, also ein dauerhaft antimikrobielles Textil, erweitert. Auch 125 g leichte Hemdenstoffe, die 180 g/m2 schweren Buntgewebe, die in der Gewichtsklasse von 285 g/m2 liegenden Kanvas-Gewebe und ein 215 g/m2 schwerer Satin werden mit einem Anteil an der elastischen Faser Dow XLA produziert. Hinzu kommen noch eine leasingfähige Cordqualität und eine Ripstopware für klassische Berufskleidung.
Ebenfalls elastische Töne schlägt Brennet, Bad Säckingen, an. Das Unternehmen hat leichte, leasingfähige Hemdenstoffe unifarben und gestreift entwickelt, in denen Dow-XLA-Fasern für den gewünschten Stretchkomfort sorgen. Dabei gibt es die Textilien nicht nur auf Basis von Mischgewebe. Auch reine Baumwolle wird mit der Elastomerfaser gemischt. Und damit legen die Süddeutschen den Grundstein für den kommenden Trend, der nach Meinung des Herstellers bei Hemden und Blusen in baumwolllastigen Qualitäten liegen wird. Tragekomfort, Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsmanagement seien bei der Naturfaser überzeugend und dürften bei einer wertigen Ausstattung nicht fehlen. Inducott Royal, ein etwa 125 g/m² leichtes leasingfähiges Hemdengewebe aus reiner Baumwolle, gehört daher zu den neuen Produkten.
Weniger modisch, dafür aber umso technischer, sind die Neuheiten von Carrington aus dem britischen Adlington. Das Unternehmen schickt Multifunktionsstoffe, die eine ganze Reihe von Normen erfüllen, ins Rennen. So stellt das Unternehmen in der Serie Flamestat ein Satingewebe vor, das Hitze- und Flammschutz mit Warnschutz und antistatischen Eigenschaften vereint. Aus derselben Reihe kommt ein Köpergewebe mit 360 g/m2, welches Schutz gegen Hitze, Flammen und statische Aufladung bietet und somit auch für die Schwerindustrie geeignet ist. Neu für die Mietwäscher ist auch ein 330 g schweres Mischgewebe aus 88 Prozent Baumwolle und 12 Prozent Polyamid. Das Material, mit dem man sich auf die kommende Flut europäischer Normen vorbereitet, besitzt nach Unternehmensangaben nicht nur gute Wascheigenschaften – der Waschkrumpf liegt bei unter 1,5 Prozent. Es zeichnet sich auch durch eine sehr klare Warenstruktur aus.
Neue Multifunktionsgewebe waren auch bei Tencate aus dem niederländischen Nijverdal zu sehen. Mit Tecopro BG 9500 stellte das Unternehmen ein leuchtgelbes Textil vor, das nicht nur Warnschutzeigenschaften besitzt, sondern auch Schutz gegen Hitze und Flammen, Chemikalien, Störlichtbogen und Statik bietet. Außerdem präsentierte das Unternehmen mit Tecashield Defender-M eine preisgünstige Alternative im Bereich Flammschutz. Ganz neu im Programm der Holländer sind Denimgewebe. Diese Stoffe sind in erster Linie für Berufs- und Profilkleidung gedacht und runden Tencates Angebot für diesen Bereich weiter ab.
Funktionstextilien wurden auch bei Klopman gezeigt. Neu in der Showstar-Linie ist ein leasingfähiges, leuchtgelbes Mischgewebe aus 65/35 Prozent Polyester/Baumwolle für Warnkleidung, das seinen Stretchcharakter ausschließlich aus der speziellen Gewebebindung bezieht. Eine Ergänzung gab es auch für die Serie Coverstat. Ein 160 g/m2 leichtes und in sieben Farben erhältliches Hemdengewebe aus 59 Prozent Baumwolle, 40 Prozent Polyester und ein Prozent Carbonfaser rundet das Programm für antistatische Gewebe (DIN EN 1149) ab. Das Gewebe „Aerocool“ der Gewichtsklasse 210 g/m2 besteht aus 39 Prozent Baumwolle und 61 Prozent der speziellen Polyesterfaser Aerocool (Hyosung), die ein gutes Feuchtigkeitsmanagement bietet. Damit wird Berufen mit körperlicher Belastung ein Material mit kühlendem Effekt geboten.
Es gab aber nicht nur Neues auf der A+A. Einige Unternehmen, darunter W.L. Gore (Putzbrunn), Trans-Textil (Freilassing),
Thermotex (Schutterwald) oder Reimold (Sindelfingen) nutzten die Düsseldorfer Messe in erster Linie zur Präsentation der Unternehmensstärken, zur Pflege von Kundenkontakten und zum Aufbau neuer Geschäftsverbindungen. Und dank der gestiegenen Besucherzahlen dürfte sich das Engagement der Aussteller gelohnt haben. Anlass zu dieser Hoffnung gibt die positive Bewertung der Messe durch die ausstellenden Unternehmen. Denn dank des neuen Images bekommt die Berufskleidung wieder neue Impulse und schaut positiv nach vorne. So wird die Kleidung immer funktioneller und moderner, ist kaum mehr von Sports- oder Streetwear zu unterscheiden und daher für junge Zielgruppen interessant. Zudem ziehen neue Farben in die Kleidung ein, was den Abschied vom Blaumann einläutet. Ausgestattet mit vielen Taschen und Details, in modernen Schnitten gehalten und mit passenden Shirts aus funktionellen Materialien kombiniert, unterscheidet sich die Berufskleidung nur noch durch ihre besondere Haltbarkeit von klassischer Kleidung. Es scheint daher nur noch eine Frage der Zeit, wann die Bekleidung für die Arbeit auch im Sport-Fachgeschäft zu bekommen ist. Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach