Anlässlich des Verbandstags in Frankfurt am 25. November 2006 und der Neuwahl des Präsidiums wendet sich Friedrich Habermeyer an die Delegierten und Mitglieder des DTV. Er lässt die Arbeit des bisherigen Präsidiums Revue passieren und diskutiert die Aufgaben, die sich in der nächsten Amtsperiode bis 2009 dem neuen Präsidium stellen.
Der DTV: Kontinuierlich dynamisch
EEFür den 2005 in Ruhestand gehenden Hauptgeschäftsführer Helmut Strohm musste ein Nachfolger gefunden werden. Dies ist mit Dr. Volker Schmid geglückt. Die Nachfolgeregelung war nicht nur eine einfache personelle Frage, sondern es musste auch die Zusammenarbeit mit dem Büro Dr. Schmids in Stuttgart und der Geschäftsstelle in Bonn neu organisiert werden. Mit Heike Fritsche haben wir eine bewährte ehemalige Mitarbeiterin wiedergewinnen können, die als Leiterin der Informationsstelle für Unternehmensführung hervorragend in Bonn die Regie führt. Mit Doris Loebach (Buchhaltung), Viola Frey (Assistentin von Dr. Volker Schmid) und RA Winfried Maier (Ansprechpartner bei juristischen Fragen) und Mara Sola aus dem Sekretariat in Bonn stehen uns weitere bewährte Kräfte zur Seite, begleitet von der Erfahrung unseres „grauen Panthers“ Helmut Strohm.
Die DTV-Mitglieder und Fördermitglieder haben in beiden Geschäftsstellen kompetente Ansprechpartner in allen Fachfragen. Zusätzlich bietet der DTV derzeit Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen, um nur eine der vielen Verbandsaufgaben zu nennen, die der DTV erfüllt.
Die TATEX ist seit Gründung des DTV vor nunmehr 30 Jahren die Tarifpolitische Arbeitsgemeinschaft Textilreinigung im Deutschen Textilreinigungs-Verband. Im Jahr 2004 musste eine Richtungsentscheidung für den weiteren Fortgang der Tarifpolitik des Verbandes getroffen werden: der Aufbau einer eigenen, mittelständischen Tarifposition.
Die Entscheidung und der neu eingeschlagene Weg waren kompliziert und haben enorm viel Anstrengung gekostet. Die neue TATEX hat mittlerweile mehr Tarifmitglieder als die bis 2002 in der Tarifgemeinschaft mit Intex verbundene TATEX. Der starke Zuspruch zu dem angebotenen Tarifregelwerk (welches meines Erachtens viel stärker auf die speziellen Belange des Gewerbes eingeht) gibt der Entscheidung Recht. Ohne diese Entscheidung wäre der DTV – nach dem Zerbrechen der Tarifgemeinschaft mit Intex – kein Arbeitgeberverband mehr gewesen, was er aber satzungsgemäß sein muss. Insofern war dieser Schritt alternativlos.
Es wurde eine DTV-eigene Wirtschaftsgesellschaft gegründet, die Europäische Textilreiniger-Wirtschafts-Gesellschaft – ETWG mbH.
Diese bietet entgeltliche Leistungen für die Mitgliedsbetriebe an. Ab 1. Januar 2008 wird sie erstmals von Hohenstein die Geschäftsführung der EFIT übernehmen. Bis dahin wird es eine 2jährige Übergangsphase geben, in der gemeinsame Projekte, Kooperationen und eine gemeinsame Führung der EFIT erfolgen. Die Haushaltssanierung des DTV ist erfolgreich abgeschlossen. Die vom vorherigen Präsidium eingeleitete finanzielle Stabilisierung des DTV wurde entschlossen zum Abschluss gebracht. Das ging nicht ohne Härten ab und war sicherlich nicht immer nur „vergnügungssteuerpflichtig“. Ein ausgeglichener Haushalt ist aber einfach die Voraussetzung für solides Handeln des Bundesverbandes. Solidität war immer ein Markenzeichen dieses Präsidiums. Der Vermietungsstand des Hauses in Bonn wurde jüngst optimiert, nunmehr ist selbst der Sitzungsraum zu den Zeiten entgeltlich vermietet, in dem er vom DTV nicht gebraucht wird. Alle Einnahmereserven sind erschlossen, alle möglichen Einsparpotenziale realisiert.
In der nun abgelaufenen Amtszeit des Präsidiums ist der DTV wieder deutlich stärker geworden, sowohl bei den mittelständischen Wäschereien/Textilserviceunternehmen als auch bei den Textilreinigern. Fast die Hälfte der 1999 ausgetretenen Textilserviceunternehmen ist mittlerweile wieder Mitglied im DTV.
Der Mitgliederzuwachs im Reinigungs- wie auch im Wäscherei-/ Textilservicebereich ist besonders wichtig, denn der DTV bekennt sich ausdrücklich zur organisatorischen Gemeinsamkeit in der Vertretung des gesamten Textilreinigungsgewerbes (in allen Segmenten). Das gemeinsame Berufsbild hängt davon ab und vor allem der Erfolg einer guten Lobbyarbeit im öffentlichen Raum. Nur die Gemeinsamkeit der vielen Firmen hat es dem DTV erlaubt, in den beiden AVE-Auseinandersetzungen mit Intex/der IG Metall das öffentliche Interesse der Branche klar zu definieren und insofern seine Position durchsetzen zu können. Es ist im ersten Moment verführerisch, sich nur auf ein Segment zu spezialisieren, doch der Preis dafür ist die Wirkungslosigkeit im öffentlichen Raum.
Außerdem bietet der DTVfür grundverschiedene Mitgliedstypen das jeweils passgenaue Programm. Die eben beschriebenen Gemeinsamkeiten können auch Nachteile haben. Wer wollte das verschweigen? Wenn wir ehrlich sind, haben ein Textilserviceunternehmen mit 500 Mitarbeitern und die inhabergeführte Ladenreinigung in der City wenig bis keine Gemeinsamkeiten in der Facharbeit des Verbandes. Der verbandliche Zusammenhalt in einer Organisation ist aus den vorher genannten Gründen trotzdem sinnvoll. Um die Facharbeit im Profil zu schärfen, müssen die Mitgliedsbetriebe dafür unterschiedliche Foren bekommen. Das führt nunmehr direkt zu den Aufgaben, die das nächste Präsidium zu schultern haben wird. Die großen strukturellen Änderungen sind geleistet, aber diese müssen noch mit Leben ausgefüllt werden. Das wird die Verbandsarbeit der nächsten Jahre bestimmen.
Das Präsidium hat im Frühjahr dieses Jahres beschlossen, für die mittelständischen Wäschereien und Textilserviceunternehmen ein „Forum Textilservice“ einzurichten. Das wird die Facharbeit für dieses Segment organisieren und tragen. Es sind primär alle TATEX-Mitglieder sowie die weiteren interessierten DTV-Mitgliedsunternehmen zur Mitarbeit angesprochen.
Die seither dezentrale DTV-Organisation wird aufgabengerecht flexibilisiert. Es soll für die Reiniger eine möglichst einheitliche Branchenvertretung geschaffen werden. Alle Synergien, die sich daraus ergeben können, müssen in den nächsten Jahren erschlossen werden. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit allen Branchenteilnehmern angestrebt, einschließlich aller Zulieferanten.
Der Markt der Reiniger ist meist lokal eng begrenzt (10 bis 20 km Radius um einen Standort). Der Markt der mittelständischen Wäschereien/Textilserviceunternehmen ist erheblich weiter gesteckt. Das hat Auswirkungen auf die Arbeit und Wirkung der Landesverbände und Innungen. Dem ist organisatorisch zu begegnen.
Neue Aufgaben – Lösemitteldiskussion und staatliche Lohndiktate:
KVon interessierter Seite wurde versucht, eine neue Lösemitteldiskussion anzuzetteln, um eigene wirtschaftliche Vorteile daraus zu ziehen. Es wird und sollen auch in Zukunft von Verbandsseite neue Reinigungsverfahren unterstützt und aktiv gefördert werden. Dem Fortschritt ist eine Gasse zu bahnen, aber eben nur dann, wenn ein wirklich besserer Weg erkennbar ist.
KIn den Tariffragen hat der DTV derzeit eine klare Position, was die AVE (Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Tarifvertrages) angeht. Eine AVE auf der Basis des Intex-/IG-Metall-Tarifvertrages wird auch in der Zukunft abgelehnt. Die Branche verkraftet keine „Metalltarife“. Eine ausgewogene Tarifpolitik für den Dienstleistungsbereich ist hier angesagt. Die Abteilung „ewige Wahrheiten“ ist seit dem Ende des Kommunismus geschlossen, das Dialektikprinzip löst sich in „Versuch und Irrtum“ auf.
KDer DTV bringt sich in die Regelungsdiskussion um staatliche Mindestlöhne ein. Es muss immer wieder geprüft werden: Was ist sinnvoll, was ist im Interesse unserer Mitgliedsbetriebe? Pragmatisches Handeln (griechisch: Pragma = die Tat) zum jeweiligen Vorteil hat Vorrang vor vermeintlichen ideologischen Positionen. Es stehen sich in der jetzigen Bundesregierung zwei Positionen gegenüber. Konkret heißt das: keine staatlichen Mindestlöhne oder aber ebensolche.
Bei allgemein gültigen Branchenlöhnen entfallen staatliche Lohnvorgaben. Hier wäre die Position zur AVE zu überdenken. Im Falle, ein Textilreinigungsbetrieb beansprucht die staatliche Teilsubvention eines Kombilohnes, muss die jetzige Position des DTV, die Reinigungen aus dem Geltungsbereich des Tarifvertrags herauszulassen, überdacht werden. Durch die sich ändernden staatlichen Rahmenbedingungen müssen Positionen immer flexibel überdacht und eventuell angepasst werden. Das Präsidium stellt sich geschlossen zur Wiederwahl, ergänzt um den EFIT-Vorsitzenden Friedrich Eberhard. Als Hospitant soll der AKJ-Vorsitzende im Präsidium mitarbeiten. Ich bitte die Delegierten um einen Vertrauensbeweis für dieses Präsidium, unter Würdigung der in den letzten Jahren erbrachten Leistungen.
Eines noch zum Schluss: Alle erfolgten Strukturänderungen wurden ohne teure Gutachten durchgeführt. Dieses Präsidium hat das getan, weshalb es gewählt wurde: Erfolgreich zu führen! Deshalb sollte es meines Erachtens weiter Ihr Vertrauen erhalten.
Meine zweite und letzte Präsidentschaft wird enden, bevor die des neuen Präsidiums abläuft. Ich wünsche mir, dass einer der Präsiden als neuer Präsident zur Verfügung steht. Meine Vorstellungen von den neuen Strukturen sind nunmehr weitgehend umgesetzt. Die Aufgabe des im November neu zu wählenden DTV-Präsidiums ist es dann, diese mit Leben und Arbeit zu erfüllen. Im Herbst 2007 wäre es dann eine gute Zeit, für mich zu gehen. F
Brake, Oktober 2006
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Friedrich Habermeyer