Vor Ort:Wandel vom Händler zum Hersteller Die Handschrift des Inhabers

Löning Hospitex, Hamburger Ausstatter für das Gesundheitswesen, hat seine Strategie an die geänderten Marktbedingungen angepasst. Der Wandel vom Händler zum Hersteller von Berufskleidung und Spezialtextilien ist geglückt und beschert dem Unternehmen ein kontinuierliches Wachstum.

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    Das Team von Löning und MIP vor dem Gebäude in Rossau.Foto:Löning Hospitex
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    ObenGuido Töpfer begleitet bei Löning Hospitex seit 2004 den Wandel vom Händler zum Hersteller.Fotos:SAK
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    LinksEine spezielle Software ermöglicht eine optimale Stoffausnutzung.
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    RechtsVom Zuschnitt bis zur Konfektion sind die Arbeitsabläufe effizient.

Die Handschrift des Inhabers

EELöning Hospitex ist in der Wäschereibranche seit Jahrzehnten als Händler bekannt, der komplette textile Lösungen für das Gesundheitswesen anbietet. Weniger bekannt hingegen ist, dass sich das im Jahr 1922 als Handelshaus für Ordenskleidung gegründete Unternehmen inzwischen zum Produzenten eigenständiger Sortimente und Produktlinien für den Gesundheits- und Pflegemarkt gewandelt hat. Begonnen hat diese Veränderung mit der Übernahme des Konfektionsbetriebs Smart Textil im sächsischen Hainichen. Die Näherei, die seit dem Fall der Mauer eine enge Geschäftsbeziehung mit Löning verband, wurde im Jahr 1995 in das Unternehmen eingegliedert – allerdings nicht ohne Ortswechsel. Der Inhaber Peter Löning hatte erkannt, dass eine effektive Fertigung in Deutschland nur mit optimal gestalteten Arbeitsabläufen möglich ist. Er beauftragte daher das Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland in Greiz mit der Planung der idealen Näherei. Ein halbes Jahr später konnte diese im benachbarten Rossau mit der Produktion beginnen. Und da die Prozessoptimierung ein kontinuierlicher Prozess ist, wird der Konfektionsbetrieb auch weiterhin von dem Institut begleitet, wenn es um Effizienzsteigerung und Produktionsverbesserung geht. Mit der Übernahme der Näherei stiegen die Hanseaten in die Herstellung von Berufskleidung ein, während Textilien wie Bettunterlagen oder Bettwäsche weiterhin Handelsprodukte blieben. Doch auch hier hat sich etwas geändert. Aufbauend auf einer langjährigen Geschäftsbeziehung zwischen dem Hamburger Unternehmen und dem kanadischen Textilhersteller MIP/Montreal schlossen sich die beiden Firmen im Jahr 2004 zusammen. Damit ist der Verbund nun in der Lage, für das Gesundheitswesen eine breite Palette unterschiedlichster Artikel in eigener Regie herzustellen.

Und tatsächlich tragen immer mehr Produkte die Handschrift der Inhaber. So hat Löning Anfang des Jahres zur Altenpflege-Messe in Hannover die erste eigene Berufskleidungskollektion vorgestellt. Sie zeichnet sich nach Auskunft des Hamburger Geschäftsführers Guido Töpfer durch besondere Merkmale aus. „Bevor wir in die Kollektion eingestiegen sind, wurden alle Schnitte gründlich überarbeitet und angepasst, so dass wir mit Stolz sagen können, dass unsere Berufskleidung immer richtig sitzt. Außerdem haben wir neue, modische Teile mit in unser Sortiment aufgenommen, um auch dem zunehmenden Modebewusstsein in den Pflegeberufen gerecht zu werden.“ Der Grundlagenarbeit folgte ein strategischer Aufbau der Kollektion. „Unser gesamtes Berufskleidungssortiment fußt auf einem Baukastenprinzip. Wir haben Grundmodelle geschaffen, die modular verändert werden können. Das gibt unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Vorstellungen schnell und unkompliziert in eine eigene Kollektion umzusetzen.“

So kann sich etwa eine 5-Pocket-Damenjeans ganz einfach in eine Capri- oder eine Cargohose verwandeln, und zwar ohne dass ein neuer Schnitt entwickelt werden muss. Auf diese Weise lässt sich sogar bei der Linienführung der Kleidung das Corporate Design eines Betriebs umsetzen. Das Baukastensystem ermöglicht außerdem die freie Gestaltung der Kleidung hinsichtlich Farben, Mustern und Materialien. Grundsätzlich bietet das Unternehmen ein Farbkonzept auf der Basis von sechs Farbtönen an: drei gedeckte (Weiß, Hellblau und Pacific) und drei modische (Petrol, Kirschrot und Apfelgrün). Auf Wunsch kann jedes Bekleidungsteil auch in einer anderen Farbe, Muster oder Material gefertigt werden – Hauptsache, die Textilien sind industriell waschbar. Diese Voraussetzung erfüllen alle von dem Hersteller eingesetzten Qualitäten: Die Vichy-Karos, die Unifärber, die Seersucker-Qualitäten oder die super elastischen Stoffe stammen aus Deutschland und erfüllen höchste Ansprüche an die Industriepflege. „Das gilt selbstverständlich auch für unser OP-Mehrwegsystem. Für die Herstellung der OP-Mäntel und Abdecktücher werden nur Mikrofaser-Materialien und Laminate verarbeitet, die die Einhaltung der Europa-Norm EN 13795zu jeder Zeit erfüllen“, ergänzt Töpfer. Auch die in Montreal gefertigten flachen Textilien wie Bettwäsche, Lätzchen oder Bettunterlagen entsprechen in jeder Hinsicht den hohen Anforderungen der Wäschereien, und zwar weltweit. „In Europa wie auch in Amerika werden Mehrwegprodukte gebraucht, die auf einfache Weise und mit geringen Prozesskosten bearbeitet werden können. Diese Triebfeder führt zu einer ständigen Weiterentwicklung unserer Sortimente.“ Jüngst hervorgebracht hat der deutsch-kanadische Unternehmensverbund ein neuartiges Jersey-Laken, das ohne Gummizüge auskommt. Dieser Artikel ist für Wäschereien aus mehreren Gründen besonders attraktiv. Das Handling ist besonders einfach, da die Laken aufgrund ihrer speziellen Konstruktion auf fast alle Matratzen passen. Nach dem Waschen können sie direkt im Tumbler getrocknet werden. Alternativ lassen sie sich aber auch mangeln und in einer Faltmaschine automatisch zusammenlegen. Das erspart Arbeitszeit. Gleichzeitig verringern die fehlenden Gummizüge das Gewicht des Bezugs, wodurch die Prozesskosten sinken. Und außerdem können die empfindlichen Gummis – da sie gänzlich fehlen – durch die extremen Bedingungen einer industriellen Wäsche nicht mehr zerstört werden, weshalb ein aufwändiger Austausch entfällt. Die Lebensdauer der Laken wird damit gesteigert.

Diese Argumente überzeugen nach Aussage des Herstellers Wäschereien rund um den Globus und haben dem neuen Jersey-Laken zu einem echten Siegeszug verholfen.

Die Entwicklung neuer, wirtschaftlicher Mehrwegartikel für das Gesundheitswesen wird bei den beiden Partnerunternehmen auch zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen. Töpfer erklärt die Beweggründe: „Wir haben festgestellt, dass viele Wäschereien inzwischen den direkten Kontakt mit dem Hersteller suchen. Das versetzt uns in die Lage, den Kunden und seine Probleme zu verstehen und ihm neben einer kompetenten Beratung auch die passende Lösung anzubieten. Und dafür wiederum ist eine kontinuierliche Entwicklungsarbeit unerlässlich.“ Mit diesem klaren Ziel vor Augen sieht Löning Hospitex optimistisch in die Zukunft – und der zweistellige Umsatzzuwachs im vergangenen Jahr hat die Vision der Hamburger bereits bestätigt. FDipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach