Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung DITF-Jubiläumsfeier: Vom Molekül bis zum fertigen Produkt

"Let’s celebrate the textile future": Unter diesem Motto trafen sich im Februar 2022 in Stuttgart mehr als 300 Gäste, um mit den Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) zu feiern: 100+1 Jahre Textilforschung.

Professor Michael R. Buchmeiser, Vorstandsvorsitzender der DITF, bei seiner Begrüßungsrede. - © DITF

Wie so viele Ereignisse musste auch die Jubiläumsfeier der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) verschoben werden. Und so waren es im Februar 2022 eben 100+1 Jahre Textilforschung, die gefeiert wurden. Unter dem Motto "Let’s celebrate the textile future" trafen sich über 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Beschäftigte der DITF im Haus der Wirtschaft in Stuttgart.

Zur Begrüßung nahm ein Jubiläumsfilm die Zuschauer mit auf eine Zeitreise und zeigte Impressionen von der Gründung des Deutschen Forschungsinstituts für Textilindustrie in Reutlingen-Stuttgart bis zu den heutigen Technika und Laboren des modernen Forschungszentrums in Denkendorf. Hier fanden sich ab den 70er Jahren alle Forschungsbereiche zusammen: von der Chemie über den Maschinenbau, die Verfahrenstechnik zu den Wirtschaftswissenschaften.

Produkt- und technologieorientierte Innovationen

"Der Anspruch der Gründerväter - die konsequente Anwendungsorientierung - kennzeichnet bis heute die Denkendorfer Textil- und Faserforschung", erklärte DITF-Vorstandsvorsitzender Professor Michael R. Buchmeiser in seiner Begrüßungsrede. "Mit produkt- und technologieorientierten Innovationen entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette – vom Molekül bis zum fertigen Produkt – unterstützen wir bis heute die Wirtschaft und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Standortsicherung."

Die Bedeutung der Denkendorfer Textilforschung für alle Zukunftsthemen unterstrichen die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und die Parlamentarische Staatsekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Dr. Franziska Brantner. Dr. Brantner, die live aus Berlin zugeschaltet war, lobte die DITF dafür, sich immer wieder neu zu erfinden und neu zu entdecken. Damit trage das Forschungszentrum wesentlich dazu bei, Digitalisierung und Klimaschutz zusammenzubringen.

"Ist die Zukunft schwarz?"

Für die Festvorträge konnten Dr. Antje von Dewitz (VAUDE), Professor Klaus Müllen (Max-Planck-Institut für Polymerforschung) und Peter Dornier (Lindauer Dornier) gewonnen werden. Alle drei widmeten sich zentralen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung. "Ist die Zukunft schwarz?" lautete beispielsweise die Frage, der Professor Müllen nachging. Gemeint waren die vielfältigen Beiträge, die Kohlenstoffmaterialien und Kohlenstoffstrukturen für Innovationen leisten können – von der nachhaltigen Energiegewinnung bis zur personalisierten Medizin. Er plädierte dafür, interdisziplinär zu forschen und Wissenschaft und Industrie zusammenzubringen. In beiden Bereichen seien die DITF bewährte Brückenbauer.

Weberei als Basis der digitalen Transformation

Peter Dornier verblüffte mit der Erkenntnis, dass das Thema Digitalisierung beim Weben nichts Neues sei, weil das Gewebe das digitale Produkt schlechthin darstelle. Es gehe immer um die beiden Varianten, ob der Schussfaden über oder unter dem Kettfaden geführt wird. Diese Information habe Joseph-Marie Jacquard schon Anfang des 19. Jahrhunderts auf Lochkarten gestanzt und damit komplexe Gewebemusterungen erstellt. Er inspirierte die Mathematik, mit der gleichen Methode algebraische Gleichungen durch Nullen und Einsen digital zu lösen. Damit sei die Weberei die Basis der digitalen Transformation.

Auch der Moderator der Jubiläumsveranstaltung steht für packend erklärte Wissenschaft. "MrWissen2go" Mirko Drotschmann, bekannt durch YouTube und aus verschiedenen Wissenschaftssendungen im Fernsehen, führte durch das abwechslungsreiche Programm. Und statt Give Aways errichten die DITF einen textilen Nebelfänger in Peru und unterstützen damit ein Projekt der WasserStiftung.