Waschmittel dosieren Dosiersysteme in der Textilpflege: Nicht mehr und nicht weniger

Die Unterschiedlichkeit von Wäscheposten birgt bei einer manuellen Zudosierung von Wasch- und Hilfsmitteln ein Risiko: Die Produkte können verwechselt werden und den Wäscheposten dadurch beschädigen. Bei einer automatischen Zufuhr der richtigen Produkte und Mengen durch Dosieranlagen wird die Aufbereitung der Textilien hingegen sicherer, sauberer und wirtschaftlicher.

Kreussler Dosiertechnik
Zum Service von Kreussler gehört beispielsweise die Überprüfung einer EASY Dosieranlage beim Kunden. - © Kreussler/Frank Widmann

In einer Wäscherei werden in Waschschleudermaschinen die unterschiedlichsten Textilien bearbeitet. Diesen sind entsprechende Waschverfahren zugeordnet, die auf die jeweiligen Materialien, den Verschmutzungsgrad der Textilien, die Hygieneanforderungen, Zusatzausrüstungen und andere Parameter abgestimmt sind. Bei einer richtigen Handhabung ist mit einem guten Waschergebnis zu rechnen.

Eine Verwechslung bei der Auswahl des Waschprogramms oder eine Zudosierung falscher Wasch-, Hilfs- und Imprägniermittel kann hingegen den gesamten Posten in Nachwäsche verwandeln oder sogar vollständig ruinieren. Um einen solchen "Worst Case" zu vermeiden, empfehlen Hersteller von Waschmitteln und Waschmaschinen daher die Installation von Dosieranlagen. Diese können zwar die falsche Wahl eines Pflegeprogramms nicht korrigieren. Sie sorgen aber für dessen genaue Einhaltung: Es werden die richtigen Waschmittel zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge zugegeben.

Dosiersysteme in der Textilpflege: Rechnet sich und ist umweltfreundlich

Wenn der textile Waschposten, das Waschverfahren und die Waschmittel(mengen) übereinstimmen, kann der Betrieb mit einer optimalen Wäschepflege rechnen. Da durch eine Dosieranlage die Waschsubstanzen nicht vertauscht oder unter- bzw. überdosiert werden können, entsteht weniger Nachwäsche und die Textilien stehen pünktlich zur Abholung bereit.

Die Einhaltung der richtigen Parameter bedeutet gleichzeitig Kosteneinsparungen. Diese treten durch die Vermeidung von Überdosierungen und einem damit einhergehenden niedrigeren Waschmittelverbrauch ein. Denn während bei einer händischen Dosierung häufig das Motto "Viel hilft viel" zu gelten scheint, dosieren automatische Systeme nur die vorgesehenen Volumina der Wasch- und Waschhilfsmittel zu. Dadurch entsteht ein weiterer, indirekter Kostenvorteil für die Betriebe: Dank der "richtigen" Pflege werden die Textilien geschont, die Lebensdauer verlängert und die Häufigkeit von Neuanschaffungen verringert.

Burnus Professional
Burnus Professional plant, baut, installiert und wartet auch sehr komplexe Dosieranlagen für Wäschereien. - © Burnus Professional

Ein sparsamer Einsatz von Waschsubstanzen führt aber nicht nur zu einem finanziellen, sondern auch zu einem ökologischen Schonprogramm. Betriebe, die sich nachhaltig positionieren und eine umweltbewusste Dienstleistung anbieten, können mithilfe von Dosieranlagen die Verbrauchsmengen der Chemikalien optimal steuern und dadurch die Abwasserbelastung vermindern.

Die richtige Menge

Die positiven Effekte einer automatischen Dosierung stehen und fallen mit der Beladung einer Waschmaschine. Denn wenn das Gewicht des Waschpostens und die Waschmittelmengen nicht aufeinander abgestimmt sind, kommt es entweder zu einer Über- oder einer Unterdosierung. Diese Problematik wirkt sich in Waschstraßen, denen üblicherweise Posten mit gleichartigem Gewicht zugeführt werden, kaum aus. In Waschschleudermaschinen sind die Effekte hingegen deutlich größer. Electrolux Professional hat in Waschmaschinen der Line 6000 daher ein Wiegesystem integriert, das die tatsächliche Beladung ermittelt und das Postengewicht an die verbauten Maschinensteuerungssysteme (Compass Pro oder Clarus Vibe) weitergibt. Diese berechnen die benötigte Menge an Wasser und Waschchemie und geben die Daten an die zur jeweiligen Steuerung dazugehörigen Dosieranlagen weiter. Auf diese Weise vermeidet ein Betrieb die Überdosierung teurer Ressourcen und spart die Kosten dafür ein.

Electrolux Professional Line 6000
Electrolux Professional bietet ein Plug & Play Dosiersystem an, das mit der in der Waschmaschine verbauten Wägetechnik kommuniziert und eine auf das reale Wäschevolumen abgestimmte Chemikalienmenge zudosiert. - © Electrolux Professional

Sichere Prozesse mit Dosieranlagen

Darüber hinaus ermöglichen moderne Dosieranlagen die Dokumentation der bearbeiteten Wäscheposten. Über Kommunikationsschnittstellen, die Seitz (Kriftel) in seinen professionellen Anlagen vorsieht, lassen sich automatische Dosierprotokolle erstellen. Diese sind vor allem in hygienerelevanten Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der Lebensmittelproduktion wichtig, denn sie bringen Transparenz in den gesamten Prozess.

Eine weitergehende Verbesserung, die beispielsweise die zentralen Multi-Dosiersysteme von Saier Dosiertechnik (Freiburg/Gundelfingen) bieten, fordern verschiedene Waschmittel an und dosieren diese zentral an verschiedene Waschmaschinen und dokumentieren dabei genau die Dosierschritte und Verbräuche welche auch zur Fernwartung zur Verfügung gestellt werden. Solche modernen Dosierlösungen mit Softwarevorteilen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, da sie dazu beitragen, die Qualitätskontrolle zu erhöhen und dabei noch helfen, Kosten zu sparen.

Neuartige, datengestützte Analysen und Auswertungen machen außerdem Optimierungspotenziale sichtbar und Kosten transparent: Basierend auf den Erkenntnissen im laufenden Betrieb, wo die Verbrauchswerte kontinuierlich erfasst werden, kann eine Feinjustierung der einzelnen Dosierprogramme vorgenommen werden. Außerdem schaffen sie die Grundlage für eine Fernwartung, die zu einer spürbaren Verringerung des Wartungsaufwands führt.

Stahl Pumpenwagen
Dosieranlagen sämtlicher Waschmittellieferanten harmonieren Angaben des Unternehmens zufolge mit der Waschtechnik von Stahl Wäschereimaschinenbau. - © Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau

Saubere Handhabung

Eine automatische Zuführung von Wasch- und Waschhilfsmitteln bringt Sicherheit und Ordnung in jede Waschküche. Da professionelle Chemikalien hochkonzentriert und zum Teil als Gefahrstoff eingestuft sind, raten die Hersteller, solche Mittel zum Schutz der Benutzer über eine Dosieranlage zuzuführen und von einer manuellen Dosierung abzusehen. Auch im Betrieb erweist sich die Handhabung einer Dosierstation als sicherer: Leere Produktbehälter lassen sich einfach gegen volle austauschen und an die Pumpen anschließen. Der Kontakt der Mitarbeiter mit den Waschsubstanzen reduziert sich dadurch ebenfalls auf ein Minimum.

Buzil Dosieranlage
Buzil Dosieranlagen rechnen sich ab einer Waschmaschinengröße von 10 Kilo oder einer jährlichen Durchflussmenge von 450 Litern Waschmittel. - © Buzil

Bei der Wahl einer Dosieranlage sollten Unternehmer darauf achten, dass sich die Behälter vollkommen leer pumpten lassen. Miele hat hierfür eine praktische Lösung geschaffen: Auf einem verfahrbaren Gestell gibt es leicht nach vorne geneigte Abstellmöglichkeiten für die Chemikalienbehälter, dank derer eine vollständige Entleerung der Gebinde möglich ist.

Platz sollte in der kleinsten Waschküche sein

Bei einem Kanistertausch ist darauf zu achten, dass den Beschäftigten genügend Platz zur Verfügung steht, damit sie sich frei bewegen können. Dabei erweisen sich insbesondere die für kleinere Wäschereien angebotenen Dosieranlagen als vorteilhaft: Sie sind kompakt und werden üblicherweise an der Wand montiert. Für Räumlichkeiten mit beengten Platzverhältnissen bieten einige Hersteller auch Dosieranlagen auf Rollen an, die es für einzelne Maschinen und auch für Mehrfachdosierungen gibt. Der Bewegungsradius solcher Systeme ist dennoch eingeschränkt, denn die Verbindung der Chemikalienschläuche zu den Maschinen muss permanent bestehen bleiben. Immerhin erlauben solche Dosiersysteme aber eine leichtere Zugänglichkeit zu Pumpen und Chemikalienbehältern.

ECOLAB Dosiersysteme
Die hochkonzentrierten Aquanomic Waschmittel in Blockform von Ecolab sorgen über die Dosierung in einem geschlossenen System für erhöhte Anwendersicherheit. - © Ecolab
Christeyns Waschmaschine mit Dosieranalge
Auch für kleine Wäschereien kann sich die Anschaffung einer kompakten Dosieranlage lohnen. - © Christeyns

Räumliche Gegebenheiten beachten

Bei der Planung einer Dosierstation sind unter anderem behördliche Vorgaben zu beachten. In manchen Regionen ist die Unterbringung der verwendeten Chemikalien in einer Auffangwanne gefordert. Diese müssen ausreichend groß gestaltet sein, um neben den im Gebrauch befindlichen Kanistern auch Austausch-Gebinde unterzubringen und gleichzeitig das Gesamtvolumen der gelagerten Chemikalien aufzufangen. Dementsprechend kann die Höhe des Wannenrands zum Hindernis werden: Um Behälter in die Wanne heben zu können, sollte daher eine Hebehilfe vorhanden sein oder kleinere Gebinde gewählt werden.

Bei der Raumplanung für die Unterbringung der Dosieranlage müssen Unternehmer geltende Vorschriften an die Bodenbeschaffenheit sowie das Vorhandensein einer Be- und Entlüftung beachten. Letztlich dürfen auch ein Wasser- und Stromanschluss sowie ein Bodenablauf und ein Waschbecken nicht fehlen.

Dosieranlage auch für kleinere Maschinen

Auch wenn eine Dosieranlage durch vielfältige Vorteile überzeugt, stellt sich in kleineren Wäschereien die Frage, wann sich deren Anschaffung lohnt. Die Anbieter machen dazu unterschiedliche Angaben. Buzil (Memmingen) hat berechnet, dass sich die Installation ab einer Waschmaschinengröße von 10 kg oder ab einer jährlichen Durchflussmenge von 450 Liter Waschmittel rechnet. Burnus Professional (Steinau a. d. Straße) weiß aus Erfahrung, dass die Anschaffung einer Dosieranlage schon bei drei angeschlossenen Waschschleudermaschinen mit einer Nennbeladung ab 15 kg lohnenswert sein kann. CHT (Tübingen) geht davon aus, dass eine Dosieranlage für jede auch noch so kleine Wäscherei eine gute Lösung ist. Diese Meinung teilt auch Christeyns (Offenburg), ergänzt aber, dass neben den Kosten für die Anlage Unternehmer auch betriebsinterne Parameter bei der Entscheidung pro oder contra Automatisierung berücksichtigen sollten.

Büfa bietet Einzeldosieranlagen für einzelne oder Zentraldosieranlagen für mehrere Waschmaschinen an. - © Büfa

Die wichtigste Voraussetzung für eine Dosieranlage ist allerdings die in der Waschmaschine verbaute Technik, fügt Büfa (Oldenburg) hinzu. So muss die Maschine über entsprechende Dosierplatinen und -anschlüsse verfügen, ohne die eine automatisierte Zufuhr der Chemikalien überhaupt nicht möglich ist.

In puncto Maschinengröße gibt Ecolab (Monheim) eine detailliertere Antwort: Die Entscheidung für oder gegen die Installation einer Dosieranlage werde von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Eine Analyse muss neben dem Wäschevolumen auch die Art der zu waschenden Textilien, die Prozesse vor Ort sowie lokale Wasser- und Energiekosten berücksichtigen. Daher sei eine individuelle, ganzheitliche Betrachtung der Wirtschaftlichkeit, bei deren Ermittlung ein Expertenteam des Unternehmens berät, unerlässlich.

Seitz VigaDos Pumpenschrank mit Kanister
Die kompakten Zentraldosieranlagen "VigaDos" von Seitz können bis zu 10 Produkte in bis zu 16 Zielen wie Waschschleudermaschinen und Waschstraßen dosieren. - © Seitz

Verschiedene Finanzierungsmodelle

Für die Anschaffung einer Dosieranlage sehen die Anbieter verschiedene Finanzierungsmodelle vor – die in der Regel mit der Verwendung der eigenen Wasch- und Waschhilfsmittel verbunden sind. Die für eine Wäscherei praktischste Lösung dürfte ein Gesamtpaket sein, bei dem Beratung, Installation, Einweisung und Nutzung, Service, regelmäßige Wartung und Optimierung einer Dosieranlage im Rahmen eines Leihvertrags für eine kostenlose Nutzung bereitgestellt werden. Eine solche Vereinbarung ist aber immer an die ausschließliche Abnahme der Waschsubstanzen des Anbieters gebunden. Bei einem Wechsel des Waschmittelherstellers endet die Leihvereinbarung, die Dosieranlage wird abgebaut und der Kunde bezahlt den Restwert des Systems. Nutzer von Maschinen des Unternehmens Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau (Sindelfingen) sind dabei auf der sicheren Seite: Nach eigenen Angaben können die Dosieranlagen sämtlicher Waschmittellieferanten an die Waschtechnik der Schwaben angeschlossen werden.

Wer lieber unabhängig bleiben möchte, sollte eine Dosieranlage kaufen. Das System muss jedoch auf die im Betrieb eingesetzten Waschmittel abgestimmt sein. Dabei ist zu bedenken, dass viele Anlagen auf die Dosierung von flüssigen Mitteln beschränkt sind. Hinzu kommt, dass Waschsubstanzen unterschiedliche Viskositäten und chemische Eigenschaften haben. Die Dosierpumpen müssen darauf auslegt sein.

Miele Dosiersystem Gebäudereinigung
Die Dosieranlagen von Miele sind mit zwei verschiedenen Pumpensystemen erhältlich. - © Miele

Ratenkauf oder besser Mietvertrag?

Aber Achtung: Wer seinen Chemikalien-Lieferanten wechseln möchte, sollte vorab klären, ob die neuen Mittel und die in der Anlage verbauten Pumpen und Leitungen überhaupt zusammenpassen. Um Wäschereien eine größtmögliche Lieferanten-Wahl zu ermöglichen, hat Miele vorgesorgt. Das Unternehmen verbaut in seinen Dosieranlagen Schlauch-Quetsch-Pumpen oder alternativ Membran-Pumpe, während Kreussler (Wiesbaden) auf Hochleistungspumpen setzt, die auch pastöse Substanzen zuverlässig an die Waschmaschinen fördern können.

Auch die Umstellung von einem Waschpulver auf ein anderes sollte vorher überprüft werden. Einige Hersteller stellen Versuchsanlagen für Dosiertests zur Verfügung, um das Zusammenspiel von Pumpe und Pulver auszuprobieren.

MPX Multidosieranlage. - © Saier

Statt einem Kauf lässt sich häufig auch ein Ratenkauf vereinbaren. Für einen festgelegten Zeitraum entrichtet ein Betrieb eine Rate an den Dosieranlagenhersteller und übernimmt das System endgültig durch Zahlung der festgelegten Restsumme. Der Vorteil eines solchen Vertrags besteht in einer höheren finanziellen Flexibilität der Wäscherei, da der Preis nicht voll entrichtet wird. Die Einschränkung liegt bei den hier vorgestellten Anlagen jedoch in der Bindung an einen Waschmittelhersteller. Wer diesen bereits vor Ablauf des Vertrags wechseln möchte, muss die fällige Restsumme sofort begleichen. Bei einem Mietvertrag ist ein Wechsel nach dem regulären Ende der Vertragslaufzeit möglich. Die Dosieranlagen gehen dann wieder an den Eigentümer zurück. Eine vorzeitige Beendigung eines Mietvertrags ist hingegen an die Zahlung einer Ablösesumme gebunden, die sich nach dem aktuellen Zeitwert richtet.

Dosieranlage CHT Washing Solutions
CHT Washing Solutions bietet in Zusammenarbeit mit verschiedenen Lieferanten Dosieranlagen u.a. für Waschstraßen an. - © CHT

Mehr Infos zu Waschmitteldosierung im Heft

In der Printausgabe von R+WTextilservice 3/2023 finden Sie eine umfangreiche Produktübersicht über Dosieranlagen verschiedener Anbieter. In der Tabelle können Sie z.B. Anschluss­möglichkeiten, Platzbedarf (Höhe x Breite x Tiefe) oder angebotene Serviceleistungen direkt vergleichen.