Nachhaltige Berufsbekleidung Engelbert Strauss jetzt Bluesign-Systempartner

Engelbert Strauss ist seit Kurzem Bluesign-Systempartner – und damit ein Vorreiter unter den Anbietern von Berufsbekleidung, deren Nachhaltigkeit zertifiziert ist. Autorin Sabine Anton-Katzenbach kommentiert die Bedeutung dieses Schritts auch für die Textilservicebranche.

Engelbert Strauss jetzt Bluesign-Systempartner

Im Jahr 2001 erblickte mit dem Bluesign-Standard ein neues Umweltlabel das Licht der Welt. Es wurde für Textilien aus synthetischen Faserstoffen entwickelt. Diese werden zu einem großen Teil in der Sportswear- und Outdoor-Industrie eingesetzt, von denen sich die letztgenannte seit einem guten Jahrzehnt für nachhaltige Materialien stark macht. Der Branchenausrichtung folgend hat die in der Schweiz als Aktiengesellschaft firmierende Bluesign Technologies (St. Gallen) daher von Anfang an einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Für eine ökologische Zertifizierung wird der gesamte Herstellungsprozess eines aus synthetischen Fasermaterialen gefertigten Textils überprüft. In die Betrachtung gehen also nicht alleine das fertige Produkt, sondern sämtlich Fertigungsstufen sowie alle eingesetzten Zusätze, Hilfsmittel und Farbstoffe ein.


Erst Lauffenmühle, dann Engelbert Strauss


Der Standard hat sich auf internationaler Ebene inzwischen einen Namen gemacht. Zu den so genannten Systempartnern zählen etablierte Textilproduzenten rund um den Globus. Und auch in Deutschland gibt es Unternehmen, deren Textilien mit dem Label ausgezeichnet sind. Dazu zählt Lauffenmühle in Lauchringen. Seit Oktober 2008 lässt der Hersteller seine Berufskleidungsgewebe nach den Kriterien des Bluesign-Standards zertifizieren.


Nun ist die Liste der so genannten Systempartner in Deutschland um einen Namen reicher: Engelbert Strauss aus Biebergemünd. Der Kataloganbieter von Berufsbekleidung, Arbeitsschuhen und Betriebsbedarf erfüllt die Kriterien des Standards und ist seit Januar 2014 offiziell dabei. Nach Unternehmensangaben werden in der Bekleidung bereits einige Textilien eingesetzt, die den Kriterien des Bluesign-Systems entsprechen. Für die kommende Saison ist zudem geplant, einige durch die Schweizer anerkannte und entsprechend mit dem Label „bluesign approved“ ausgezeichnete Schuh- und Textilpflegemittel in das Sortiment aufzunehmen. Das Vorgehen des Versandhändlers hat außerdem Auswirkungen auf die Zulieferindustrie. So teilt Engelbert Strauss mit, dass sich einer der Hauptlieferanten in der Zertifizierungsphase bei Bluesign Technologies befindet.


Zum Vorteil der Branche


Die Nachricht aus Hessen dürfte Druck auf die gesamte Textilservicebranche ausüben. So können Gewebe- und Accessoire-Hersteller üblicherweise nur an einen Bluesign-zertifizierten Betrieb liefern, wenn sie selbst mit dem Label ausgezeichnet sind. Den Berufsbekleidungsherstellern fehlt ein wichtiges Verkaufsmerkmal, wenn ein Kunde eine nachweislich nachhaltige Arbeitsgarderobe verlangt. Dasselbe gilt für den textilen Mietservice, dem der Zugriff auf entsprechende leasingtaugliche Sortimente fehlt. Und auch die Zertifizierungsstelle Öko-Tex dürfte auf heimischem Terrain Gegenwind bekommen. Der Bluesign-Standard konkurriert nämlich mit dem STeP-Zertifizierungssystem für nachhaltige Textilproduktion, das erst im April 2013 eingeführt wurde.


Immerhin bleibt ein kleiner Trost. Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstandards rangieren bei den meisten Nutzern von Berufsbekleidung auf den hintersten Rängen. Mit der Bluesign-Einführung bei Engelbert Strauss könnte sich das womöglich aber langsam ändern. Und dann profitiert die Branche. Denn deren Betriebe befolgen schon längst Umwelt- und Sozialstandards.


Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach