Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) FashionCare soll in den Vordergrund

Bei der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) stehen Veränderungen an. ­Damit geht die Vereinigung offen um und informiert über aktuelle Schwierigkeiten und Lösungsansätze. ­R+WTextilservice hat mit Verbandsvertretern über die geplante Neuausrichtung der EFIT gesprochen.

Die EFIT steht vor einer Neuausrichtung. Fashion­Care soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Foto: EFIT FashionCare - © EFIT FashionCare

Die Lage ist ernst, aber wandelbar. Darum haben wir einen Plan entwickelt, wie wir die EFIT zu neuer Stärke führen“, sagt Robin Schmitt, zuständig für die Geschäftsführung der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT). In den letzten Jahren ist die Vereinigung aus dem Gleichgewicht gekommen. Die Gründe dafür sind zahlreich und werden von Schmitt offen kommuniziert, auch gegenüber der Fachpresse.

Die EFIT ist der Verband in Deutschland mit reinem Fokus auf die Textilreinigung; der Großteil der anderen Verbände fokussiert bzw. beinhaltet auch Textilservice- und Wäschereibetriebe. Man will zudem allen Textilreinigern in Europa eine Heimat bieten – Mitglieder kommen u.a. aus Luxemburg, Österreich und der Schweiz. Mit FashionCare hat die EFIT ein Qualitätsmanagementsystem, das u.a. die Tür zur Modeindustrie öffnen soll.

Seit Jahren in der Regression

Doch im aktuellen Verbandskonzept zeigen sich Schwächen. Die EFIT befindet sich seit Jahren in der Regression: weniger Mitglieder, weniger Fashion­Care-Nutzer, weniger Mitarbeiter, weniger Einnahmen. Laut Schmitt ist die EFIT „in sich gespalten“: Reine EFIT-Mitglieder und FashionCare-Mitglieder profitieren von unterschiedlichen Vorteilen, es herrscht ein Ungleichgewicht aufgrund der exklusiven FashionCare-Leistungen (u.a. Audit, Logbuch, Hygienemodul etc.). Dabei stehen etwa 140 EFIT-Textilpfleger 72 FashionCare-Betrieben gegenüber. Die Trennung von EFIT und FashionCare sorgt für Irritierung am Markt. Dabei hat die EFIT mit dem Qualitätsmanagementsystem FashionCare ein Alleinstellungsmerkmal. Die Teilnahme daran kostet aber extra, zusätzlich zur EFIT-Mitgliedschaft – ein Problem für viele Betriebe. „Die Argumentationskette für einen Eintritt in die Qualitätsgemeinschaft wird so unterbrochen“, erläutert Schmitt. Aktuell ist FashionCare also nur optional. „Die EFIT braucht FashionCare aber in vielerlei Hinsicht als Türöffner“, sagt Schmitt. Die Pläne des EFIT-Teams sehen deshalb eine Fusion von EFIT und FashionCare vor – und einen einheitlichen Auftritt: ein Verband, eine Qualität. So soll auch eine starke Endkundenkommunikation mit einem klaren USP („Unique Selling Proposition“) möglich werden. Verwaltungsaufwand beim einzelnen Mitglied und auf der Geschäftsstelle soll reduziert werden.

Das beinhaltet auch eine neue Beitragsstaffel, die FashionCare- und EFIT-Partnerbetriebe vorsieht. Ziel ist eine Flächendeckung mit höchster Qualität. „EFIT FashionCare“ soll verlässlicher Partner der Mode werden. Die Mission lautet: „Wir bringen Sauberkeit in Mode.“ Ein neues Logo soll die optische Assoziation zu Fashion und Lifestyle hervorrufen. Schmitt betont: „Das Portfolio der EFIT ist insgesamt zu breit, unübersichtlich, verlustreich – und wächst ständig weiter.“ Deshalb müsse sich die EFIT fokussieren und konzentrieren.

Netzwerk stärken

Außerdem will man das Netzwerk mit anderen Verbänden stärken und auf verschiedenen Ebenen kooperieren. „Das ist angesichts eines schrumpfenden Markts essenziell“, so Schmitt. Gerade die Nähe zum Dachverband, dem Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV), sei wichtig. DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher sagt: „Die EFIT und der DTV sind aus meiner Sicht die einzigen beiden Organisationen, die sich in ganz Deutschland und sogar darüber hinaus stark für die Interessen der Textilreiniger einsetzen. Da ist es ganz natürlich, dass man sich abstimmt und miteinander arbeitet. Es bestand ein gewisser Nachholbedarf.“ Er freue sich darüber, dass mit der Neuausrichtung der EFIT eine stärkere Kooperation möglich ist. Die Gespräche zu dieser Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten seien konstruktiv und kooperativ gewesen „und hatten immer die Vorteile für die Mitglieder beider Verbände zum Ziel“. Robin Schmitt beurteilt das ebenso. Man könne gegenseitig von den Stärken der beiden Verbände profitieren. Die Stärken des DTV liegen u.a. im Bereich des politischen Netzwerks, der Normierung sowie der Entwicklung der Aus- und Weiterbildung – diese Felder sind auch für die EFIT-Mitglieder wichtig. Schumacher ergänzt: „Die EFIT hat in den vergangenen Jahren eine gute Kooperation mit der Modeindustrie aufgebaut, unterhält mit FashionCare das einzige fremdzertifizierte Qualitätslabel für die Textilreinigung und entwickelt neue Themen zur Forschung und Marktentwicklung für die Textilpflege – hiervon können auch die DTV-Mitglieder profitieren. Ich sehe da viel Potenzial.“ Themen, die beide Verbände betreffen – wie Datenschutz, neue Lösungsmittel oder Ähnliches – wolle man zukünftig nicht mehr doppelt bearbeiten. Das schaffe Kapazitäten für bessere Leistungen für die Mitglieder beider Verbände.

Gemeinsame Projekte

Gemeinsame Seminare und Veranstaltungen von DTV und EFIT werden bereits entwickelt. Auch gemeinsam mit dem Dialog Textil-Bekleidung (DTB) will die EFIT Wissen transferieren und Veranstaltungen durchführen. Hier ist ebenfalls bereits der Anfang gemacht: Am 26. April 2018 trafen sich Bekleidungsindustrie und Textilreinigungsbranche auf Einladung von EFIT und DTB in München zum Infotag Textilpflege (R+WTextil­service berichtete in Ausgabe 6/2018). Susanne Paß, Geschäftsführerin des DTB, erläutert: „Es gab früher schon regelmäßig gemeinsame Projekte, u.a. einen Arbeitskreis Reklamationsmanagement. Leider hat man sich im Lauf der Zeit aus den Augen verloren – und jetzt wollen wir den Austausch wiederbeleben.“ Ein Arbeitskreis Textilpflege wurde ins Leben gerufen und soll Themen wie neue Materialien beleuchten. „Reiniger sollen wissen, was auf sie zukommt – und umgekehrt wollen die Bekleidungshersteller wissen, was in der Reinigung möglich ist“, so Paß. Ein Austausch ist ein- bis zweimal im Jahr angedacht. Zusätzlich gibt es bereits Pläne zu Workshops, bei denen EFIT-Mitglieder ihren Betrieb für interessierte Bekleidungshersteller öffnen, um ihnen die Abläufe in der Praxis zu zeigen – und die dabei möglichen Probleme mit bestimmten Textilien.

Schmitt betont: „Bei aller Annäherung an den DTV und Kooperation mit DTB und anderen Verbänden – die EFIT muss und wird eigenständig bleiben.“ Daran möchte auch der DTV nichts ändern, so Schumacher: „Die EFIT fokussiert sich auf ihre Kernkompetenzen, der DTV konzentriert sich auf seine. In den Themen, in denen beide Verbände Interessen verfolgen, werden wir dies gemeinsam und in Absprache tun.“

Was halten Schumacher und Paß von Umstrukturierungen und der Zusammenführung von EFIT und Fashion­Care? „Ich denke, dies ist ein guter Weg, die Textilreinigung als Qualitätsdienstleistung am Markt den Kunden nahezubringen. Eine starke FashionCare-­Marke stärkt auch die EFIT als Organisation. Zudem hilft es, die Kooperation mit der Modeindustrie weiter zu vertiefen“, erläutert Andreas Schumacher.

Suanne Paß pflichtet ihm bei: „Die Vorteile von FashionCare müssen erkennbar werden – für die Textilreiniger ebenso wie für Bekleidungshersteller. Die Aufgabe muss jetzt sein, die Strukturen klar herauszuarbeiten und auch für Bekleidungshersteller und Kunden nach außen zu kommunizieren, was FashionCare ist und kann.“ Marketing, Kommunikation, Pressearbeit – das alles werde notwendig sein. „Und wir helfen gerne dabei, das bei den Bekleidungsherstellern publik zu machen“, so Paß.

Für eine Umstrukturierung ist Robin Schmitt vor allem wichtig, dass die Mitglieder mit an Bord sind. Er setzt deshalb auf Dialog und transparente Kommunikation. Zur Vorbereitung auf die Jahresmitgliederversammlung der EFIT am 6. Oktober 2018 hat Schmitt deshalb eine umfassende Präsentation mit Zahlen und Informationen erstellt und an die EFIT- und FashionCare-Betriebe verschickt. R+WTextilservice wird bei der EFIT-Jahresmitgliederversammlung in Stuttgart vor Ort sein und berichten.

www.efit-textilpflege.de