Durch das regelmäßige Bewaschen von Seniorenheimen können kontinuierlich Kapazitäten ausgelastet werden. Eine gute Organisation des Produktionsablaufs ist erforderlich, um bei Preisdruck noch rentabel arbeiten zu können. Hilfreich ist dabei eine Software, die den Produktionsprozess transparent macht und die Fehlerquote minimiert.
Fehlerquote minimiert
Die Bewohnerin eines Seniorenheims behauptet, ihr Morgenmantel sei verloren gegangen. In der ganzen Wäscherei wird hektisch nach dem Kleidungsstück gesucht. Zwei Stunden später ruft der Heimleiter an, die Reklamation habe sich erledigt. Der Morgenmantel war ordnungsgemäß gewaschen und ausgeliefert worden. Die Seniorin hatte ihn nur verlegt.
Die Reklamation hatte viel Aufregung verursacht, die Suche war zeitaufwändig. Unproduktive Zeit, die den Unternehmer bares Geld kostet. In der Firma Textil-Service-Chemnitz sind solche Ereignisse endlich Vergangenheit: „Von einigen Kunden kamen Anfragen, ob wir die Bewohnerwäsche mit einem Barcodesystem versehen können“, berichtet Inhaber Marcel Gruner. Nach dem Probelauf im vorigen Jahr macht die Software „Quadus Wäschereiservice“ nun den Produktionsablauf auf jeder Ebene nachvollziehbar.
Mit einem Produktionsvolumen von 500 Kilogramm pro Tag machen Dienstleistungen für Seniorenheime etwa 50 Prozent der Auftragsdecke aus. Die Wäscherei war 1990 in Oberlungwitz bei Chemnitz durch die Eltern Reinhard und Helga Gruner gegründet worden.
Mitte der 90er Jahre konnte das Lichtensteiner Krankenhaus als Großkunde gewonnen werden. Reinhard Gruner: „Nun drohte unsere Allround-Wäscherei aus allen Nähten zu platzen, zumal ja für diesen Auftrag auch ein unreiner und ein reiner Bereich benötigt wurde.“ In einer ehemaligen Handschuhfabrik in Chemnitz-Mittelbach fand das Ehepaar die Voraussetzungen, um Großkunden bewaschen zu können. Bald wurde die Wäscherei auch durch die ersten Altenheime beauftragt: „Die meisten Neukunden kommen aufgrund von Empfehlungen zu uns“, so der Senior.
Die Beteiligung an Ausschreibungen und zuweilen gezielte Akquise sind weitere Maßnahmen, um die Auftragsbücher zu füllen. Heute gehören 15 Seniorenheime in einem Radius von 70 Kilometern zur Stammkundschaft. Das Spektrum reicht von Flach- und Trockenwäsche über Bewohnerwäsche bis zur Berufskleidung des Personals. „Darüber hinaus werden gegebenenfalls Vorhänge abgenommen, gewaschen und wieder aufgehängt“, berichtet Marcel Gruner.
2004 war die Wäscherei nach RAL-GZ 992/1 und RAL-GZ 992/2 zertifiziert worden. „In der Chemnitzer Region ist unser Betrieb einer der wenigen, die dieses Zertifikat führen“, so Reinhard Gruner stolz. Er hat nicht bereut, dass er noch einmal für ein paar Tage die Schulbank drücken musste: „Durch das Gütezeichen haben wir ganz klar einen Wettbewerbsvorsprung.“ Unter anderem werden seitdem Wischbezüge für verschiedene Krankenhäuser gewaschen.
Elf Beschäftigte arbeiten an fünf Wochentagen in zwei Schichten. „Im Durchschnitt sind die Mitarbeiter knapp 40 Jahre alt“, so Marcel Gruner. Um sein Team zu erweitern und zu verjüngen, bildet er darüber hinaus drei Jugendliche im ersten Jahr und einen Lehrling im zweiten Jahr aus. Neue Aufträge aus Seniorenheimen erwartet der Unternehmer vorerst nicht mehr. Die Wäsche von Schmutzfangmatten.
Noch laufen die Waschschleudermaschinen und Trockner aus der ehemaligen DDR tadellos. Die anhaltende Verteuerung der Ölpreise raubt Marcel Gruner indessen den Schlaf. „Es sind dringend Modernisierungsmaßnahmen erforderlich. Allerdings müssen wir Prioritäten setzen und stets mit Augenmaß investieren“, sagt er. 2002 hatte der Vater eine Wasserrückgewinnungsanlage „Marke Eigenbau“ installiert. Die Produktion wird computergesteuert. „Der Prozess hat sich so gut eingependelt, dass wir Zeit sparen“, so der Unternehmer. Früher waren die Teile zuerst nach Trocken- und Mangelwäsche sortiert und dann vorgetrocknet worden. Jetzt werden sie zuerst vorgetrocknet und danach sortiert. Mit dem Erfolg, dass die Maschinen besser ausgelastet sind. „Die Kostensteigerungen können wir bisher leider nicht auf die Preise umlegen“, weiß Marcel Gruner. Im Gegenteil: „Bei Neuaufträgen müssen wir eher noch knapper kalkulieren.“
Doch müsse den Kunden auch rechtzeitig vermittelt werden, wann die Schmerzgrenze erreicht ist. „Die Uneinigkeit in der Branche ist frustrierend“, kritisiert der Senior die derzeitige Situation in den neuen Bundesländern. Durch Dumpingpreise würden sich die Unternehmer selbst ruinieren. „In den alten Ländern gibt es auf regionaler Ebene mehr Einigkeit in der Preisgestaltung. Solch einen Schulterschluss würden wir uns auch hierzulande wünschen“, appelliert Reinhard Gruner an die Berufskollegen.
Wichtig bei einer knappen Kalkulation ist ein effizienter Produktionsablauf. Durch die Installation des „Quadus Wäschereiservice“ lässt sich dieser noch besser organisieren. Marcel Gruner: „Vor zwei Jahren ist uns das auf Basis der kaufmännischen Software von Sage entwickelte Programm vorgestellt worden.“ „Ein Vorteil ist der modulare Aufbau. So haben wir keine Überkapazitäten, können die Software aber jederzeit nach Bedarf erweitern“, so der Unternehmer.
Insgesamt vier PCs im Büro, in der Warenannahme, in der Produktion sowie in der Expedition machen den Weg der Wäsche transparent. Im unreinen Bereich werden die angelieferten Teile entweder nach Gewicht oder nach Stückzahl erfasst und in das System eingegeben. Danach wird ein Postenzettel ausgedruckt, der das Wäschegut auf der jeweiligen Bearbeitungsstrecke begleitet. Nach dem Waschgang wird das Waschgut am Bildschirm aufgerufen. „Dabei werden Teile, die nachgewaschen oder repariert werden müssen, aussortiert. Für das aussortierte Waschgut druckt der PC einen separaten Postenzettel aus“, so der Unternehmer. Bei der Fertigstellung für die Auslieferung werden die Teile gezählt und mit den Daten aus der Annahme verglichen. „Bei Bedarf ist es auch hier noch einmal möglich, Nachwäsche auszusortieren“, erklärt Marcel Gruner. So können gegebenenfalls Einzelposten ausgeliefert werden. Nach der Kontrolle in der Expedition wird ein Lieferschein ausgedruckt und die Rechnung im Rechnungskreis des jeweiligen Kunden hinterlegt. „Am Monatsende müssen wir nur noch den Rechnungslauf anklicken, damit die Rechnungen ausgedruckt werden“, sagt der Textilreinigermeister. „Die Fehlerquote ist rückläufig. Daher gibt es weniger Reklamationen und eine höhere Kundenzufriedenheit“, resümiert Marcel Gruner. Den Auftraggebern könne auf Anfrage jederzeit mitgeteilt werden, in welcher Produktionsphase sich ihre Wäsche gerade befindet. Auch sei die Kennzeichnung mit Barcodes nicht zwingend. Reinhard Wylegalla