Hygieniker beweisen Keimübertragung Gefährliche Erreger aus der Waschmaschine

Waschmaschinen können antibiotikaresistente Erreger verbreiten. Hygieniker der Universität Bonn wiesen dies in einem Kinderkrankenhaus nach. Dort hatten sich mehrfach Neugeborene infiziert.

Waschmaschine
Auch handelsübliche Waschmaschinen verbreiten unter Umständen gefährliche Erreger. - © Fernando Cortés - stock.adobe.com

Auf der Neugeborenenstation eines Kinderkrankenhauses in Deutschland ließ sich bei routinemäßigen Hygienescreenings vermehrt das Bakterium "Klebsiella oxytoca" feststellen. Dieses kann zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen, im schlimmsten Fall zur tödlichen Sepsis führen. Antibiotika sei gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder überhaupt nicht einsetzbar. Das Krankenhaus zog das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu, nachdem immer wieder Neugeborene mit dem Keim besiedelt und Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos waren.

Verbreitungsquelle eine handelsübliche Waschmaschine

"Der 'Klebsiella oxytoca'-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden", erklärt Prof. Dr. Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn. Die Bekleidung übertrug die Keime auf die Neugeborenen.

Mit der Waschmaschine verschwinden auch die Keime

Nach der Entfernung der Waschmaschine verschwand auch die Besiedelungen der Frühchen. "Das zeigt eindeutig, dass wir die 'Klebsiella'-Quelle gefunden haben", fasst Dr. Dr. Ricarda Schmithausen, Leiterin des One Health-Fachbereiches am IHPH, das Ergebnis zusammen. In Krankenhäusern seien normalerweise spezielle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln wüschen. Alternativ bereiteten ausgewiesene Wäschereien die Wäsche extern auf. Bei dem Fall auf der Frühgeborenenstation handelte es sich dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine.

"Wir haben uns entschieden, diesen Fall aufzuarbeiten, um auf mögliche Probleme mit resistenten Bakterien, die nun auch weiter in das häusliche Umfeld vordringen, aufmerksam zu machen", sagt Schmithausen.

Konsequenzen auch für den häuslichen Bereich

Studien beschrieben bereits, dass sich antibiotikaresistente Bakterien in Waschmaschinen einnisten können. "Wir haben jedoch erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen auf den Menschen kommen kann", berichtet Prof. Exner. Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Der Trend gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen aus Umweltschutzgründen zu niedrigen Temperaturen. Die Anwender sparen dadurch Energie und schonen das Klima, weswegen dies im Prinzip eine positive Entwicklung ist, so die Forscher.

Wäsche in gewissen Situationen bei hohen Temperaturen waschen

Sofern jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt lebten, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen – z.B. 60 °C – gewaschen werden. Die Übertragung von Keimen ließe sich so vermeiden. Diese Herausforderung wächst aus Sicht der Hygieniker, da die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen zunimmt.

Keimtyp noch nicht in Datenbank erfasst

"Glücklicherweise war es zu keinen gefährlichen Infektionen bei den Babys gekommen", sagt Dr. Daniel Exner, Hygienebeauftragter Arzt der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Bonn.

Die Forscher verglichen Umgebungsproben im Patienten- und Personalbereich sowie vermuteten Risikoorten mit den Proben der Neugeborenen, um die Quelle und Verbreitungswege aufzuspüren. "Dieser 'Klebsiella oxytoca'-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war", erläutert Schmithausen. Diese Besonderheit war ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg nachvollziehen ließ. Weder Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.