Bachelorarbeit von Céline Lässer Genau ihr Thema: Weibliche Führungskompetenz

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Wie werden weibliche Führungspersonen in Bezug auf die Kompetenz und Empathie wahrgenommen? Und inwiefern spielt die Kultur der Mitarbeitenden dabei eine Rolle? Diesen Fragen ging die junge Unternehmerin Céline Lässer (LÄSSER Teppich- und Polsterreinigung AG, Dübendorf, Schweiz) im Rahmen ihrer Bachelorarbeit auf den Grund. Mit dem Resultat, dass kulturelle Hintergründe keine Rolle spielen. Was sie selbst überrascht, ihre eigene Haltung jedoch bestätigt.

Weibliche Führungskompetenz ist in der Textilpflegebranche ein wichtiges Thema. - © Aleksey - stock.adobe.com

Wie wichtig Führungskompetenz für die Stabilität und Weiterentwicklung eines Unternehmens ist, hatte Céline Lässer schon in dem elterlichen Betrieb beobachten können, in dem sie aufgewachsen ist.

Für sie ist klar, dass Unternehmens- und Personalkultur eng miteinander verknüpft sind. Ein Stichwort ist Employer Branding. Dass es hier in vielen Unternehmen noch reichlich Handlungsspielraum gibt, hatte sie als Arbeitnehmerin in unterschiedlichen Positionen selbst erfahren. Ohne zu zögern, hatte sie daher die Chance ergriffen, in das Familienunternehmen einzusteigen und die Geschäftsführung in vierter Generation mitzugestalten.

Ihr Vater Erwin Lässer hatte die einstige, bereits vom Großvater in zweiter Generation geführte Teppichreinigung zu einem breit aufgestellten Textilservicebetrieb gemacht (siehe auch R+WTextilservice 5/2022). Im Jahr 1990 gründete er die Lässer Textilreinigung GmbH, die 2009 durch die Übernahmen der Terlinden Teppichpflege AG und der Firma Leder Fässler in die LÄSSER Teppich- und Polsterreinigung AG, mit Sitz in Dübendorf, integriert wurde. Seiner Bereitschaft zur kontinuierlichen Expansion ist zu verdanken, dass diese zum einzigen Anbieter in der Schweiz wurde, der neben der Teppichreinigung und Instandhaltung, klassische Textilreinigung und Wäschereidienstleistungen auch Polster- und Lederreinigung anbietet. Zum umfassenden Serviceportfolio gehört auch die Pflege festverlegter Teppichböden in Privathaushalten und im Objektbereich.

Klar positioniert in der Doppelspitze

"Wir firmieren auch heute noch als LÄSSER Teppich- und Polsterreinigung, verstehen uns jedoch als Allrounder und vor allem als Servicepartner für andere Textilreinigungen, Wäschereien, Schneidereien, aber auch Inneneinrichter oder Gebäudereinigungen", sagt Céline Lässer, die als Geschäftsführerin die Bereiche Personal, Finanzen und Strategie verantwortet. Ihr Bruder Cédric Lässer ist für die Produktion und Betriebsabläufe zuständig, gemeinsam widmen sich beide den Digitalisierungsprozessen in allen Unternehmensbereichen.

Céline Lässer hat in der Doppelspitze der LÄSSER Teppich- und Polsterreinigung AG nicht nur ihren Platz, sondern ihre Berufung gefunden, als Vollblutunternehmerin mit einer großen Leidenschaft für ihre Branche. In ihrer Führungsrolle kann sie ihre Talente entfalten und ihre Qualifikation einbringen.

Céline Lässer: „Die Ergebnisse meiner Recherche untermauern meine Einstellung zu meinem eigenen Führungsverhalten.“ - © Lässer

"Mein Bruder und ich sind ein eingespieltes Team", sagt sie. "Unser Nachfolgeprozess in den Jahren 2015 bis 2017 war intensiv. Cédric ist bereits seit 2015 in unserem Familienbetrieb. Ich bin zwei Jahre später dazugekommen, hatte allerdings schon viel Erfahrung im Personalbereich. Nach meiner Anstellung bei der Universität Zürich verbrachte ich drei Monate in den Vereinigten Staaten. Dort konnte ich mein Englisch schleifen und mich persönlich weiterentwickeln. Als Arbeitnehmerin habe ich unterschiedliche Führungsstile kennengelernt und festgestellt, welche Führungsart und Haltung mir entsprechen. Ich wusste dadurch auch, welche Aspekte ich nicht übernehmen wollte."

Führungskompetenz vertiefen

Um ihre Führungskompetenz zu festigen und ihr Know-how in den Bereichen "Leadership & Sustainability" zu vertiefen, entschied sich Céline Lässer für ein nebenberufliches Betriebswirtschaftsstudium. "Genau genommen schließe ich das Studium nach dem Einreichen und Präsentieren meiner Bachelorarbeit Anfang dieses Jahres ab", sagt sie. "Mein Wissen und meine Erkenntnisse daraus fließen natürlich längst in unseren Betriebsalltag ein."

Entscheidende Erkenntnisse habe sie aus der Recherche für ihre Bachelorarbeit mitgenommen. Zu welchen Resultaten sie kam, verriet sie Ende letzten Jahres als Referentin eines Online-Meetings der Initiative EFIT Business-Women. "Wir sind schon seit 2014 Mitglied in der EFIT und ein fashionCare-Betrieb. Für uns ist nicht nur die Zertifizierung wichtig, um unseren Qualitätsstandard auch langfristig zu erhalten und zu optimieren. Wir profitieren auch von dem Wissenstransfer und dem Austausch mit unseren europäischen Branchenkolleginnen und Kollegen." Für sie sei der Dialog mit Führungsfrauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Kreis der EFIT Business Women, seit der Gründung dieser Initiative durch Maria Bianca Bischoff, eine wichtige Kommunikationsplattform geworden. Frauen in Führung ist genau ihr Thema.

Für ihre Bachelorarbeit fokussierte sie sich auf die Aspekte Empathie, Kompetenz und Kultur in Verbindung mit weiblicher Führung. Der vollständige Titel ihrer Bachelorarbeit lautet: „Wie werden schweizerische weibliche Führungspersonen in Bezug auf Empathie und Kompetenz wahrgenommen. Inwiefern spielt die Kultur der Mitarbeitenden dabei eine Rolle?“

Weibliche Führungskompetenz: Kulturelle Unterschiede nicht signifikant

Warum ihr dieses Thema persönlich am Herzen liegt, erklärte sie ebenfalls im Rahmen des EFIT Business-Women Meetings: "Das Thema ‚Frauen in Führungspositionen‘ hat aktuell eine hohe gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Relevanz. Ich selbst besetze eine Führungsposition, gleichzeitig beschäftigen wir Mitarbeitende aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Daher war ich sehr neugierig, ob deren kultureller Hintergrund eine Rolle auf ihre Wahrnehmung hat in Bezug auf den Führungsstil in einem Unternehmen. Es gibt bereits viele Studien, die sich mit Führungsstilen und Kompetenzen beschäftigen. Die Kombination von weiblicher Führung, Empathie, Kompetenz und Kultur wurde allerdings bis jetzt noch nicht untersucht. Somit sollte meine Forschung zu einer Erkenntnisgewinnung beitragen."

Sie selbst war von den Ergebnissen überrascht. Danach spielen weder das Geschlecht noch die Kultur der Mitarbeitenden eine Rolle für deren Wahrnehmung in Bezug auf die Empathie und Kompetenz ihrer schweizerischen weiblichen Führungskraft. Die Auswertung ihrer Umfrage widerlegte die beiden grundlegenden Hypothesen, die Céline Lässer für ihre Arbeit aufgestellt hatte.

Ihre erste Hypothese bezieht sich auf die Wahrnehmung in Bezug auf die Empathie: der Annahme, dass Mitarbeitende ihre schweizerischen weiblichen Führungspersonen als empathischer wahrnehmen, wenn sie derselben Kultur angehören, also nicht aus einem anderen Kulturkreis stammen, wurde nicht bestätigt. Demnach hat die Kultur der Mitarbeitenden keinen signifikanten Einfluss darauf, wie empathisch sie ihre schweizerischen weiblichen Führungskräfte wahrnehmen.

Hypothese Nummer zwei ist die Annahme, dass Mitarbeitende ihre schweizerischen weiblichen Führungspersonen als kompetenter wahrnehmen, wenn sie derselben Kultur angehören. Auch diese Hypothese wurde nicht bestätigt. Stattdessen belegten die Ergebnisse der Umfrage das Fazit, dass die Kultur der Mitarbeitenden keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung für die Kompetenz schweizerischer weiblicher Führungskräfte hat. Befragt wurden 123 Probanden im Alter zwischen 15 und 69 Jahren (Durchschnittsalter 38 Jahre). Davon waren 76,47 Prozent Frauen und 23,53 Prozent Männer aus unterschiedlichen Berufsgruppen und in unterschiedlichen Funktionen, aus ländlichen Regionen, Städten und Großstädten.

Kultur der Wertschätzung

"Was mich freut, ist die Tatsache, dass die Ergebnisse meiner Recherche meine Einstellung zu meinem eigenen Führungsverhalten untermauern und dem Umgang mit unseren Mitarbeitenden bestätigen", kommentiert Céline Lässer. "Für mich ist es selbstverständlich, den kulturellen Hintergrund einer oder eines Mitarbeitenden wertfrei zu betrachten. So wurden mein Bruder und ich erzogen. Da wir diese Kultur des gegenseitigen Respektes, unabhängig von Geschlecht oder Nation, in unserem Unternehmen seit jeher leben, müssen wir nicht viel ändern. Generell sollte jedoch in der Gesellschaft ein Umdenken in Bezug auf Vorurteile stattfinden, die vielleicht emotional oder in einer individuellen Wertehaltung begründet sind. Das gilt nicht nur gegenüber Geschlechtern und Kulturen, sondern auch Minderheiten und Randgruppen. Insbesondere in einer Zeit der Globalisierung müssen wir wieder den Menschen sehen und in den Vordergrund rücken."

Bachelorarbeit zu weiblicher Führungskompetenz

Dafür fundierte Argumente zu liefern, war eines von Céline Lässers Anliegen. So beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit noch einmal mit den grundlegenden Fragen zur Unternehmenskultur: mit den vorherrschenden Werten, Normen und Einstellungen in unterschiedlichen Kulturkreisen, welche Entscheidungen, Handlungen und Verhaltensweisen bestimmen. Dazu gehören strukturelle Aspekte, aber auch die Kommunikationskultur innerhalb des Unternehmens. Und nicht zuletzt die Frage: Wie wird Führung vorgelebt? Welche Werte trägt ein Unternehmen und welche möglicherweise "ungeschriebenen" Regeln im Umgang miteinander haben sich etabliert?

Eine ehrliche Unternehmenskultur beinhalte einen bewussten Umgang mit Konflikten und Fehlern, eine echte Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen, eine wertschätzende Kommunikation und Feedback-Kultur, die Würdigung von Einsatz und Leistung, Familienfreundlichkeit sowie ein angemessener Umgang mit Stakeholdern.

Es gebe noch viel zu tun, um eine echte Gleichberechtigung und Akzeptanz für Diversität zu erreichen. Weibliche Führungskräfte seien nach wie vor eine Minderheit. Vorurteilsfrei zu werden, beinhalte unter anderem, sich von Zuschreibungen für weibliche Führungskräfte zu verabschieden: von der Annahme beispielsweise, sie seien sensibler und damit weniger kompetent.