Das Landhaus am Stein in Bad Wiessee hat für sich die ideale Lösung für das Wäschemanagement gefunden: Die Bettwäsche bearbeitet eine Großwäscherei, der Rest wird im eigenen Waschkeller wieder auf Vordermann gebracht. Zur Matratzenreinigung kommt der Profi-Milbenkiller ins Haus.
Gesundes Wohnen als Konzept
Gerade im Bereich der Hotellerie mit ständig wechselnder Belegung werden sie aufs Äußerste strapaziert: Matratzen. Ein Lebensraum für durchschnittlich 1,5 Millionen Hausstaubmilben pro Matratze. Für die meisten Menschen ist ihre Anwesenheit nicht bemerkbar. Sogar in Handtüchern und auf dem Sofa treibt die Milbe ihr Unwesen. Im Grunde teilt sie das tägliche Leben mit uns. Unangenehm ist ihre Anwesenheit aber für Allergiker, denn die Hausstaubmilbe sorgt für einige Überraschungen in der Matratze.
Ideal ist eine Bettmatratze für sie, weil es dort schön kuschelig, warm und feucht ist. Auch für die Ernährung ist reichlich gesorgt, denn hier bevorzugt sie Hautschuppen, von denen wir Menschen rund 1,5 g täglich verlieren. Und wer sich rund und gesund frisst, der hat auch eine funktionierende Verdauung. So ist die Matratze im Schnitt mit 0,5 kg Milbenkot „angereichert“ – und der macht Krank. Zwischen vier und fünf Millionen Menschen leiden darunter, so schätzen die Hohensteiner Institute. Und weil das Fressen allein auch noch nicht glücklich macht, sorgen die kleinen Untermieter unbemerkt für Nachwuchs – quasi in Dauerproduktion. Wer denkt, dass die Milben nur im Innern der Matratze ihr Unwesen treiben, der irrt, denn diese ist kein abgeschlossenes Medium. Das Gewebe ist sehr grob und so gelangt der feine Kot ohne Probleme „nach draußen“ – wirbelt herum und lagert sich ab: auf Haaren, in Ohren, in der Nase und überall sonst. Dabei ist eine effektive Matratzeneinigung nicht kompliziert.
Simone Schnorr, Geschäftsführerin des Vier-Sterne-Hotels „Landhaus am Stein“ in Bad Wiessee wurde durch einen Fernsehbeitrag auf Potema (Polster, Teppiche, Matratzen) aufmerksam. Das patentierte Verfahren ist weder auf eine Nassreinigung angewiesen noch auf Chemie. Die Matratze wird in etwa 18 Minuten beidseitig trocken gereinigt. Vor 15 Jahren hatte Erfinder Horst Veith die Idee, Milben professionell den Kampf anzusagen. In seinem Metallkoffer steckt ein Handreinigungsgerät – die Waffe gegen die unliebsamen Matratzenuntermieter. Durch hochfrequente Schwingungen plus Absaugung mit geringem Vakuum sowie UVC-Strahlung wird der Milbe zugesetzt. Bevor Veith aber damit auffährt, bekommt das Hotel eine „Probereinigung“, bei der er der Matratze entlockt, was sonst im Staubsaugerbeutel landet. Dabei sehen die Kunden, worauf sich ihre Gäste betten: eine graue Masse Schmutz. Diesen gibt er in den Allergen-Schnelltest, der mittels Indikatorenstäbchen angibt, wie schädlich der Staub ist.
Einmal pro Jahr lässt Veith im Landhaus die Matratzen vibrieren, und vergibt nach der Profireinigung ein Siegel, das auch der Hotelgast an der Matratze sehen kann. Ein Zertifikat, das die Hotels entsprechend aushängen können, bescheinigt für ein Jahr lang „gesundes Wohnen“. Das Matratzenreinigungsverfahren wird als allergikerfreundliches Produkt von der europäischen Allergieforschung in der ECARF-(„European Centre for Allergy Research Foundation“-)Kommission empfohlen.
Der Vorteil an der Reinigung ist für das Hotel, dass die Betten nach 20 Minuten wieder einsatzbereit sind. „Mir ist es wichtig, dass die Reinigung schnell, effektiv und bezahlbar ist“, sieht Schnorr in dem Verfahren Vorteile für ihr kleines Hotel. Allerdings dürfe man die Gäste nicht zu sehr auf die Problematik stoßen, „sonst juckt’s ihnen plötzlich überall“, scherzt die Geschäftsführerin. Neben der Hygiene steht für sie und Hausdame Silke Schmerler Frische auf der Prioritätenliste ganz oben. In jedem der 17 Nichtraucherzimmer finden sich Duftstäbe. Die Matratzen werden nach jeder Abreise mit einem speziellen Desinfektionsspray aus dem Hause Potema behandelt – „das ist die Antibabypille für die Milbe“, sagt Veith und erklärt Schmerler außerdem, dass es auch auf der Unterseite der Matratze zum Einsatz kommen sollte, da sich dort bei wenig Durchlüftung Schimmel bilden könne.
„Das ist aber eklig“, kommentiert Schmerler den Dreck, den Veith innerhalb einer Minute aus der Matratze gezogen hat, „dabei wurde die Matratze erst letztes Jahr gereinigt“, erkennt auch sie die Notwendigkeit der regelmäßigen Hygiene.
„Diese Verunreinigung wird viel zu oft totgeschwiegen“, so Veith, der mit seinem Verfahren weltweit Erfolge feiert. Insgesamt arbeiten 6.500 Dienstleister unter dem Namen Potema für milbenfreie Schlafstätten in Hotels, Heimen und Privathaushalten, 400 sind es in Deutschland. In der Türkei ist die regelmäßige Matratzenreinigung sogar Pflicht für die Hotellerie. Auch für Reiniger und Wäscher bietet sich die mobile Matratzenreinigung als rentables Zusatzgeschäft an.
Das Landhaus am Stein greift auch in Sachen Flachwäsche auf einen professionellen Dienstleister zurück. Die Wäscherei Abel in Anger-Aufham sorgt sich um die Bettwäsche des Hotels, „wir schätzen das perfekt gemangelte Aussehen der Wäsche“, so Schnorr. Innerhalb von drei Tagen hat das Hotel die Wäsche wieder, die es zur Pflege gibt. „Die ist weiß, weil das mit Sauberkeit assoziiert wird“, weiß Schnorr. Sie gibt zu, dass sie gerne bunte Wäsche einzusetzen würde, „aber die ist in der Pflege viel zu aufwendig.“ Und so werden neben den ebenfalls klassischen weißen Handtüchern auf den Gästezimmern leuchtend orange Decken und Handtücher im Schwimmbad des Hotels eingesetzt. Der Saunabereich wird mit grünen Handtüchern versorgt. „Wir trennen die Wäsche bei jedem Waschgang“, so Schmerler, die in der hauseigenen Miniwäscherei herumwirbelt. Besonderer Verfleckung rückt die Dame im Dirndl mit herkömmlichen Fleckensalzen zu Leibe, „aber flüssige Gallseife ist doch das Beste“, so die Hausdame, die schon viele Mittelchen ausprobiert hat. „Gerade bei der Tischwäsche gibt es Flecken, die vorbehandelt werden müssen, und nicht selten muss die Decke ausgetauscht werden“, kennt sie die Grenzen der Do-it-yourself-Variante. Auch den strahlend weißen und flauschigen Handtüchern auf den Zimmern wird regelmäßig zugesetzt: „Sie glauben ja nicht, was einige Gäste damit alles anstellen können – sogar Schuhe putzen“, schüttelt Simone Schnorr verständnislos den Kopf.
Verschleiß gebe es immer und daher hat das Hotel vorgesorgt: Die dreifache Menge des eigentlichen Bedarfs an Textilien sind auf Lager, nicht zu vergessen eine riesige Tasche voller Teddybären. „Für die Kinder, die die Teddys dann auch mitnehmen dürfen“, erklärt Schmerler den kleinen Sonderservice.
In der Waschküche wirbeln indes Bademäntel durch die drei Miele-Maschinen der Typen PW 5065, W754 und WS 5426. Wenn die Wäsche sauber ist und den gewollten Frischeduft verbreitet, dann landet sie „in unserer kleinen Bügelmaschine“, so Schmerler, die auf einen Berg Tischdecken zeigt. Die Bügelmaschine dient gelegentlich auch als Ablagefläche. „Ein ganz besonders schwieriges Thema ist die Privatwäsche der Gäste“, so Schnorr. Es gebe keine detaillierte Preisliste, der Extraservice werde pauschal berechnet. „Aber da achten wir ganz genau auf die Pflegekennzeichnung in der Wäsche“, so Schnorr. Experimente mit Fleckenmitteln gebe es hier auf keinen Fall und so vertraut sie auch hier ihrer Hausdame voll und ganz. Schmerler ist seit 2006 die rechte Hand der Geschäftsführerin. Vorher hat sie für einige andere Hotels gearbeitet, „die aber nicht so viel Wert auf Hygiene legten“, und so ist die gebürtige Dresdnerin über den Bayerischen Wald und Regensburg schließlich am Tegernsee gelandet: „Ich habe mir dann ein Dirndl gekauft und seitdem darf ich bleiben“, sagt sie.
Auch Geschäftsführerin Simone Schnorr ist zugezogen, kommt ursprünglich aus Fulda. Die gelernte Betriebswirtin war für verschiedene Unternehmen im Bereich der Inneneinrichtung tätig, zuletzt in London, bevor sie 2001 „aus Begeisterung“ das Landhaus als Pächterin übernahm.
Ihre Tante ist Besitzerin des Hauses, das in den 70er Jahren von Wilhelm Neudecker als Gästehaus des FC Bayern erbaut wurde. Im Moment erinnert nur eine „Ahnengalerie“ mit Autogrammkarten und Postern sowie eine FC-Bayern-Sitzecke an diese Geschichte, „aber das würden wir gerne wieder ändern“, sprechen Chefin und Hausdame Geheimnisvolles an. Iris Stelter