Die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege e.V. (EFIT) hat mit dem Fashioncare-System einen neuen Vermarktungsansatz für ihre Mitglieder konzeptioniert. Ein Gütesiegel soll ab Januar 2008 die Reinigungsqualität für den Kunden garantieren. Jürgen Tagge, Mitarbeiter des Teams für Verfahrenstechnik der Hohensteiner Institute, erklärt, wie die Zertifizierung funktioniert.
Gütesiegel als Qualitätsbeweis
RWT:Die Idee des neuen Fashioncare-Systems ist: Ein Textilreiniger, der systematische Qualitätskontrollen auf freiwilliger Basis durchführt, hebt das Qualitätsniveau seiner Dienstleistungen. Kann er sich so Wettbewerbsvorteile sichern?
Jürgen Tagge:Darin liegt der Grundgedanke des Fashioncare-Systems. Seine Basis ist ein Qualitätssiegel, das der EFIT-Betrieb für stetig nachzuweisende, verschiedene Qualitätskontrollen erhält. Auf diesem Weg soll ein Qualitätsniveau für gehobene Ansprüche erzielt werden, das für den Kunden sofort ersichtlich ist.
RWT:Welche Ansprüche muss der Betrieb erfüllen, damit er dieses Gütesiegel bekommt?
Tagge:Er muss zum einen Eigenkontrollen durchführen und verpflichtet sich zum anderen zur Fremdüberwachung. Die Ergebnisse werden alle im Jahreskontrollbuch als Nachweis dokumentiert (siehe Kasten „Eigen- und Fremdkontrollen“).
RWT:Welcher Mehraufwand kommt dadurch auf den Betrieb zu?
Tagge:Der Betriebsleiter führt im wöchentlichen Rhythmus Hygienekontrollen durch. Einmal im Monat prüft er anhand gereinigter Testgewebe wichtige Merkmale der betrieblichen Qualität. Dies sind die eigenen Kontrollen. Für die Fremdkontrollen gibt es einen externen Überwacher, der den Betrieb im monatlichen Turnus beurteilt. Zusätzlich kommt ein weiterer externer, von EFIT beauftragter Kontrolleur einmal im Jahr unangemeldet und bewertet den Gesamtbetrieb. Über alle Ergebnisse ist präzise Buch zu führen. Sind alle vorgegebenen Kriterien erfüllt, bekommt der Betrieb das Gütesiegel.
RWT:Das hört sich nach einigem Aufwand an, der sich sicherlich auch finanziell niederschlägt …
Tagge:Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, wie den Betrieben möglichst wenig zusätzliche Kosten entstehen. Die Eigenkontrollen mittels Testgeweben schlagen kaum zu Buche. Ebenso können die monatlich vorgeschriebenen Fremdkontrollen zu günstigen Konditionen durchgeführt werden, weil wir empfehlen, hierfür mit lokalen Verbraucherverbänden zusammenzuarbeiten oder mit Privatpersonen, die die Dienstleistungen kritisch beurteilen. Sie werden zuvor von EFIT dafür geschult und in den Beurteilungskriterien unterwiesen. Beispielsweise hat eines unserer Mitglieder einen pensionierten Schneider engagiert, die Bügelqualität jeden Monat unter die Lupe zu nehmen. Wenn solche Fremdüberwachungen jeweils vor Ort ausgeführt werden, bleibt der finanzielle Aufwand ziemlich gering, da keine Reisekosten anfallen.
RWT:Woher weiß der Textilreiniger, welchem Standard seine Leistungen entsprechen müssen, damit er die Anforderungen des Gütesiegels erfüllt? Was geschieht, wenn er diese nicht erreicht?
Tagge:Zu den Testgeweben bekommt er Vergleichsskalen, anhand derer er die Qualität der von ihm gereinigten Textilien beurteilen kann. Zur Bewertung der Güte der Bügelarbeit steht eine Checkliste zur Verfügung, die sehr ausführliche Hilfestellung gibt – etwa wie ein Revers am Sakko gebügelt aussehen muss, damit es selbst höchsten Ansprüchen eines Kunden, der Businesskleidung trägt, standhält. Bei Mängeln kann der Betrieb sich von den externen Prüfern oder bei der EFIT beraten lassen. Noch eines ist wichtig: Das Gütesiegel legt nicht nur Wert auf niveauvolle Textilpflege, sondern auch auf das gesamte Erscheinungsbild des Betriebes (siehe Kasten „Das Erscheinungsbild bewerten“).
RWT:Welchen Stellenwert hat das Gütesiegel?
Tagge:Es ist gleichbedeutend mit dem eines Markenzeichens.
RWT:Wer hochwertige Kleidung herstellt, möchte, dass die Kunden langfristig zufrieden sind. Ist es nicht von Vorteil, hier einen direkten Draht zwischen Hersteller und Textilreiniger zu schaffen?
Tagge:Genau daran arbeiten wir. Hugo Boss geht z.B. davon aus, dass seine Kunden die Dienstleistungen eines EFIT-Betriebes selbstverständlich in Anspruch nehmen, weil sie keine Zeit haben, sich selbst um Dinge wie Waschen oder Bügeln zu kümmern. Damit der Kunde dies sorgenfrei tun kann, gewährleistet ihm das Fashioncare-System ein Jahr lang nach dem Kauf seiner Kleidung eine volle Neuwertversicherung bei der Reinigung. Und sollte später einmal beispielsweise ein Knopf beim Reinigen beschädigt werden, kann der Betrieb dank eines direkten Drahtes zum Hersteller den Knopf dort anfordern.
RWT:Herr Tagge, vielen Dank für das Gespräch! RWT
Infos: www.hohenstein.de.