Das Universitätsklinikum der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ist mit sieben Kleidungsausgabesystemen ausgestattet. Sie sorgen dafür, dass Ärzte, Pflege- und Hauspersonal stets frisch gewaschene Kleidung tragen, und halten dazu rund 14.000 Kleidungsstücke bereit. Wäschereileiter Siegfried Schulze hat ein Auge darauf, welche Teile entnommen werden.
Herr über 14.000 Bekleidungsteile
Die Zeiten, in denen Ärzte ihre frisch gestärkten Kittel in einem Metallspind horten mussten, sind vorbei: Heute gibt es moderne Anlagen, die die Ausgabe von gereinigter Kleidung und die Rückgabe von getragenen Stücken vollautomatisch regeln.
Als im Universitätsklinikum Aachen neue Berufskleidung angeschafft werden sollte, wurde gleichzeitig das Bekleidungsmanagement neu organisiert. Zunächst testeten die Krankenhausmitarbeiter ein Jahr lang Kleidung von unterschiedlichen Firmen. Schließlich fiel die Entscheidung für Bekleidung des Herstellers Klopman International – darunter Ärztekittel, Schlupfhosen und Kasacks. „Vorher reagierten rund 600 Personen allergisch auf unsere bisherige Berufskleidung. Das reduzierte sich nach der Einführung der neuen Teile um zwei Drittel“, freut sich Wäschereileiter Siegfried Schulze. Doch nicht nur die Berufskleidung sollte modernisiert werden, vor allem die Ausgabe und Rückgabe der Kleidungsstücke sollte rationeller und einfacher funktionieren. Dazu investierte das Klinikum in sieben Ausgabesysteme des Typs Chiptex-Liner von Dunnewolt und Rahe. Drei Anlagen haben je eine Ausgabestation, die restlichen sind zu zwei mal zwei Doppelsystemen zusammengeschlossen, beinhalten also jeweils zwei Ausgabestationen. Es ist klar geregelt, welches Personal seine Kleidung an welcher Anlage abholen darf: Anlage 5 ist beispielsweise für Krankenschwestern reserviert, während sich die Hausangestellten an Anlage 1 bedienen können.
Das Universitätsklinikum beschäftigt derzeit rund 6.800 Mitarbeiter, davon holen etwa 4.500 ihre Berufskleidung an den Ausgabestationen ab. Nicht nur die Ärzte und das Pflegepersonal sind in das System eingebunden, sondern auch Gärtner, Maler oder die Beschäftigten in der Küche. Jedem Mitarbeiter ist ein Funktionscode zugewiesen, der festlegt, welche Kleidungsstücke er abholen kann. Der Funktionscode „10“ steht z.B. für einen Ärztekittel plus Hose, der Code „15“ bedeutet Ärztinnenmantel und Hose. Zunächst sollte für männliche Personen grundsätzlich eine gerade Zahl vergeben werden und für weibliche eine ungerade. „Das konnten wir aber nicht mehr durchhalten“, erklärt Siegfried Schulze, „denn mittlerweile haben wir 340 unterschiedliche Benutzergruppen.“
Wenn sich ein Mitarbeiter Kleidung abholen will, geht er mit seiner Chipkarte zu einer der Ausgabestationen. Dort scannt er die Karte ein und bekommt auf dem Display angezeigt, wie viele und welche Teile er entnehmen darf. Maximal sechs Bekleidungsstücke darf ein Beschäftigter bei sich haben, der Durchschnitt liegt bei drei. Anschließend kann er auswählen, welches Stück er in welcher Größe braucht. Abbildungen auf dem berührungsempfindlichen Touchscreen des Bedienterminals helfen ihm dabei, die richtige Auswahl zu treffen. Bestätigt er diese Auswahl, sucht das System das passende Kleidungsstück und übergibt es dem Mitarbeiter über einen Roboterarm. Die Anlage sucht immer das passende Kleidungsstück aus, das am nächsten an der Ausgabestation hängt und dadurch am schnellsten erreichbar ist. So muss der Angestellte nicht unnötig warten. „Kein Mitarbeiter hat seine persönlichen Sachen – er bekommt jedes Mal ein anderes Teil“, stellt der Wäschereileiter klar. Die Rückgabe erfolgt über einen Schacht, in den der Mitarbeiter das Kleidungsstück einlegt. Das zurückgegebene Teil wird ihm anschließend sofort gutgeschrieben. Rund 139 verschiedene Kleidungsstücke, inklusive der jeweils fünf Größen, stellt das Universitätsklinikum für seine Mitarbeiter bereit. Die große Herausforderung besteht darin, den Bedarf für jede der sieben Anlagen richtig zu kalkulieren.
Der Wäschereileiter hat deshalb stets ein Auge darauf, welche Teile entnommen werden und in Kürze fehlen könnten. Die Anlagen werden außerdem von Mitarbeitern überwacht, betreut und mit frischer Kleidung bestückt. „Unser Personal ist aber sehr verständnisvoll, wenn mal etwas nicht klappt“, meint Siegfried Schulze. Für ihn ist aber klar, dass er alles stehen und liegen lässt, wenn es Probleme gibt: „Der Kunde geht vor!“ Gesteuert wird das Kleidungsausgabesystem über eine Software von LCT (Laundry Computer Technics). Sie ermöglicht es auch, die Kleidungsversorgung auszuwerten. Zum einen sieht der Wäschereileiter, ob und wie viele Kleidungsstücke sofort nach der Entnahme wieder zurückgegeben wurden. Daran erkennt er, ob sie nicht sauber waren oder andere Mängel haben: „Die Mitarbeiter in der Näherei sind darauf geschult, zu erkennen, ob ein Fleck entfernt werden kann oder ob das Kleidungsstück weggeworfen werden muss.“ Fleckige Kitteltaschen werden durch neue ersetzt, hartnäckige Flecken einer Behandlung unterzogen. Aber auch die Kosten können über die Software den einzelnen Stellen zugewiesen werden. „Studenten erhalten von uns eigentlich keine eigene Arbeitskleidung“, gibt der Wäschereileiter ein Beispiel: „Höchstens, die Professoren veranlassen das. Dann werden ihnen aber im Anschluss auch die Kosten in Rechnung gestellt.“ Sandra Höflacher